Nach dem Schnee gings auf den Eiffelturm

  09.01.2023 Fricktal, Persönlich, Herznach

Auslandschweizer Alex Meier hat gute Erinnerungen an Herznach

In Panama ist Familie Meier als Schweizer Familie angemeldet, obwohl die vier aus Venezuela eingewandert sind und nie in der Schweiz gewohnt haben. Als Kind und Jugendlicher hat Alex Meier viel Zeit in Herznach verbracht; seine Kinder waren nun zum allerersten Mal in der Schweiz und zum ersten Mal im Schnee. Nach der Visite fuhr die Familie weiter nach Paris.

Karin Pfister

Viele Sommer seiner Kindheit und Jugend hat Alex Meier in der Schweiz und im Fricktal verbracht. Oft war er bei seinem Cousin Philipp Schmid in Herznach zu Besuch. «Ich erinnere mich, dass wir Früchte von den Bäumen gepflückt haben. Das war für mich als Grossstadtkind ein Erlebnis und ich erinnere mich vor allem an die Freiheit. Wir konnten einfach überall hin gehen, alles war sicher», sagt er. Der Kontrast zu Caracas, wo die Familie in einer gesicherten, überwachten Zone lebte, war gross. Cousin Philipp Schmid ergänzt: «Oliver, der Bruder von Alex, hat im Dorf einen achtjährigen Jungen gesehen, der alleine mit dem Velo unterwegs war und hat ganz erstaunt gefragt, ob der Junge nicht gestohlen wird.» Später seien er und sein Bruder dann viel im Fricktal im Ausgang gewesen, so Alex Meier weiter; an Konzerten und Dorffesten; auch dies sei für ihn etwas Neues gewesen, das er so von Zuhause nicht kannte.

Alex Meier und sein Bruder Oliver kamen in Caracas, einer Grossstadt mit rund sieben Millionen Einwohnern, zur Welt. Sein Vater, ein Textilingenieur, war einst als junger Mann von Zürich nach Venezuela ausgewandert. Dort hat er seine Frau, die aus Deutschland stammt, kennengelernt. Ihre Eltern betrieben mitten in der Stadt einen Optik- und Hörgeräteladen. «Ich habe den Laden dann zusammen mit meinen Grosseltern geführt.» Sein Vater ist 1990 bei einem Verkehrsunfall in Caracas gestorben.

Gutes Gesundheitssystem
Alex Meier sagt: «Venezuela ist landschaftlich sehr schön, aber die Lebensverhältnisse sind schlecht.» Manchmal sei Wasser aus dem Hahn gekommen, manchmal nicht. Manchmal gab es Strom, dann wieder stunden- oder tagelang keinen. Dazu komme die Inflation, die Armut und die Korruption. «Wir haben dann vor einigen Jahren beschlossen, Caracas zu verlassen und nach einem neuen Wohnort zu suchen. Auch eine Auswanderung in die Schweiz stand für uns zur Diskussion.»

Ausschlaggebend für den Entscheid sei die beruf liche Zukunft gewesen. «Es ist sehr schwer vom Ausland aus in der Schweiz Fuss zu fassen», obwohl wir alle den Schweizer Pass besitzen und ich gut deutsch spreche und meine Frau gut französisch.» Da seine Frau in Panama eine gute Arbeit als Brückenbauingenieurin gefunden hat, ist die Familie 2016 dorthin ausgewandert. «Wir haben dort ein besseres und sicheres Leben.» Wasser und Strom funktionieren und vor allem habe Panama ein gutes Gesundheitssystem; in Venezuela sei leider auch in diesem Bereich vieles marode.

Der ausgebildete Augenoptiker Alex Meier arbeitet inzwischen für eine italienische Hörgerätefirma, die weltweit tätig ist. «Ich konnte die Vertretung in Panama von Null auf aufbauen.» Am Anfang habe die Familie Angst gehabt, dass bei der Auswanderung etwas schief laufe und sie zurück nach Venezuela muss. «Inzwischen sind wir in Panama angekommen.» Alles im Alltag sei besser; das Heimweh nach den wunderschönen Landschaften und dem sehr angenehmen Klima in Venezuela bleibe aber, obwohl auch Panama dank zwei Meeresküsten viel zu bieten habe.

Der Herznacher Philipp Schmid wohnt inzwischen mit seiner Familie in Luzern. Alex Meier ist am 27. Dezember zum ersten Mal seit neun Jahren wieder in die Schweiz geflogen. Mit dabei, seine Frau Nathalie, der neunjährige Sohn Axel und die fünfjährige Nicole. In Panama ist es durchschnittlich 30 Grad warm. «Nicole ist sonst immer barfuss und in kurzen Hosen unterwegs. Sie hat nicht ganz verstanden, warum sie plötzlich so viele Schichten Kleider anziehen muss.» Die Kinder seien vom ersten Schnee ihres Lebens begeistert gewesen.

«Mein Sohn wusste zuerst nicht genau, was zu tun ist mit dem Bob im Schnee aber durch seine Cou-Cousins war trotz sprachlicher Barriere schnell klar, wie Schnee funktioniert.» Meiers haben das ganze Schneeprogramm inklusive kurzer Abfahrt auf den Skiern sowie den Bau eines Schneemanns absolviert.

Kontakte und bleibende Erlebnisse
Alex Meier: «Es war alles super geplant. Unsere Freunde haben im Vorfeld Skikleider und Ausrüstung für uns organisiert.» Im Schnee mit dabei war auch Andreas Bossart aus Effingen. «Er gehört auch zu meinen Fricktaler Freunden. Er hat mich vor vielen Jahren einmal in Caracas besucht und wir haben seitdem immer noch regelmässig Kontakt.»

Der Besuch in der Schweiz war nur einer von mehreren Besuchen. «Zuerst waren wir in Spanien, wo meine Mutter und mein Bruder inzwischen leben, danach fahren wir weiter zu Freunden nach Frankreich. Unsere Kinder möchten den Eiffelturm sehen.» Es sei viel Programm, aber es lohne sich, so das Fazit von Alex Meier. «Das sind vor allem auch für die Kinder Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben. So wie meine Sommer in Herznach.»


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