Noch einmal richtig geniessen

  16.02.2023 Kultur, Laufenburg

Wunderbar ausgelassen, laut und bunt: das ist Fasnacht. In Laufenburg ist sie zugleich gepflegtes, jahrhundertealtes Brauchtum. In diesem Jahr mischt sich bei einigen der Verantwortlichen auch etwas Wehmut: Letztmals stehen im Museum Schiff Salmigrotte, Gaststube und Escobar zur Verfügung.

Susanne Hörth

Zunftmeister David Giess von der Narro-Alt-Fischerzunft 1386, Ilse Jehle und Monika Spring von den Salmfängern sowie Colin Erhard vom Tambourencorps ziehen die Stabellen, die Holzstühle mit ihren individuell geschnitzten Sujets und mit den Namen der jeweiligen Zunftbrüder versehenen Rückenlehnen nach hinten und setzen sich. Ob das Zurückziehen der Stühle oder die Schritte der Anwesenden: der Holzboden kommentiert alles mit einem feinen Knarren. «Unsere Zunftmitglieder haben den Boden verlegt», sagt David Giess. Die Zunft sei ebenso für die gesamte Innenausstattung, dazu gehören auch die handgeschnitzten Schaukästen, verantwortlich. Seit 40 Jahren nutzt die Narro-Alt-Fischerzunft 1386 Laufenburg den Raum hinter der Gaststube in der Laufenburger Altstadtliegenschaft Schiff in der Fischergasse. «Anfänglich hatten wir eine Vereinbarung über 30 Jahre», so Giess. Mit dem Aufhören des letzten «Schiff»-Wirtes vor zehn Jahren pachtete die Zunft den Gastrobetrieb inklusive der Zunftstube. Gewirtet wird während der Fasnachtszeit oder zu bestimmten Anlässen.

Beliebte Treffpunkte
Mit der heute Donnerstag beginnenden Laufenburg Städtlefasnacht ist die Gaststube wieder ein beliebter Treffpunkt. Ein solcher im gleichen Haus und damit mittendrin im närrischen Geschehen, ist auch die Salmigrotte. «Vor 25 Jahren haben wir die Räume übernehmen können», sagt Ilse Jehle. Sie und Monika Spring erzählen, wie die Mitglieder im Laufe der Jahre in viel Fronarbeit sowie mit der Übernahme aller Kosten, notabene im fünfstelligen Bereich, aus ehemaligen kalten und feuchten Räumen ein Wohlfühlort mit Bar, Gewölbekeller und sanitären Anlagen geschaffen haben. Während die oberhalb liegenden Zunft- und Gaststuben durch den Einsatz von viel Holz sehr bewusst Historisches und Traditionelles ausstrahlen, ist die geflieste Salmigrotte ein Eintauchen in eine glitzernde Unterwasserwelt. Aus glänzendem Stoff genähte Fische, an der Decke über der langen Bar befestigt, suchen sich ihren Weg durch ebenfalls glitzernde, Wasser darstellende Stoffbahnen. Das Wasser steht stellvertretend für den Rhein, die Fische erinnern an den Salm, welcher den Menschen hier in Laufenburg einst eine wichtige Einnahmequelle bescherte. Der 1992 gegründete Verein «Salmfänger Laufenburg» ist nicht nur an Fasnacht dafür besorgt, dass die Erinnerung an dieses einstige Fischerhandwerk nicht in Vergessenheit gerät.

Dritter im Treffpunkt-Bunde im Hause Schiff ist die Escobar der Laufenburger Tambouren. «Wir können den Raum seit 2013 nutzen», sagt Collin Erhard. Während der Städtlefasnacht wird der kühle Kellerraum mit dahinterliegendem Stauraum zur Escobar mit südamerikanischem Flair.

Warum all die Ausführungen exakt zum Zeitpunkt, an dem es doch mit der Salmanlandung heute Nachmittag so richtig losgeht mit der Laufenburger Städtlefasnacht? Ab diesem Zeitpunkt doch das närrische Treiben den Vorrang hat. Die Antwort darauf: Es ist das letzte Mal, dass diese Räume für die Fasnacht und als Treffpunkt zur Verfügung stehen. Sie machen Platz für die geplante, mittlerweile auch bewilligte Modernisierung und Erweiterung des ebenfalls in dieser Altstadtliegenschaft befindlichen Museums Schiff. Während die Zunftstube etwas verkleinert der Narro-Alt-Fischerzunft ab 2026 wieder als Vereinslokal zur Verfügung steht, gibt es nach dem Umbau Sal-

migrotte und Tambouren-Bar nicht mehr. «Für uns war es mehr als nur ein paar Räume. Für unseren Verein ist es Heimat, ein Ort, an dem wir zusammen ganz viel umgesetzt und erlebt haben», betonen Monika Spring und Ilse Jehle. «Das Haus Schiff ist an der Fasnacht mittendrin, ein Drehund Angelpunkt», machen sie wie auch David Giess auf die Bedeutung der Liegenschaft in Bezug auf die närrische Brauchtumspf lege aufmerksam. Mit ihnen hofft auch Collin Erhard, dass der Geist der Fasnacht künftig an so zentraler Lage wieder eine neue Heimat findet.

Die Wehmut über den baldigen Verlust ihrer Lokale schieben sie jetzt aber erst einmal auf die Seite und freuen sich auf eine fröhliche, friedliche Laufenburger Fasnacht 2023 mit vielen Teilnehmenden und ebenso vielen Gästen. «Ich wünsche mir, dass die Leute die letzte Gelegenheit nutzen und nochmals in unsere Lokalitäten kommen und hier die besondere Atmosphäre geniessen. Ich hoffe auch, dass man das, was nun bald nicht mehr ist, wertschätzt», spricht David Giess aus, was die anderen am Tisch mit intensivem Kopfnicken unterstützen. Ganz im Sinne von einem erinnerungsreichen «Weisch no …»


Städtlefasnacht

Die Laufenburger Städtlefasnacht beginnt heute Donnerstag mit der Tschättermusik und anschliessend um 16.30 Uhr der Salmanlandung in der Codmann-Anlage auf deutscher Rheinseite. Danach wird auf Schweizer Seite die Städtlefasnacht von den Stadtoberhäupter als eröffnet erklärt. Gleichen abends zirkulieren drei Schnitzelbankgruppen in den Lokalitäten Warteck, Schiff und Swiss-Bar Alpstübli am Laufenplatz.

Weitere Höhepunkte sind am Freitag das grosse Guggenopenair, am Samstag der Nachtumzug mit Darbietungen «Häxefüür» und am Sonntag der Fasnachtsumzug. Fast alle Anlässe finden grenzüberschreitend statt.


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