«Die Fricktaler Bühne ist mein Leben – bis Ende November»
24.09.2019 Rheinfelden, WittnauMartina Schmid: Präsidentin des Chors
Sie ist Kindergärtnerin mit Herzblut und engagierte Präsidentin beim Chor der Fricktaler Bühne. Martina Schmid aus Wittnau liebt die Musik und packt gerne an.
Valentin Zumsteg
Martina Schmid ist eine richtige Fricktalerin. Die gebürtige Obermumpferin lebt mit ihrer Familie in Wittnau, arbeitet als Kindergärtnerin in Frick und singt beim Chor der Fricktaler Bühne in Rheinfelden. Seit 1996 – also seit mehr als 23 Jahren – ist sie Mitglied dieses Laienchores, der zusammen mit der Fricktaler Bühne alle zwei bis drei Jahre ein grosse Operetten- oder Musicalproduktion auf die Bühne des Rheinfelder Bahnhofsaals bringt.
Mit dem «weissen Rössl» hat es begonnen
An ihren ersten Auftritt mit dem Chor kann sie sich noch sehr gut erinnern. «Es war die Operette ‹Im weissen Rössl› im Jahr 1996. Damals war ich zum ersten Mal dabei und durfte mitsingen – es hat mich gepackt», erzählt die 46-Jährige. Die Fricktaler Bühne kannte sie aber schon viel länger, denn ihr Bruder Benni Gürtler gehörte dem Chor an und hat ihn während einiger Jahre präsidiert. «Ich habe jeweils seine Kinder gehütet, damit er in die Proben konnte.» Mittlerweile ist sie selber Präsidentin – und hat derzeit alle Hände voll zu tun. Denn die heisse Phase der nächsten Produktion läuft. Am 18. Oktober steht die Premiere der Operette «Die lustigen Weiber von Windsor» an. «Das ist ein tolles Werk, sehr lustig. Aber für den Chor sehr anspruchsvoll», sagt Schmid. Die Arbeit mit Regisseurin Bettina Dieterle schätzt sie sehr.
Derzeit wird an zwei Abenden pro Woche und jeweils während des ganzen Samstags geprobt. Das ist eine intensive Zeit – kommt hinzu, dass Martina Schmid in diesem Jahr dem Organisationskomitee angehört und damit viel zusätzliche Arbeit leisten muss. Sie engagiert sich gerne – und sagt klar ihre Meinung. «Ich habe eine direkte Art», erklärt sie.
Den grossen Aufwand nimmt sie mit Humor: «Die Fricktaler Bühne ist mein Leben – zumindest bis zum Ende der diesjährigen Produktion am 24. November.» Manchmal gerät sie aber an ihre Grenzen. «Es gibt bei jeder Produktion den Moment, in dem ich sage, jetzt schmeisse ich den Bettel hin, jetzt wird es mir zu viel. Meine Familie lacht jeweils über mich, sie nimmt das nicht ernst.» Es ist ja auch nicht ernst gemeint. Das Engagement im Chor bedeutet ihr viel: «Wo hat man sonst als Laie schon die Gelegenheit, mit Profimusikern zusammenzuarbeiten und gemeinsam eine grosse Produktion auf die Beine zu stellen. So etwas ist einmalig.» Aber man müsse schon etwas «verrückt» sein, um sich den grossen Aufwand anzutun. «Die Fricktaler Bühne ist für mich eine absolute Herzensangelegenheit. Anders wäre es gar nicht möglich.»
Martina Schmid liebt die Musik. Sie singt nicht nur im Chor, sie ist auch Mitglied der Musikgesellschaft Wittnau und spielt dort Saxophon. Daneben beherrscht sie Flöte, Gitarre und Klavier. «Ich stamme aus einer musikalischen Familie. Musik ist mir sehr wichtig.» Sie ist überhaupt sehr künstlerisch veranlagt. In ihrer knapp bemessenen Freizeit kreiert sie beispielsweise Glasperlen. «Das ist ein altes Handwerk. Ich schmelze Glasstangen bei 1000 Grad und forme daraus Kunstwerke und Schmuck. Das macht mir sehr viel Freude.» Sie hat dafür in einem Gartenhaus ein eigenes Atelier eingerichtet.
«Arbeit als Kindergärtnerin ist anspruchsvoller geworden»
Nach der Bezirksschule besuchte Martina Schmid das Kindergärtnerinnen-Seminar in der Klosterschule Heiligkreuz in Cham. «Das Leben im Internat hat mir sehr gefallen. Es gab eine Ordensschwester, die mich als Nonne gesehen hätte. Doch das kam für mich nicht infrage – ich habe damals schon meinen zukünftigen Mann gekannt», erzählt die Mutter von drei Kindern.
Die Arbeit als Kindergärtnerin bereitet ihr viel Freude – auch wenn sie in den vergangenen Jahren deutlich anspruchsvoller geworden sei. «Viele Kinder müssen heute erst sozialisiert werden, wenn sie in den Kindergarten kommen. Einige hatten zuvor kaum Kontakt mit anderen Kindern. Sie müssen sich an gewisse Verhaltensregeln gewöhnen. Auch die mangelnden Sprachkenntnisse sind ein zunehmendes Problem.» Gerne greift sie im Unterricht zur Gitarre und zur Flöte. Gesungen wird ebenfalls oft.
«Die Musik gibt mir viel. Wenn ich nach einem hektischen Tag in die Chorprobe gehe, dann kann ich abschalten. Das tut mir richtig gut.» Auf die bevorstehende Premiere freut sie sich – auch wenn bis dann noch viel zu tun ist.