«Aktivierung ist kein Muss, sondern freiwillig»
13.12.2020 Fricktal, GesundheitIn den GZF-Pflegeheimen sorgen verschiedene Beschäftigungsprogramme für Abwechslung
Guetzliduft, weihnachtliche Klänge, Bastelzeit oder märchenhafte Erzählstunden: In den beiden Pflegeheimen des Gesundheitszentrums Fricktal (GZF) in Laufenburg und Rheinfelden sorgen Aktivitäten und Anlässe für abwechslungsreiche, kreative und auch besinnliche Stunden für die Heimbewohnerinnen und -bewohner.
Susanne Hörth
«Natürlich habe ich früher vor Weihnachten viel gebacken. Mein Mann mochte vor allem Mailänderli. Aber auch Haselnuss-Stengeli und Mandel-Makrönli mit Schoggi.» Marianne Güntert spricht, ohne dabei von ihrer Arbeit aufzublicken. Den Teig für die Kokosmakronen hat sie eben fertig gemischt, dann gerührt und geknetet. Nun formt sie daraus kleine Kugeln. Die zuerst benutzten Löffel hat sie längst weggelegt. Mit den Händen geht es einfacher, die brösmelige Masse lässt sich besser formen. «Meine Hände sind schliesslich frisch gewaschen.» Über der blauen Schutzmaske blitzt der Schalk in den Augen der älteren Frau. Sie befindet sich an diesem Dienstagmorgen im zur Weihnachtsbäckerei umfunktionierten Sternensaal des Laufenburger Pflegeheimes. Es gehört wie auch das Pf legeheim in Rheinfelden zum Gesundheitszentrum Fricktal (GZF).
Ebenfalls am «Guetzle» sind zwei weitere Heimbewohner sowie die beiden Aktivierungstherapeutinnen Sandra Thoma und Regina Freiburghaus. Aus den Lautsprechern des CD-Players erklingen Weihnachtslieder. Dezent und zurückhaltend, ohne die typischen Geräusche einer Backstube zu überdecken. «20 Gramm zu viel», sagt in diesem Moment Willy Biri. Der Pflegeheimbewohner ist dabei, Zucker abzuwägen und will sich exakt an das vor ihm liegende Rezept halten. Es ist bereits der zweite Teig, den er an diesem Morgen zubereitet. Fast verwundert reagiert er auf eine Frage der Journalistin. Natürlich gefalle es ihm beim Guetzlibacken. Er wäre ja sonst nicht hier. Dann widmet er sich dem Abreiben einer Zitronenschale. «Das ist etwas mühsam», murmelt er, als er mit seinen, vom Alter gezeichneten und leicht steifen Fingern die runde Frucht über die gerade Fläche der Reibe zieht. Doch schliesslich ist es geschafft, die abgeriebene Schale kann der Teigmasse hinzugefügt werden.
Nur wer will, macht auch mit
«Aktivierung ist nie ein Muss, sondern immer freiwillig. Wir laden die Leute zum Mitmachen ein und akzeptieren selbstverständlich auch ein Nein», betont Regina Freiburghaus. Wie sie freut sich auch ihre Berufskollegin Sandra Thoma über die stete Zufriedenheit der an den unterschiedlichen Aktivierungsangeboten teilnehmenden Pf legeheimbewohnern. «Für sie bringt es Freude und Abwechslung in den Alltag», weiss Sandra Thoma. Jetzt, während der Weihnachtszeit, können zudem schöne, erinnerungsvolle Rituale der Bewohner wiederbelebt werden.
Jetzt erst recht
Corona sorgt auch im Pflegeheim-Alltag für Einschränkungen. Nicht eingeschränkt, aber in kleineren Gruppen als sonst organisiert und immer unter Einhaltung der Schutzmassnahmen durchgeführt, werden aktuell die Aktivitäten für die Bewohnerinnen und Bewohner. «Gerade in diesem speziellen Jahr ist es für uns wichtig, während der Advents- und Weihnachtszeit im Pf legeheim fröhliche, lichterfüllte und besinnliche Momente zu ermöglichen», betont GZF-Mediensprecherin Sibylle Augsburger Hess gegenüber der NFZ. Dazu gehört eben auch das gemeinsame Backen oder Basteln. «Vor einigen Wochen haben wir Seifen gegossen», erzählt Sandra Thoma. Das habe den Teilnehmenden nicht nur gut gefallen, sondern sie auch mit grossem Stolz erfüllt. Sie haben etwas selbst hergestellt, das sie verschenken oder auch für sich persönlich verwenden können.
«So, die Schüsseln sind wieder sauber.» Marianne Güntert hat zwischenzeitlich zwei Backbleche voller Kokoskugeln gefüllt und die Schüsseln bereits abgewaschen. Aktivierungstherapeutin Regina Freiburghaus hilft Marianne Güntert behutsam an den Tisch zurück und platziert auf diesem anschliessend die sauberen Gefässe. «Es macht Spass», zeigt sich Guetzlibäckerin Marianne Güntert voller Tatendrang. Sie nimmt den nächsten Teig in Angriff. Ausgestochen und gebacken wird dann am Nachmittag.
Breitgefächerte Aktivierungsangebote
Am GZF-Standort Laufenburg stehen laut Katharina Hägeli, Assistentin der Pflegeheimleitung, rund 75, am Standort Rheinfelden rund 25 Pflegebetten zur Verfügung. Neben der Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner gehört das Aktivierungsprogramm zum festen Bestandteil der Tagesabläufe an beiden Standorten. Zuständig sind drei Aktivierungstherapeutinnen – zwei in Laufenburg, eine in Rheinfelden.
Nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner können aktiv etwas basteln oder herstellen. Anlässe wie Konzerte im kleinen Rahmen, Märchenstunden oder Filmvorführungen gehören deshalb auch zum Adventsprogramm. Die Aktivitäten und Anlässe orientieren sich immer an der jeweiligen Jahreszeit. Kleine Weihnachtsessen auf der Station, umrahmt von stimmiger Musik dürfen natürlich auch in diesem Jahr nicht fehlen und finden unter Einhaltung der geltenden Schutzmassnahmen statt. (sh)