Leben und arbeiten im «Kloster»

  06.07.2016 Kultur, Unteres Fricktal, Landwirtschaft, Olsberg

Von Valentin Zumsteg

Olsberg. Im Kloster wohnen normalerweise Mönche oder Nonnen. In Olsberg ist das etwas anders. Im Stift, dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster, ist heute eine Schule für Kinder mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten untergebracht. Zur Anlage gehört ein Landwirtschaftsbetrieb, welcher seit 1999 von Monika und Ernst Rytz gepachtet wird. «Wir leben gerne hier. Es ist sehr schön», erklärt Monika Rytz-Stemplinger, die in München aufgewachsen ist.

 

Dicke Wände, kein Empfang

Die Adresse der Familie lautet «Kloster». Monika und Ernst Rytz wohnen mit ihren beiden Töchtern im  «Ritterhaus». «Das hat aber nichts mit Rittern zu tun. Der Erbauer dieser Liegenschaft war ein Herr Ritter, daher der Name», erzählt Ernst Rytz. Der Ursprung des Gebäudes geht zurück ins 13. Jahrhundert. «Wir wohnen an einem historischen Ort mit Wurzeln weit in die Vergangenheit», so Ernst Rytz.

Die Wohnung der Familie erstreckt sich über zwei Stockwerke, die Bruchsteinwände sind imposant dick. «Im Haus hat man deswegen keinen Mobilfunk-Empfang», sagt Monika Rytz mit einem Lachen. Die gelernte Gärtnermeisterin pflegt hinter dem Haus, mit schönem Blick auf die Klosterkirche, einen Gemüsegarten.

 

«Heute sehen wir uns als Ureinwohner»

«Für unsere Kinder war die Wohnlage ausserhalb des Dorfes früher sicher eher eine Belastung», sagt Ernst Rytz. Auch für sie selber, die 1999 aus dem Zürcher Weinland nach Olsberg kamen, waren die ersten Jahre nicht ganz einfach. «Wir wurden lange als Auswärtige betrachtet. Heute sehen wir uns als Ureinwohner von Olsberg», schmunzelt der Landwirt. Der Kontakt mit dem Dorf sei gut. «Olsberg bietet sehr viel. Ich bin überzeugt, dass die Landschaft stärker touristisch genutzt werden könnte. Das Potential ist vorhanden.», sagt er.

Die Familie bewirtschaftet rund 34 Hektaren Land nach biologischen Richtlinien. Der Betrieb umfasst eine Mutterkuhhaltung, ein paar Schweine und Schafe sowie ein halbes Dutzend Pferde. Die Freiberger-Pferde werden nicht nur zum Reiten eingesetzt, sondern auch zum Arbeiten. Sie kommen im Wald und auf dem Feld zum Einsatz. «Ich arbeite gerne mit den Pferden und ich bin überzeugt, dass es etwas bringt. Der Dieselverbrauch in der heutigen Landwirtschaft ist enorm», sagt Ernst Rytz. Ein wichtiges Standbein des Betriebes ist die Direktvermarktung von eigenen Produkten. Daneben betreibt die Familie in den Wintermonaten eine Nusspresse für Kunden, um Öl herzustellen.

 

«Schule ist eine Bereicherung»

Die Klosteranlage steht unter Denkmalschutz, so auch die markante Scheune. «Das ist eine der ältesten Scheunen in der Schweiz, die heute noch landwirtschaftlich genutzt wird», betont Ernst Rytz. Der Denkmalschutz führe aber zu Einschränkungen. «Ein Aus- oder Umbau wäre schwierig.»

Das Besondere des Landwirtschaftsbetriebs ist nicht nur seine Geschichte, sondern ebenso die unmittelbare Nachbarschaft zur Schule. «Wir sind froh, dass der Schulbetrieb da ist. Das empfinden wir als Bereicherung. Wir erleben das Schuljahr hautnah», erklären Monika und Ernst Rytz. In der Ferienzeit, wenn die Kinder nicht hier sind, werde es sehr ruhig und etwas einsam. «Wir freuen uns, wenn sie zurückkommen.»

www.biobetrieb-stiftolsberg.ch

www.nussoeli.ch

 

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