Von knatternden Motoren und Golden-Tickets

  26.01.2025 Gansingen, Mettauertal

In Gansingen gibt es einen Rapid Fernfahr-Verein

Neun Männer sind erfüllt von einer Leidenschaft für ein Fahrzeug, mit dem sie nie den Rasertatbestand erfüllen werden. Sind sie unterwegs, fallen sie dennoch auf; im positiven Sinn.

Bernadette Zaniolo

Sie sind jung und manchmal auch etwas verstaubt. Letzteres vor allem dann, wenn die neun Männer in einer Scheune wieder ein Fundstück zu sehen bekommen, welches ihr Herz höherschlagen lässt, wie eben einen Rapid Spezial. Diesen Fahrzeugen, die die Mechanisierung der Schweizer Landwirtschaft mitprägten, widmet sich der Rapid Fernfahr-Verein Gansingen. 2022 gegründet, hat er aktuell neun Mitglieder und wird von Timo Bühlmann, der Ingenieur ist, präsidiert. Am Treffen mit der NFZ war er kurzfristig verhindert. Einer, der auch sehr viel über die Aktivitäten des Vereins weiss und zu den Schraubern und Fernfahrern gehört, ist Daniel Blatter. Die Augen des gelernten Elektrikers funkeln, als er zu erzählen beginnt. «Wir haben uns auf den Rapid Spezial eingeschossen, denn die Bauform ist sehr einzigartig.» Der in Gansingen aufgewachsene Blatter ergänzt: «Diese Fahrzeuge sind sehr vielseitig einsetzbar und können mit unterschiedlichen Anbaugeräten kombiniert werden.»

Und zur Truppe des Rapid Fernfahr-Vereins sagt Blatter mit einem Lächeln: «Wir sind ein eingeschworenes, familiäres Team.» Jeweils an Ostern findet die «grosse», viertägige Fernfahrt statt. Während dieser Zeit legen die Teilnehmer mit ihren besonderen Fahrzeugen sage und schreibe zwischen 130 und 150 Kilometer zurück. Ein definiertes Ziel gibt es jeweils nicht; ausser Nord/ Süd/Ost oder West. Wo immer möglich wird abseits der Hauptstrassen gefahren, heisst auf Feldwegen oder Waldstrassen. Übernachtet wird draussen – zum Beispiel auf dem Feld eines Bauern, der vorher gefragt wurde – in der Natur, auf einem Feldbett, darüber eine Blache gespannt. «Oder wie im Wilden Westen», sagt Blatter und meint damit einen sogenannten Planwagen. Zudem hat das Team 2023 auf einem Triebachs-Anhänger ein Häuschen gebaut. Durch das Herunterlassen des Tisches lässt sich das Innere im Nu in eine Schlafstätte verwandeln. Gekocht und geduscht wird auch draussen, meistens. «Die meisten Leute haben sehr Gefallen an unseren Gefährten und uns. Sie finden es toll, dass es noch junge Menschen gibt, die sich für alte Fahrzeuge interessieren und diese restaurieren und pflegen.»

Die Frage, ob auf den Ausflügen jeweils auch die Frauen beziehungsweise Freundinnen mitgenommen würden, verneint Daniel Blatter mit einem Grinsen. Er begründet es mit den Aktivitäten der eingeschworenen Truppe auf ihrer Reise. Gemäss dem 30-Jährigen und wie er selbst sagt, wohl ältesten Mitglied, würden sich die Mitglieder regelmässig zum «kollegialen Schrauben» in der Werkstatt eines Mitgliedes treffen; einen fixen Tag gebe es jedoch nicht.

Das «Golden Ticket»
«Der Verein verfügt über drei Rapid
Spezial, wovon einer dem Verein gehört und zwei im Privatbesitz sind», so Daniel Blatter. Nebst der viertägigen Ausfahrt an Ostern, zu der die Mitglieder einen Fernfahrtbefehl – eine Art Marschbefehl – erhalten, findet im Winter eine eintägige Fernfahrt statt. Für die viertägige Ausfahrt wird jeweils ein «Golden Ticket» vergeben. Dadurch kann auch jemand, der nicht im Verein ist, teilnehmen.


Rapid Fernfahr-Verein

Der Rapid Fernfahr-Verein Gansingen – initiiert von Timo Bühlmann, Valentin Oeschger, Raphael Hegi, Daniel Blatter und Robin Moser – wurde 2022 gegründet. Dem Vorstand gehören Timo Bühlmann (Präsident), Robin Moser (Kassier) und Pascal Steinacher (Aktuar) an. Die weiteren Mitglieder sind Daniel Blatter, Manuel Bredanger, Raphael Hegi, Thiago Obrist, Valentin Oeschger und Marco Steinacher. Der Grossteil der Mitglieder, aktuell neun, sind Gansinger beziehungsweise kommen aus dem Mettauertal oder haben früher hier gewohnt. Der Verein bezweckt das kulturelle Fördern von alter Landmaschinentechnik im Bereich Einachser. Speziell vertieft in die Marke Rapid. Er ist immer auf der Suche nach Ersatzteilen, was nicht immer einfach ist. Der Verein besitzt ein Handbuch zum «Führen eines Rapids», welches 62 Seiten umfasst. «Von Kolonnendisziplin, Lernfahrten, Verhalten im Gelände usw. bis hin zum Ersatzteilkatalog ist alles dabei», hält Vereinsmitglied Daniel Blatter im Gespräch mit der NFZ fest. Im Vordergrund steht das gesellige und kollegiale Schrauben und Fahren mit Einachsern.

Die grosse Fernfahrt, die vier Tage dauert, findet jeweils an Ostern statt; eine eintägige gibt es im Winter. In diesem Jahr steht auf der Fernfahrt an Ostern die Besichtigung des Rapid-Museums an. Somit ist klar, dass die Reise Richtung Aarau/Solothurn geht. Die Routenplanung erfolgt grundsätzlich spontan. Der Verein darf auf grosszügige Sponsoren zählen, sei dies durch das zur Verfügung stellen eines Unterstandes für die doch geräumigen Fahrzeuge, Werkstätten, Ersatzteile usw. (bz)


Rapid Spezial

Der Rapid Spezial wurde von 1950 bis 1978 gebaut. «Die Fahrzeuge wurden zum Mähen gebraucht, aber in Kombination mit einem über die Zapfwelle angetriebenen Anhänger auch als Transportgerät in der Landwirtschaft eingesetzt», hält der Rapid Fahr-Verein gegenüber der NFZ fest. Der «Spezial», kombiniert mit unterschiedlichsten Anbaugeräten, war eines der ersten multifunktionalen Geräte, die die Mechanisierung der Schweizer Landwirtschaft mitprägte. (bz)

www.rapid.ch


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