Einblick in die ambulante Kindertherapie der Reha Rheinfelden

Lilli Signer ist ein aufgestelltes Mädchen, das in Wittnau die Primarschule besucht. In den vergangenen zwei Wochen absolvierte die Achtjährige, die von Geburt an Spinale Muskelatrophie hat, ein intensives Therapieprogramm in der Reha Rheinfelden. Die NFZ durfte sie begleiten.

Valentin Zumsteg

Hochkonzentriert hält Lilli Signer einen Bleistift in der Hand und fährt damit einer Schablone nach. Anschliessend schneidet sie mit Unterstützung der Ergotherapeutin Hannah Streuber ein Herz aus. Ein 3-D-Bild soll entstehen, die Idee dazu kam von Lilli selber. «Ich male und bastle sehr gerne. Gelb und Türkis sind meine Lieblingsfarben», sagt die Achtjährige, die in einem elektrischen Rollstuhl sitzt, mit einem Lachen.

Diagnose vor zwei Jahren erhalten
Lilli lebt mit Spinaler Muskelatrophie, das ist eine seltene neuromuskuläre Erkrankung. Etwa eines von 10 000 Neugeborenen ist davon betroffen. Erst vor zwei Jahren bekamen die Eltern die Diagnose, seither erhält das Mädchen entsprechende Medikamente.

Lilli hat zwei Brüder und besucht die Primarschule in Wittnau. Dort wird sie von zwei Assistenzpersonen, die sich ein Pensum teilen, unterstützt. «Das klappt prima, sie geht gerne in die Schule», erzählt Mutter Katharina Signer. In der Freizeit ist Lilli mit ihrem Rollstuhl viel im Dorf unterwegs, um Freundinnen zu treffen. Daneben singt sie im Jugendchor Gipf-Oberfrick und ist Mitglied der Jubla Wittnau.

Einmal pro Woche besucht sie normalerweise das ambulante Kindertherapiezentrum in der Reha Rheinfelden. Zudem kommt eine Physiotherapeutin der Reha einmal wöchentlich zu Lilli nach Wittnau, um bei ihr Zuhause Übungen zu machen.

Für die zweiwöchige Intensivtherapie (ambulante Tagesrehabilitation) in den Sommerferien haben sich Lilli und ihre Eltern klare Ziele gesetzt. So soll die Beweglichkeit des Kopfes verbessert werden, sie soll sich leichter drehen können und auch mit der Schere soll sie besser klarkommen.

Abwechslungsreiche Übungen
Physiotherapeutin Manuela Merkt hat eine Übung vorbereitet, bei der Lilli auf einer Matte liegt und sich zuerst auf die linke Seite drehen muss, um einen Ball zu greifen. Anschliessend wendet sie sich auf die rechte Seite, wo sie mit dem Ball kleine Kegel umschiessen soll. Diese Übung macht ihr Spass und sie stärkt die Muskulatur. Ebenfalls mit viel Freude und Motivation legt sie sich in einen breiten Reifen, der von der Therapeutin abwechselnd nach links und rechts gedreht wird, so dass das Mädchen ebenfalls die Seite wechseln kann. Neben Physio- und Ergotherapie gehört auch eine Wassertherapie zum Programm. «Mir macht hier alles Spass. Ich werde auch nicht müde», sagt Lilli und ihre Augen strahlen.

Rund vier Stunden dauert das Intensivprogramm in der Reha täglich. «Ich kann mir hier einiges für die täglichen Übungen zuhause abschauen», erklärt Mutter Katharina Signer. Sie ist froh, dass die IV eine Intensivtherapie von vier bis sechs Wochen bewilligt hat. «Fortschritte sind festzustellen», betont sie. Voraussichtlich in den Herbstferien wird das intensive Programm in der Reha Rheinfelden fortgesetzt. Lilli freut sich schon darauf.

Unterstützung für Kindertherapiezentrum

Die Nachfrage nach Therapieplätzen für Kinder und Jugendliche ist hoch, jedes Jahr werden einige hundert junge Patientinnen und Patienten in der Reha Rheinfelden behandelt. Da die Krankenkassen und die IV die Kosten nicht für alle Therapien vollumfänglich übernehmen, ist die Finanzierung eine Herausforderung. Seit vielen Jahren hilft deswegen die «Stiftung zur Unterstützung des Kindertherapiezentrums der Reha Rheinfelden» mit, das breite Angebot aufrechtzuerhalten. Am 23. August führt die Reha Rheinfelden zusammen mit dem Golfzentrum Rheinfelden das 15. Charity-Golfturnier zugunsten des Kindertherapiezentrums durch. Pro Teilnehmerin und Teilnehmer gehen 250 Franken an die Stiftung. (nfz)