Von einem Extrem ins andere

  23.06.2016 Gewerbe, Landwirtschaft, Oberes Fricktal, Wirtschaft, Kaisten, Laufenburg, Natur

Von Susanne Hörth

Endlich, nach langen Wochen des Regens hat Wettergott Petrus ein Einsehen und schliesst zumindest für ein paar Tage die Wasserschleusen. Die Wetterbesserung löst bei Alois Baur von Gemüse Baur in Kaisten nicht wirklich grosse Begeisterung aus: «Wenn es so heiss wird, wie angekündigt, ist das für die Pflanzen ein voller Stress». Stress, wie er auch bereits infolge der nassen Witterung in den letzten Wochen für Gemüse, Salat und Co. bestanden hat.

«Von einem Extrem zum anderen», meint Baur. Von seinem grossen Gemüse-Betrieb – Baur beliefert unter anderem Migros, Direktverkauf wird ebenfalls angeboten – sind nur 10 Prozent mit Treibhäusern vor dem Wetter geschützt. 9 Hektaren sind der Witterung ungeschützt ausgesetzt. «Der Ernteausfall beträgt zwischen 60 bis 70 Prozent», beziffert der Kaister Unternehmer den Verlust. Ganz besonders schlimm sei es zurzeit beim Blumenkohl. «Er ist im nassen Boden ertrunken.» Aber auch beim Salat kann Alois Baur nur zusehen, wie er zusehends verfault.

Folgeausfälle

Nicht nur die aktuelle Ernte ist vom starken Regen der letzten Wochen betroffen. «Das Schlimme ist, dass wir in den letzten zwei Wochen gar nichts pflanzen konnten. Der Boden war zu nass», sagt der Laufenburger Gemüseproduzent. Und selbst wenn die Pflanzung möglich gewesen wäre, hätten die Jungpflänzchen keine Überlebenschancen gehabt.

Diese Jungpflanzen bereiten Alois Baur zurzeit ebenfalls Sorgen. Bereits im Oktober 2015 hatte er die Setzlinge bestellt. Frühzeitiges Bestellen ist in seiner Branche üblich und auch wichtig. Ein Rückgängigmachen der georderten Waren ist nicht möglich. Das heisst, bei Gemüse Baur warten grosse Mengen von Setzlingen darauf, in den Boden gebracht zu werden. «Wir haben zurzeit einen Satz schon rund eine Woche in der Kühlung, damit die Pflanzen nicht wachsen.» Ein Satz sind rund 30000 bis 40000 Jungpflanzen. «Es ist ein Rattenschwanz», sagt Alois Baur mit leichter Verzweiflung in der Stimme. Seit 35 Jahren ist er als Salat- und Gemüsegärtner tätig, seit 25 Jahren befindet sich sein Betrieb in Laufenburg. «Noch nie habe ich eine solche Situation wie jetzt erlebt.»

Der Ernteausfall ist finanziell schwer zu verkraften. Gegen Regen zu versichern, ist nicht möglich. Ist es heuer der Dauerregen, der bei der Familie Baur die Ernte vernichtet, so war es im vergangenen Jahr die extreme Trockenheit, die den Pflanzen zugesetzt hatte. «Beim Fenchel mussten wir damals einen Verlust von rund 80 Prozent verzeichnen», so Baur.

Was würde helfen? Darauf Alois Baur: «Ein ausgeglichenes Klima wäre ideal.» Wünschen darf man.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote