«Wenn etwas neu ist, erlebt man stärkere Emotionen»

  17.10.2024 Wirtschaft, Fricktal

Der mehrfache OL-Weltmeister Matthias Kyburz hat 2024 etwas Neues gewagt. An einem Netzwerkanlass erzählte er von seinem Olympia-Erfolg als Marathon-Läufer.

Valentin Zumsteg

«Er hat einen Sport geprägt wie sonst nur Roger Federer» – mit diesen Worten stellte Dominik Tanner, Vorsitzender der Bankleitung der Raiffeisenbank Möhlin, am Montagabend Matthias Kyburz vor. Zusammen mit dem Gewerbeverein Rheinfelden hatte die Bank zum Netzwerkanlass in den Schützenkeller in Rheinfelden eingeladen. Thema des Abends: «Wie Veränderungen unser Leben prägen». Rund 80 Interessierte nahmen daran teil.

«Aus der Komfortzone geholt»
Tatsächlich ist der Möhliner Matthias Kyburz die prägende Figur beim Orientierungslauf. Der achtfache Weltmeister, neunfache Europameister und sechsfache Gesamtweltcup-Sieger hat seinen Sport in den letzten Jahren dominiert. Umso erstaunlicher ist es, dass er in diesem Jahr etwas Neues wagte und mit dem Marathon eine neue Disziplin in Angriff nahm. Sein Ziel: Innerhalb von wenigen Monaten die Olympia-Limite schaffen und danach an den Olympischen Spielen teilnehmen. Experten hielten das für kaum möglich, seine Fans waren optimistischer.

«Ich wollte schon länger Marathon laufen. Diese Veränderung kam nicht ganz von ungefähr», erklärte er. Akribisch bereitete er sich auf die grosse Herausforderung vor, trainierte intensiv und holte sich neue Leute ins Team. Pro Woche lief er nicht mehr rund 120 Kilometer wie beim OL-Training, sondern über 180 Kilometer. Er steigerte zusätzlich das Krafttraining, um die Belastung für den Körper abfedern zu können.

«Die Veränderung von OL zu Marathon hat mich aus der Komfortzone geholt, sie war meine Motivation», schildert der 34-Jährige. Schien es zu Beginn für ihn noch fast unmöglich, das nötige Tempo über 42,195 km zu halten, zeichnete sich aber doch ab, dass er sein Ziel erreichen könnte. Im April trat er beim Paris Marathon an – und unterbot die Olympia-Limite mit seiner Zeit von 2:07:44 um 26 Sekunden. Ein riesiger Erfolg. Bisher war noch kein Schweizer bei seinem Marathon-Debüt schneller gelaufen. Damit war das Ticket für die Teilnahme an den Olympischen Spielen im Sommer in Paris gelöst.

Mit dem E-Bike an den Start
«Für mich gehört dazu, dass ich meinen eigenen Weg gehe», sagte Kyburz. Er gab ein kleines Beispiel: An den Start des Olympia-Marathons liess er sich nicht – wie die anderen – mit dem Bus chauffieren. Er fuhr den Weg selbst mit einem gemieteten E-Bike. «Ich bin wahrscheinlich der einzige Marathon-Teilnehmer, der das gemacht hat», sagte er mit einem Lachen. Beim Rennen platzierte er sich auf dem sehr guten 30. Rang und war damit der schnellste Schweizer. «Mein Umfeld hat mich sehr unterstützt. Es hat mir beispielsweise geholfen, dass ich bekannte Gesichter am Strassenrand sah.» Die ganze Erfahrung bezeichnet er als sehr bereichernd. «Wenn etwas neu ist, dann erlebt man stärkere Emotionen.» Es dürfte nicht sein letzter Marathon gewesen sein. «Es reizt mich, nochmals eine schnelle Zeit zu laufen», sagt er auf eine Frage aus dem Publikum zu seiner weiteren Karriereplanung. Aktuell sei vorgesehen, im Februar 2025 an einem Marathon teilzunehmen. Danach will er sich wieder auf die OL-Weltmeisterschaft im Juli 2025 in Finnland vorbereiten. «Es ist noch offen, ob ich dann im Herbst 2025 erneut einen Marathon laufen werde.»

Da es sich am Montag um einen Anlass handelte, der von einer Bank organisiert wurde, gab es auch eine Frage nach den Finanzen. Darauf meinte Kyburz: «Marathon ist finanziell eine andere Schuhnummer als der Orientierungslauf.»


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