Fricktaler Ehepaar rettet Frau vor dem sicheren Tod

  26.09.2024 Rheinfelden, Kaiseraugst

Rheinfelder für Prix Courage nominiert

Mit einem beherzten Einsatz haben Hans und Karin Dürrenberger im Januar einer Frau das Leben gerettet, die in Kaiseraugst mit ihrem Rollstuhl auf die Gleise gestürzt war. Karin Dürrenberger wurde dabei selbst verletzt. Das Ehepaar hat jetzt die Chance, den Prix Courage zu gewinnen.

Valentin Zumsteg

«Es hat sich gelohnt, die Frau hat überlebt, das ist das Wichtigste», sagen Karin und Hans Dürrenberger aus Rheinfelden beim Gespräch mit der NFZ. Es war ein ganz gewöhnlicher Spaziergang am 9. Januar, der ihr Leben veränderte und die letzten Monate stark geprägt hat.

«Der Zug kommt»
Das Ehepaar spazierte damals am Nachmittag zusammen mit ihrer Hündin Maila von Rheinfelden dem Rhein entlang nach Kaiseraugst. Dort wollten sie die S-Bahn zurück an ihren Wohnort nehmen, so wie sie es schon oft getan hatten. In der Unterführung des Bahnhofs Kaiseraugst sahen sie eine Frau im Rollstuhl mit einer zweiten Frau als Begleitperson die Rampe zum Perron hochfahren. Plötzlich hörten sie einen Hilfeschrei. Karin (67) und Hans (73) Dürrenberger eilten hinauf, wo sie nur noch die Begleitperson stehen sahen. Die Frau im Rollstuhl war mit ihrem Gefährt auf die Gleise gestürzt.

Ein kurzer Blick, ob ein Zug kommt, dann springt Hans Dürrenberger auf das Gleis, um der Frau zu helfen. Karin bindet den Hund an und folgt ihrem Mann umgehend. Zusammen versuchen sie, die Frau, die an MS leidet, aus der gefährlichen Lage zu befreien. «Ihre Beine waren zwischen dem Rollstuhl und dem Motor eingeklemmt», erinnert sich Hans Dürrenberger. Schliesslich gelingt es den beiden, den schweren Motor wegzuziehen. In diesem Moment ruft die Begleitperson: «Der Zug kommt.» Hans Dürrenberger klettert sofort hoch auf das Perron, seine Frau zögert einen Moment und will der Frau noch helfen, doch dafür reicht die Zeit nicht. Ein lauter Knall ertönt, als der Schnellzug den Motor des Rollstuhls trifft. Karin Dürrenberger kann sich im letzten Moment ebenfalls auf das Perron retten, sie erhält aber einen heftigen Schlag ans Bein. «Ich spürte einen stechenden Schmerz und dachte im ersten Moment, mein linkes Bein ist weg.» Wie sich später im Spital herausstellt, ist ihr Wadenbein mehrfach gebrochen, das Schienbein und mehrere Mittelfussknochen sind ebenfalls entzwei. Noch heute spürt sie jeden Schritt und ist in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. In den kommenden Wochen wird eine weitere Operation folgen.

Die Frau im Rollstuhl ist wie durch ein Wunder nicht vom Zug erfasst worden. Sie hat sich flach zwischen die Schienen gelegt. Dies war möglich, weil der Motor ihres Rollstuhls, dank des beherzten Einsatzes der Dürrenbergers, sie nicht mehr behinderte. Beim Sturz auf das Gleis hat sie sich jedoch den rechten Ellbogen und das rechte Handgelenk gebrochen.

«Wir hätten alle drei tot sein können»
«Wir haben ihr das Leben gerettet. Doch die Begleitperson hat dank ihrer Warnung vor dem herannahenden Zug uns das Leben gerettet. Wir hätten alle drei tot sein können», sagt Hans Dürrenberger.

Dieser Gedanke beschäftigt die beiden heute noch. «Es war ein spezielles Jahr. Es ist uns bewusst geworden, wie schnell es gehen kann und wie vergänglich alles ist. Darum geniessen wir unsere Zeit umso mehr», sagt Karin Dürrenberger.

Für ihre mutige und selbstlose Tat sind die beiden von der Zeitschrift «Beobachter» für den Prix Courage nominiert worden, der am 21. November verliehen wird. «Das freut und ehrt uns. Diese Nominierung kann andere inspirieren, auch mutig zu sein und Zivilcourage zu zeigen», erklären Hans und Karin Dürrenberger. Für beide steht fest: «Wir würden es wieder tun.»

Das Publikumsvoting für den Prix Courage 2024 läuft noch bis am 18. Oktober. Auf der Webseite des «Beobachters» können alle abstimmen: www.beobachter.ch


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