Fricktaler Vergangenheit verdient Zukunft
17.11.2022 Kultur, Kunst, LaufenburgLeitartikel zur Modernisierung des Museums Schiff in Laufenburg
4,2 Millionen Franken, um das Laufenburger Museum Schiff zu modernisieren und behindertengerecht zu erschliessen sowie zusätzliche 670 000 Franken für ein neues Ausstellungskonzept inklusive Einrichtung: Ist das nicht sehr viel Geld für ein Haus, in dem die Vergangenheit doch die wesentlichste Rolle spielt? Das in einer Zeit, in der das Heute und Morgen jeden von uns aktuell mit so vielen Themen belastet. Seien es der drohende Energie-Engpass, die Unsicherheiten durch die Auswirkungen des ukrainischen Krieges, steigende Lebenskosten, Ängste vor einer erneuten Pandemie und und und.
Es ist unbestritten eine stolze Summe, die verteilt auf mehrere Schultern für das Museum Schiff ausgegeben werden soll. Die Beiträge der Ortsbürger- und Einwohnergemeinde würden sich auf insgesamt 1,35 Millionen Franken (einmalig) belaufen. Dazu kommen je 20 000 Franken für die jährlichen Betriebskosten. Letzteres ist der «Sauerstoff», welche es für ein aktives Museumsleben braucht. Zum Vergleich: beim Fricktaler Museum in Rheinfelden zahlt die Ortsbürgergemeinde jährlich 300 000 Franken an die Betriebskosten.
Gerade in solch aufwühlenden Zeiten braucht es Orte, die Raum bieten, um in unsere Geschichte eintauchen zu können. Was wir heute sind, ist auch aus der Vergangenheit gewachsen. Das kommt sicher von einer, die schon älter ist, werden jetzt manche sagen; und haben Recht damit. Was lange vor unserer Zeit war, interessiert die Jugend von heute doch überhaupt nicht, sagen andere. Stimmt vielleicht. Kann trotzdem nicht verallgemeinert werden. Bei einem Spaziergang mit zwei Zwölfjährigen am Laufenburger Rheinufer entlang wollten die beiden wissen, ob denn die alte Rheinbrücke wirklich alt sei. Und überhaupt alt! Was ist alt? Eine hundertjährige Brücke? Existierten vor ihr schon andere und wie wurden die gebaut, als es die heutige Technik noch nicht gab? Viele Handwerke von früher sind kaum noch vorstellbar; kommen wir auf die Laufenknechte zu sprechen, die einst die Baumstämme zu Flossen zusammenbanden und so über das Wasser transportierten. Ja, es gebe Bilder von früher, erzähle ich. Auch vom tosenden Wasserfall, den es hier einst gegeben oder dem Rhein, als er einmal komplett zugefroren war und die Leute darauf spazieren gingen. Nein, so alt bin ich nun doch auch noch nicht, um das selbst erlebt zu haben. Gesehen habe ich es auf alten Fotos im Museum Schiff oder in den Begleitschriften zu den jeweiligen Themenausstellungen.
Sind solch kleine, kaum zehn Minuten dauernde Momentaufnahmen Argumente für die hohe Investition? Ich meine ja. Laufenburgs Altstadt ist per se schon ein Spaziergang durch frühere Zeiten. Das Historische zu bewahren, ohne dabei den Anschluss an das Hier und Jetzt zu verpassen, ist ein Auftrag an alle.
Der Weiterbestand des Museums und dessen Bedeutung für die Stadt, für die Region und über die Landesgrenzen hinaus ist auch dem Kanton Aargau ein grosses Anliegen. Vorbehaltlich der Versammlungszustimmungen (Einwohnergemeinde heute 17. November, Ortsbürgergemeinde am 18. November) unterstützt er das Modernisierungsprojekt mit rund 1,6 Millionen Franken aus dem Swisslosfonds.
Das Bewahren und Aufarbeiten des Geschichtenreichtums unserer Region bekommt unter der Dachmarke «Fricktaler Museum», vielmehr der damit verbundenen Vision, noch eine weitere Dimension. Ein gemeinsames Corporate Design sowie eine inhaltliche Abstimmung soll die beiden Museen in Rheinfelden und Laufenburg stärken. Dabei bleiben beide Häuser betrieblich wie finanziell eigenständig.
Mit der Zustimmung zur Modernisierung des Museums Schiff werden historische Plattformen ermöglicht, die es uns erlauben, in der Gegenwart die Vergangenheit erlebbar zu machen.
«Deutliches Signal von drüben»
An der deutschen Gemeinderatssitzung vom Montag im «Schlössle» gab es viel Lob und generelle Zustimmung zum Projekt des Museums Schiff. Der beantragte Beitrag für das Ausstellungskonzept von 150 000 Euro wurde ohne Gegenstimme gutgeheissen. Bürgermeister Ulrich Krieger erwähnte einleitend die grosse Bedeutung des Projekts auf der Basis der gemeinsamen Geschichte der beiden Laufenburg. Dies komme im neuen Ausstellungskonzept voll zur Geltung. Der Museumsverein bestätigte mit seiner Präsentation die grenzüberschreitende Ausrichtung des Museumskonzepts und konnte eine weit fortgeschrittene Finanzierung des Projekts vorlegen. In der folgenden Diskussion und Fragerunde wurde die sorgfältige ehrenamtliche Arbeit im Verein und im Projektteam hervorgehoben. Alle Anspruchsgruppen sind einbezogen und miteinander wird die beste Lösung gesucht. Die Sanierung und Modernisierung sind unbestritten. Positive Erwähnung fand der Nutzen für den Tourismus und der Einbezug der Schulen. Mit dem neuen Museum bekommen die Lehrpersonen und die Schülerinnen und Schüler einen wichtigen Lernort, der ihre Identifikation mit der Stadt und seiner Geschichte stärkt und fördert.
Mit dem Ja von Laufenburg Baden bleibt die Realisierung des Projekts weiter auf Kurs. Ulrich Krieger wünschte der Schwesterstadt an den kommenden Versammlungen der Einwohner- und Ortsbürgergemeinde viel Erfolg. (mgt)