Vision Spitallandschaft sorgt für dunkle Wolken
31.01.2019 Fricktal, GesundheitGedanken zu den Veränderungen im (regionalen) Gesundheitswesen
Susanne Hörth
Geht es nach dem Regierungsrat, so gibt es schon ziemlich genaue Vorstellungen, wie die Spitallandschaft 2035 im Kanton Aargau aussehen soll. In der Totalrevision des Spitalgesetzes (Vernehmlassung ist vergangene Woche zu Ende gegangen) ist vorgesehen, dass nicht mehr alle Leistungen überall angeboten werden. Das heisst unter anderem auch, spezialisierte Eingriffe werden künftig in den Zentrumsspitälern in Baden oder Aarau durchgeführt. In den Regionalspitälern, dazu zählt natürlich auch das Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) mit seinen beiden Standorten Rheinfelden und Laufenburg, soll zwar noch eine stationäre Grundversorgung angeboten werden, der Fokus liegt aber vor allem auf ambulanten Leistungen. Was jetzt noch als Vision am spitallandschaftlichen Horizont auftaucht, verursacht schon heute einen düsteren, Wolken verhangenen Himmel über dem GZF. Bereits ist es eine Woche her, seit Anneliese Seiler (CEO) und Verwaltungsratspräsidentin Katharina Hirt in ihren Ausführungen zum Gesundheitszentrum Fricktal (GZF) als starkes und zum Kampf bereiten Team vor dem Gemeindeseminar in Frick aufgetreten sind. Die Einblicke, die sie gewährten, hinterliessen einen nachhaltigen Eindruck. Sie stimmten aber auch nachdenklich. Da präsentierten Anneliese Seiler und Katharina Hirt ein GZF, welches schon seit vielen Jahren in vielerlei Hinsicht das bieten kann, was in den gesundheitspolitischen Diskussionen zum neuen Spitalgesetz aktuell gefordert wird. So etwa im ambulanten Bereich oder auch mit den Kooperationen mit Kliniken im Aargau oder Basel. Auf der anderen Seite will der Kanton in der Vision Spitallandschaft 2035 die Regionalspitäler in Gesundheitszentren mit Schwergewicht auf ambulanten Leistungen in den Bereichen Akutsomatik, Psychiatrie und Rehabilitation umwandeln. CEO Anneliese Seiler kritisierte die vom Kanton definierte Grundversorgung, bei der das GZF 1000 stationäre Patienten und damit 13 Millionen Franken verlieren würde. Übrig bleiben würden nur noch mehrheitlich gering entschädigte, defizitäre Bereiche. Die stehen dann einer neuen Infrastruktur gegenüber, die nicht ausgelastet wäre. Der Genickbruch für die beiden Spitäler in Rheinfelden und Laufenburg, hiess es am Gemeindeseminar. Am gleichen Seminar betonte Regierungsrätin Franziska Roth, der Kanton habe nicht vor, Spitäler zu schliessen. Die Mittel zum Überleben, hielt dem Anneliese Seiler entgegen, würden aber fehlen. Wenig Verständnis zeigten die GZF-Verantwortlichen für die vom Kanton angestrebte Zentralisierung der spezialisierten Versorgung. Somit weg von den Regional- hin zu den beiden Kantonsspitälern. Verwaltungsratspräsidentin Katharina Hirt wies am Schluss ihres Referates darauf hin, Zentralisierung und Konzentration seien keine «Wunderlösung». Damit würden Monopol und Machtstrukturen zementiert. Hirt betonte deshalb: «Die Regionen müssen individuell und nicht auf dem Schachbrett betrachtet werden.» Dazu brauche es einen intensiven und andauernden Dialog zwischen allen Anspruchsgruppen und dem Kanton.
Indem sie nach ihren Referaten und somit noch vor den Ausführungen der GZF-Verantwortlichen das Gemeindeseminar verlassen haben, liessen Regierungsrätin Franziska Roth und Barbara Hürlimann eine niederschwellige, gleichwohl sehr wichtige Dialogplattform ungenutzt. Das ist bedauerlich, vielmehr ein Affront allen gegenüber, die grosse Erwartung an die beiden Frauen vom Gesundheitsdepartement hatten. Sie haben eine Gelegenheit verpasst, auf direkter Augenhöhe mit den GZF-Leuten und den Fricktaler Behördenmitglieder über die wichtige medizinische Versorgung in der Region zu diskutieren.
Es ist gerade etwas mehr als ein halbes Jahr her, seit das Fricktal mit Unterstützung aus der Politik und der Bevölkerung für ihr GZF und vor allem den Standort Laufenburg gekämpft haben. Möchten die Fricktaler sich in der Spitallandschaft auch weiterhin einen Platz sichern, so brauchen die GZF-Verantwortlichen die Unterstützung von den Politikern wie auch von der Bevölkerung.
susanne.hoerth@nfz.ch