Bittere Tränen und schwierige Gefühle

  06.11.2022 Fricktal, Kunst, Laufenburg

Theater Wiwa spielt ein Stück von Rainer Werner Fassbinder

Draussen ist es dunkler November, drinnen auf der Laufenburger Bühne werden düstere Emotionen sichtbar. Aus der Einsamkeit entstehen Demütigungen, auf die Liebe folgt die Wut. Sechs Frauen spielen die Geschichte rund um Petra von Kant.

Karin Pfister

Die Modeschöpferin Petra von Kant (Christine Lehmann) feiert Geburtstag. Sie trägt ein smaragdgrünes Kleid; es geht ihr nicht gut. Erschöpft und betrunken sitzt sie auf dem roten Sofa. Ihre Tochter Gabriele (Isabelle Wülser) möchte mit ihr feiern. Es klingelt; vor der Türe steht Freundin Sidonie von Grasenabb (Barbara Blattner), beim zweiten Klingeln ist es Mutter Valerie (Brigitte Vogel). Es ist eine bedrückende und intensive Szene; die Feier eine Farce, unter der Oberfläche brodeln Trauer und Wut. Die Hauptperson Model Karin Thimm (Manuela Vieli), der die Gefühle gelten, ist nicht anwesend. Petra von Kant weint, plaudert und lächelt, schreit und beleidigt Marlene (Martina Pua), ihre Bedienstete. Zum 32. Mal führt das Theater Wiwa unter Regisseur Martin Willi eine Produktion auf. Das Stück «Die bitteren Tränen der Petra von Kant» sei schon lange auf seiner Wunschliste gestanden, aber erst jetzt habe er die passenden Schauspielerinnen dafür gefunden.

Schwierige Rollen
Zum sechsten Mal in der Wiwa-Geschichte stehen nur Frauen auf der Bühne; fünf mit teils langjähriger Theatererfahrung, Martina Pua spielt zum ersten Mal. Christine Lehmann kehrt nach einer längeren Theaterpause mit einer Hauptrolle auf die Bühne zurück und dank Brigitte Vogel und Barbara Blatter, welche beide in Deutschland wohnen, ist das Wiwa-Ensemble grenzüberschreitend aktiv. Die junge Isabelle Wülser stammt aus einer Theaterfamilie. Martin Willi: «Ich habe schon mit ihrer Mutter und ihrer Grossmutter Theater gespielt.»

Die Bühne ist spartanisch eingerichtet, im Mittelpunkt steht das rote Sofa. «Das Bühnenbild ist bewusst einfach gehalten, wichtig sind der Inhalt und die schauspielerische Leistung», so Martin Willi. Es seien sechs schwierige Figuren und die Herausforderung sei, diese glaubhaft und echt darzustellen. Mit «den bitteren Tränen der Petra von Kant» zeigt das Ensemble ein Stück mit Tiefe und schwierigen Gefühlen. Die Modeschöpferin wohnt in Basel, ist reich und erfolgreich, aber einsam. Ihr erster Mann starb, ihre zweite Ehe ging in die Brüche. Ihre Hauptbezugsperson ist Marlene, welche von ihr regelmässig gedemütigt wird. Die Tochter ist im Internat. Durch ihre Freundin Baronin von Grasenabb lernt Petra von Kant das Model Karin Thimm kennen. Die beiden verlieben sich, doch das Model bricht schon bald wieder aus der Beziehung aus. Dann folgt die Geburtstagsfeier.

Das Stück wurde 1971 vom deutschen Autor Rainer Werner Fassbinder – dessen Todestag sich heuer zum 40. Mal jährt – verfasst und selber inszeniert. Fassbinder galt als Enfant terrible des deutschen Films, aber auch als Wunderkind. Martin Willi: «Emotionen und Kalkül, Wahrnehmungsensibilität und handwerkliche Perfektion; in diesem Spannungsfeld ist sein künstlerisches Schaffen einzuordnen.»

Seit Mai wurde in Laufenburg rund 40 Mal geprobt, jetzt «sind wir parat», so Willi.

Die Aufführungen in der Kultschüür finden wie folgt statt: Freitag, 18. Nov., 20 Uhr, Samstag, 19. Nov., 20 Uhr, Sonntag, 20. Nov., 17 Uhr, Mittwoch, 23. Nov., 20 Uhr, Freitag, 25. Nov., 20 Uhr, Samstag, 26. Nov., 20 Uhr, Sonntag, 27. Nov., 17 Uhr, Mittwoch, 30. Nov., 20 Uhr, Freitag, 2. Dez., 20 Uhr, Samstag, 3. Dez, 20 Uhr, Freitag, 2. Dez., 20 Uhr


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