Neu: Beschwerdestelle für Bewohner und Angehörige
25.01.2024 RheinfeldenNeu: Beschwerdestelle für Bewohner und Angehörige
Wohn- und Pflegezentrum Tertianum Salmenpark in Rheinfelden
Nach Vorwürfen von Angehörigen hat der Verwaltungsrat des Wohnund Pflegezentrums Tertianum Salmenpark beschlossen, eine unabhängige Beschwerdestelle einzurichten.
Valentin Zumsteg
Das Wohn- und Pflegezentrum Salmenpark in Rheinfelden steht immer noch im Fokus der Öffentlichkeit. Anfang November hatte die NFZ über Vorwürfe von Angehörigen berichtet: Bettlägerige Bewohnerinnen und Bewohner würden vernachlässigt, bekämen zu wenig zu trinken und die Körperhygiene sei ungenügend, wurde bemängelt. Auch Mitarbeitende äusserten sich kritisch und erzählten von Missständen. Vergangene Woche ist nun bekannt geworden, dass die bisherige Geschäftsführerin den Betrieb verlässt und innerhalb der Tertianum-Gruppe eine neue Aufgabe übernimmt (die NFZ berichtete).
Unabhängige Beschwerdestelle
Die Stadt Rheinfelden ist mit 49 Prozent an der Wohn- und Pflegezentrum Salmenpark AG beteiligt, die übrigen 51 Prozent gehören der Tertianum AG. Mit Stadtammann Franco Mazzi und Stadtschreiber Roger Erdin ist Rheinfelden im Verwaltungsrat vertreten. Deswegen steht die Stadt auch besonders in der Verantwortung, dass die Bewohnerinnen und Bewohner eine gute Pflege und Betreuung erhalten. «Aufgrund der Vorwürfe hat der Verwaltungsrat beschlossen, eine unabhängige Beschwerdestelle für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Angehörige einzurichten», erklärt Roger Erdin gegenüber der NFZ. Zudem sei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die bereits bestehende unabhängige externe Ombudsstelle für das Personal in Erinnerung gerufen worden.
Zwei Ombudsstellen
Mit der «unabhängigen Beschwerdestelle für das Alter» (UBA) besteht in Zürich ein gemeinnütziger Verein, bei dem Fachpersonen bei Konflikten in den Bereichen Betreuung und Pflege Beratung und Hilfe anbieten oder gegebenenfalls mit Institutionen vermitteln. «Die UBA kann auf Wunsch von Institutionen als unabhängige Ombudsstelle eingesetzt werden. Von dieser Möglichkeit hat der Verwaltungsrat Gebrauch gemacht und der UBA einen entsprechenden Auftrag erteilt», schildert Erdin. Die Angehörigen wurden im Dezember über diese neue Möglichkeit informiert.
Unabhängig davon gibt es im Aargau eine «Ombudsstelle für pflegebedürftige Menschen». Direktbetroffene und ihre Angehörigen, die eine Frage oder ein Problem mit einer stationären Pf legeeinrichtung oder einer Spitex-Organisation im Kanton Aargau haben, können sich auch dort an die Ombudsfrau wenden.
Sofortmassnahmen ergriffen
Wie Erdin weiter ausführt, hat die Tertianum AG aufgrund der Vorwürfe eine ganze Reihe von Sofortmassnahmen ergriffen. «So haben Fachpersonen aus der Tertianum-Gruppe vor Ort die Arbeit und die Prozesse überprüft, die Mitarbeitenden begleitet und in ihrer Arbeit unterstützt.» Ende November 2023 habe ein geplantes Audit durch das Departement Gesundheit und Soziales des Kantons Aargau stattgefunden. «Im Rahmen dieser externen Überprüfung wurden der Institution eine gute Qualität und Leistungsfähigkeit attestiert», erklärt Erdin. Zudem habe die fachliche Leitung verstärkt werden können, indem auf den 1. Dezember 2023 die zeitweilig vakanten Stellen der Leitung Pflege und Betreuung sowie der Stationsleitung im dritten Obergeschoss mit geschütztem Wohnbereich besetzt werden konnten.
«Nicht wirklich verändert»
Ist jetzt also alles gut? «Nein, die Situation hat sich leider nicht wirklich verändert», sagt eine Person, die im Wohn- und Pflegezentrum Salmenpark arbeitet, gegenüber der NFZ. «Momentan haben wir auch sehr viele Zimmer frei, viele Angehörige haben ihren Vater oder ihre Mutter in ein anderes Altersheim verlegt.» Dies stellt Frank Nehlig, Sprecher der Tertianum-Gruppe, in Abrede: «Es handelt sich allenfalls um Austritte von Kurzaufenthaltern, die so geplant waren. Im Tertianum Salmenpark haben wir unverändert fast Vollbelegung.»