Die Zahlen im Kopf, die Menschen im Herzen

  15.01.2023 Magden, Rheinfelden, Persönlich

Präsident des Vereins für Altersheime Rheinfelden

Er ist Betriebsökonom und Präsident des Vereins für Altersheime Rheinfelden: Ioannis Coulaxides setzt alles daran, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Alters- und Pflegeheims Lindenstrasse wohlfühlen.

Valentin Zumsteg

Was macht ein Betriebsökonom als Präsident des Vereins, der das Alters- und Pflegeheim Lindenstrasse in Rheinfelden betreibt? Er sorgt dafür, dass die Zahlen stimmen und Investitionen möglich bleiben. Doch für Ioannis Coulaxides stehen bei dieser Aufgabe nicht die Finanzen im Vordergrund, sondern die Menschen. «Die besten Zahlen nützen nichts, wenn sich die Bewohnerinnen und Bewohner nicht wohlfühlen und die Mitarbeitenden nicht motiviert sind. Wenn wir in einem Jahr mal ein schlechteres Ergebnis hätten, dann wäre das auch kein Weltuntergang», erklärt der 53-Jährige.

«Ich hatte nie Berührungsängste»
Bereits seit 17 Jahren gehört er dem Vorstand an, während langer Zeit war er Vizepräsident. Im Mai 2022 übernahm er dann das Präsidium als Nachfolger von Robert Hartmeier. «Mein Vater war Küchenchef im Regionalspital Rheinfelden. Ich bin dort als Kind praktisch ein und aus gegangen. Gesundheitsbetriebe sind mir deswegen vertraut, ich hatte nie Berührungsängste.» In den vergangenen drei Jahren war er bei Robert Hartmeier quasi im Training, wie er sagt. «Gerade in der Coronazeit gab es teilweise auch unangenehme Gespräche mit den Angehörigen, das war nicht immer einfach.»

Aufgewachsen ist Ioannis Coulaxides in Rheinfelden, heute wohnt er mit seiner Frau und den beiden Teenagern in Magden. Sein Papa war Grieche, die Mutter ist Schweizerin und lebt heute im Alters- und Pflegeheim Lindenstrasse. «Wir haben zuhause kein Griechisch gesprochen, mein Vater hat viel gearbeitet, auch am Wochenende. Wir sind aber jedes Jahr nach Griechenland in die Ferien gefahren und haben dort die grosse Familie besucht», erinnert er sich. Dieser Kontakt sei nach dem Tod des Vaters etwas eingeschlafen. Ioannis Coulaxides machte eine Banklehre bei der Kreditanstalt, später wechselte er zum Bankverein, wo er ab 1997 mithalf, das Internet-Business zu entwickeln. «Das war eine spannende Aufgabe.» 2005 kehrte er beruflich ins Fricktal und zur CS zurück, wo er zehn Jahre blieb. Danach leitete er ein Family Office in Basel, bei dem auch philanthropische Aktivitäten hinzukamen. Vor zwei Jahren schliesslich wurde er Partner beim Vermögensverwalter und Finanzberater «Lugaresi Ness Partner AG». «Bei Finanzen geht es auch um den Menschen und um Emotionen. Als Finanzberater braucht es Einfühlungsvermögen, er muss spüren, was der Kunde wünscht.»

«Etwas zurückgeben»
Ioannis Coulaxides ist sich bewusst, dass er heute in einer privilegierten Situation lebt. «Ich möchte der Gesellschaft mit meinem sozialen Engagement etwas zurückgeben», begründet er seinen Einsatz im Heim, der einem Pensum von rund 5 bis 10 Prozent entspricht. «Man bekommt auch viel positives Feedback zurück.»

Beim Alters- und Pflegeheim Lindenstrasse sind alle 43 Pflegebetten belegt, es besteht eine lange Warteliste. Auch die 16 Alterswohnungen sind vermietet. Rund 55 Personen arbeiten derzeit im Haus. Finanziell steht der Betrieb sehr gut da, er hat fast keine Schulden, wie Coulaxides erklärt.

Ein grosses Lob spricht er dem ganzen Team aus, das ist ihm wichtig: «Sie alle geben jeden Tag ihr Bestes. Wir haben glücklicherweise viele langjährige, treue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Andere Betriebe müssen stark auf temporäre Kräfte setzen, das ist bei uns weniger der Fall.» Gerade die Corona-Zeit sei für die Pf legerinnen und Pf leger anstrengend gewesen. Im vergangenen November hat der Kanton im Betrieb ein Audit durchgeführt, diese Prüfung sei sehr positiv ausgefallen. «Es wurde uns unter anderem bestätigt, dass wir über ein motiviertes, engagiertes Team und ein wertschätzendes Arbeitsklima verfügen.»

«Neue Ideen entwickeln»
Eine grosse Herausforderung für alle Gesundheitsbetriebe ist es derzeit, genügend qualifizierte Pflegekräfte zu finden. «Das ist auch bei uns so. Es ist schwierig, freie Stellen zu besetzen.» Deswegen habe man begonnen, sich mit dem Alters- und Pflegezentrum Stadelbach in Möhlin und dem Gesundheitszentrum Fricktal sowie anderen Anbietern in der Langzeitpflege auszutauschen. Ioannis Coulaxides kann sich beispielsweise einen gemeinsamen Pikett-Pool mit den verschiedenen Rheinfelder Gesundheitsbetrieben vorstellen. «Ich bin mir bewusst, dass dies visionär ist, vielleicht ist es auch unmöglich. Wir müssen aber versuchen, neue Ideen zu entwickeln.» Die Politik habe die Gesundheitsbetriebe in der Corona-Zeit etwas im Stich gelassen, findet Coulaxides. «Das wurde bisher noch nicht vollständig aufgearbeitet.»

Bleibt die Frage, ob es für ihn vorstellbar ist, im Alter einmal selber in ein Heim zu ziehen: «Das ist ein schwieriges Thema. Ich möchte natürlich – wie jeder – möglichst lange selbständig bleiben. Ich hoffe aber, dass ich die Zeichen rechtzeitig erkennen werde, wenn es Zeit für eine Veränderung ist. Ja, ich kann mir das vorstellen.»


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