In «Mutige Feiglinge» setzt Tatjana Stucki ihre Figuren Druck und Erwartungen aus

Erst im April dieses Jahres hat die Fricktalerin mit «Trauriges Happy-End» ihr Erstlingswerk präsentiert. Jetzt liegt bereits die Fortsetzung des Romans vor. Eine emotionale Geschichte übers Erwachsenwerden und den Umgang mit gesellschaftlichen und eigenen Erwartungen.

Simone Rufli

Wichtig war der jungen Frau, dass die Entwicklung der Personen vom ersten zum zweiten Buch spürbar ist. «Wie ich die Geschichte zu Ende bringen will, darüber habe ich mir bereits Gedanken gemacht, als ich noch am ersten Band geschrieben habe. Darum ist es jetzt auch schneller gegangen», erklärt die Autorin, die zuerst gar an einen dreiteiligen Roman gedacht hatte. «Ich kam von dieser Idee ab, weil ich die Geschichte nicht unnötig in die Länge ziehen wollte.» Mit dem vorliegenden Band ist Stucki der Langeweile erfolgreich entgangen. Dass sie die Fortsetzung langsam angehen lässt, erleichtert den Wiedereinstig in die Geschichte. Und es passt zur Lebenssituation der vier jugendlichen Protagonisten, die sich zwei Jahre nach dem Schulabschluss wiederbegegnen. Weil sie beim Schreiben selber manche Details aus dem ersten Band nachschlagen musste, entschied sie sich, vertraute Gewohnheiten und wesentliche Charaktermerkmale auch in der Fortsetzung zur Sprache zu bringen. «So ist es sogar möglich, den zweiten Band zuerst zu lesen», stellt Stucki fest. Bei aller Vertrautheit ist es der Autorin auch gelungen, der Geschichte eine überraschende Wende zu geben. Verraten, um was es sich handelt, will sie natürlich nicht, «doch ja», sagt sie und lacht, «es war eine grosse Herausforderung.»

Blick auf die heutige Gesellschaft
Die zwei Jahre haben nicht nur im Roman ihre Spuren hinterlassen. Auch gestalterisch hat die Fricktalerin das Älterwerden ihrer Figuren, die aus der Schul- in die Arbeitswelt hineingeraten sind, umgesetzt. «Im ersten Buch habe ich kindlich-verspielte, bunte Zeichnungen zum Text gestellt, jetzt sind es minimalistische Skizzen in grau-schwarz.» Das Buch wirft einen durchaus kritischen Blick auf die heutige Gesellschaft. Die 24-Jährige thematisiert differenziert eigene und gesellschaftliche Erwartungshaltungen, schildert den daraus entstehenden Druck und lässt ihre Figuren ganz unterschiedlich darauf reagieren. Während die eine Frau ihren Traum lebt, dem daraus entstehenden Druck aber nicht gewachsen ist, verzichtet ein junger Mann – der immer wusste, was er will, aus Rücksicht auf die Eltern – auf seinen Lebenstraum. Ganz wichtig ist der Autorin, dass sich ihre Romanfiguren gegenseitig beistehen. «Kameradschaft ist doch auch im richtigen Leben enorm wichtig.»

Mit dem versöhnlichen und wie Stucki betont, auch realistischen Schluss, gibt sie ihrer Überzeugung Ausdruck, dass es immer irgendeinen Weg gibt, der aus einer Lebenskrise hinaus führt. «Manchmal reicht die Hilfe von Kolleginnen und Kollegen, manchmal braucht es professionelle Hilfe», so die Autorin. Sie spricht ganz bewusst auch Themen wie Alkohol- und Drogensucht an. «Es ist unrealistisch, eine jugendliche Gesellschaft zu beschreiben, wenn man diese Sachen ausblendet. Sie sind da in der Jugend, das ist eine Tatsache. Manchmal braucht es eine Flucht aus der Realität», ist die Autorin überzeugt. Am Ende zeigt sich, dass das Glücklichsein auch etwas damit zu tun hat, ob man den Moment, in dem man es ist, zu erkennen vermag.

Schreibt Tatjana Stucki bereits an einem dritten Buch? «Ja. Ich schreibe an einem neuen Buch mit anderen Schwerpunkten. Doch bis das erscheint, wird es jetzt eine Weile gehen. Ich brauche Zeit, mich von den Charakteren aus den ersten beiden Büchern zu lösen.»

«Mutige Feiglinge», Tatjana Stucki, 2018,
ISBN 978-3-86483-070-9. – www.amazon.de/Mutige-Feiglinge-Tatjana-Stucki/ dp/3864830702. –

«Trauriges Happy-End», Tatjana Stucki, 2018,

ISBN 978-3-86483-067-9. –

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