Ein «Oberfricktaler» Museum entsteht
30.04.2019 Kultur, Laufenburg4,1 Millionen Franken soll in das Museum Schiff investiert werden
Das 1759 erstmals erwähnte Gasthaus zum Schiff in Laufenburg steht unter kantonalem Denkmalschutz. Letztmals wurde es vor vierzig Jahren saniert. Jetzt steht eine grosse Sanierung und Erweiterung an.
Dieter Deiss
Die hoffnungslos veraltete Haustechnik im Museum Schiff in Laufenburg bedarf einer Erneuerung. Eine undichte Dachhaut und Entwässerungsprobleme bedrohen zunehmend die wertvollen Exponate. Unter diesen an sich unerfreulichen Perspektiven ging der Vorstand des Museumsvereins in die Offensive. Zusammen mit der Sanierung soll gleichzeitig das Museum erweitert werden, denn dieses benötigt mehr Platz, insbesondere möchte es sich aber vermehrt dem Publikum öffnen. Wie dies möglich ist, zeigte der Laufenburger Architekt Roland Lenzin auf, der an der letztjährigen Generalversammlung des Museumsvereins seine Vorschläge unterbreitete.
Relativ hohe Betriebskosten
Zur geplanten Museumserweiterung führte Joe Schnetzler, Leiter des verantwortlichen Ausschusses, an der diesjährigen Generalversammlung am Freitagabend aus, dass man mit der Gemeinde in intensivem Kontakt stehe. Nebst den Investitionskosten von 4,1 Millionen Franken geben auch die relativ hohen Betriebskosten zu reden. Grund dafür sind die von den Subventionsgebern Swisslos, Kanton und Bund geforderte Teilprofessionalisierung des Betriebs. Mit Beiträgen von rund 1,5 Millionen Franken tragen diese drei Institutionen doch einen erheblichen Anteil der Investitionen. «Eine Sanierung ist unumgänglich. Wir haben einen riesigen Investitionsbedarf», erklärte Schnetzler und gab der Hoffnung Ausdruck, dass der Stadtrat im Laufe des Sommers einen positiven Entscheid zum Projekt fällt, so dass das Vorhaben der Winter-Gemeindeversammlung unterbreitet werden könnte. Vereinspräsident Hannes Burger ergänzte noch, dass dies kein Laufenburger Museum geben werde, sondern ein grenzüberschreitendes Projekt sei, das auch in die Region ausstrahlen soll, also gewissermassen ein Museum für das Obere Fricktal.
Mit Spannung wurde das Referat von Fabian Furter, Historiker und Kunstwissenschaftler, zum Ausstellungskonzept erwartet. Dieser füllte das von Architekt Roland Lenzin entworfene Gebäude mit Inhalten. Detailliert zeigte er die mögliche zukünftige Nutzung auf. Offensichtlich vermochte er die Anwesenden zu überzeugen, gab es doch im Rahmen der Diskussion nur zustimmende Voten. So führte etwa Stadtammann Herbert Weiss aus, dass der Stadtrat dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüberstehe. Mit Blick auf die hohen Kosten meinte er: «Hier sind wir alle, auch der Gemeinderat, gefordert, nach Lösungen zu suchen, die verkraftet werden können.Wir benötigen ein Projekt, das wir den Bürgerinnen und Bürgern mit gutem Gewissen vorlegen können.» Es würde ihn freuen, wenn das Vorhaben realisiert werden könnte, schloss der Stadtammann seine Ausführungen: «Das neue Museum könnte zu einem Leuchtturm in der Stadt werden.»
Grosse Herausforderungen für denMuseumsverein
Die Versammlung unterstützt den «Leuchtturm» für die Stadt
Die Generalversammlung im Schulhaus Blauen in Laufenburg stand ganz im Zeichen der geplanten Sanierung und Erweiterung des Museums Schiff.
Dieter Deiss
In seinem Jahresbericht gab Hans Burger, Präsident des Museumsvereins Laufenburg seiner Freude Ausdruck über die leicht gestiegene Mitgliederzahl. Im Mittelpunkt des vergangenen Jahres stand die Ausstellung «Der Hochrhein in historischen Landkarten». 2000 Besucherinnen und Besucher durfte hier das Museum verzeichnen. «Die Sophie-Rüscher-Stube diente zehnmal als Trauzimmer und blieb damit ein Renner» führte der Präsident aus. Diskussionslos genehmigt wurden die Rechnung 2018 und der Voranschlag 2019. Beide schliessen mit einem minimen Überschuss ab.
Keine hohen Wellen warf das Wahlgeschäft. Für eine weitere Amtsdauer von zwei Jahren wurden gewählt: Hannes Burger als Präsident, sowie die Mitglieder Ariane Danacher, Ilse Jehle, Erich Lauber, Alois Schmelzer und Joe Schnetzler. Das Jahresprogramm steht im Zeichen der aktuellen Ausstellung «Biblia deutsch». So wird es monatlich Führungen geben mit Pfarrer Norbert Plumhof. Dieser wird auch zeigen, wie er Bibeln restauriert. Am Museumstag vom 19. Mai führen Alois Schmelzer und Hubert Mutter in die Technik des Linoldrucks ein. Für Details sei auf die Mitteilungen in der Presse verwiesen.
Geplante Museumserweiterung
Das Museum Schiff soll saniert und erweitert werden (siehe dazu auch Seite 1). Das Projekt sieht vor, dass der unter dem ursprünglichen Dachgeschoss liegende Gebäudetrakt vollständig erhalten bleibt. Es werden lediglich Oberflächensanierungen vorgenommen und im Erdgeschoss entsteht anstelle des dortigen Archivs eine Eingangshalle mit Empfang. Neu gestaltet wird hingegen das Dachgeschoss. Das Dachprofil zum Schlossberg hin erhält ein Faltdach, durch das viel natürliches Licht ins Gebäude dringt. Durch eine geschickte Anordnung sind die grossen Glasflächen vom Schlossberg her unsichtbar, so dass man weiterhin eine geschlossene Dachlandschaft vor Augen hat. Einzig eine präzise angeordnete Dachverglasung ermöglicht von der Galerie im Dachgeschoss aus den Blick auf den Schlossberg, womit der Bezug zwischen dem Museum und der Geschichte von Laufenburg hergestellt wird. Das Dachgeschoss erhält neu ein Kehlgeschoss, das sich dereinst als Vorbereitungs- und Lagerraum anbietet. Der Anbau zum Ehgraben wird mit Ausnahme der WC-Anlagen abgebrochen. Hier entstehen zusätzliche Ausstellungsflächen. Das «Höfli» im Innern des Anbaus wird für die Erschliessung des ganzen Gebäudes mittels Treppen und Lift genutzt. Beheizt werden soll das Gebäude über den geplanten Wärmeverbund, allenfalls provisorisch mit einer Wasser-Wärmepumpe. Die Sanitär- und Elektroinstallationen müssen auf den neuesten Stand gebracht werden. Die reich mit Fresken und Bildern geschmückten Fassaden werden restauriert.
Klares Konzept für die Nutzung
Klare Vorstellungen von der zukünftigen Nutzung der Räume entwickelte Fabian Furter vom Büro «ImRaum», der im Auftrag des Museumsvereins an der diesjährigen Generalversammlung ein Grobkonzept präsentiert hatte. Die zumeist leerstehende Taverne im Erdgeschoss wird in einen Multifunktionsraum umgestaltet. Zu diesem Zweck werden die veraltete Küche und die Möblierung entfernt. Der Raum dient künftig als Geschichtslabor sowie für verschiedene Veranstaltungen wie Vorträge, Workshops, Empfangsraum für Gäste der Stadt, Versammlungen und Sitzungen. Namentlich die Schulen hätten ein grosses Interesse an einer solchen Nutzung als ausserschulischen Lernort signalisiert.
In der neuen Erschliessungszone entsteht im Parterre ein Schaulager für ausgewählte Sammlungsobjekte, während im ersten und zweiten Obergeschoss der Verkehrszone ausgewählte Laufenburger Biografien dargestellt werden. Platz gäbe es hier auch für einen multimedialen Prolog, wo das Wichtigste über Laufenburg erzählt wird. Ein Zeitstrahl im Altbau listet die Geschichte von Laufenburg auf. Eine Vertiefung dazu erfolgt in den bisherigen Räumen, den sogenannten Themenkabinetten.
Im neu ausgebauten Dachgeschoss entsteht ein grosser Raum für zukünftige Wechselausstellungen. Zusammenfassend darf festgehalten werden, dass Sanierung, Erweiterung und Nutzungskonzept beeindrucken, überzeugen und «gluschtig» machen auf das Neue.