So viele Fragen, aber es gibt Antworten

  13.10.2024 Rheinfelden

Mütter- und Väterberatung: Die Themen sind komplexer geworden

Mit dem gesellschaftlichen Wandel hätten sich auch die Fragen junger Eltern verändert. Die Mütter- und Väterberatung sei als Anlaufstelle wichtiger denn je, finden die Verantwortlichen.

Ronny Wittenwiler

Ab mit dem Baby auf die Waage, jetzt noch rasch die Grösse messen, danke, und bis zum nächsten Mal? Nein, so läuft es nicht bei der Mütter- und Väterberatung; nicht hier am Hauptstandort in Rheinfelden. Nicht dort in den Beratungsstellen Kaiseraugst, Möhlin, Stein.

Im Wandel
«Als ich hier begonnen habe, dachte ich: Das ist kein Job für mich. Er fordert mich zu wenig.» Fast fünfzehn Jahre später denkt Sandra Jenelten nicht mehr so und bald schon im Gespräch sagt sie einen bemerkenswerten Satz: «Früher stand hinter einem Kind ein ganzes Familienkonstrukt mit Grosseltern, Onkeln und Tanten im selben Dorf. Dieses Netz gibt es viel weniger. Heute sind viele Familien Einzelkämpfer.»

Vielleicht sind solche Worte von Sandra Jenelten ein Stück weit auch Antwort auf die Frage, welche sie und Bereichsleiterin Nadine Herzig an einem Montagnachmittag von dieser Zeitung gestellt bekommen: Ist eine Mütter- und Väterberatung überhaupt noch zeitgemäss, wo es doch an Ratgebern in diesem Lebensbereich ebenso wenig mangelt wie an digitalen Sprechstunden bei Doktor Google? Vieles davon helfe erst recht, die Eltern komplett zu verunsichern, finden die beiden. Das Gelesene einzuordnen und gemeinsam zu schauen, was am besten zur Familie passe, sei eine wichtige Aufgabe. Voilà: Spätestens dann geht es in der Mütter- und Väterberatung um viel mehr als bloss um die Kontrolle von Grösse und Gewicht.

Gemeinsam auf Augenhöhe
Seit 2018 befindet sich die Mütter- und Väterberatung im «Roten Haus» in Rheinfelden. Sie ist als Teilbereich dem Gemeindeverband Sozialbereiche Bezirk Rheinfelden (GSBR) angegliedert, der von den Gemeinden getragen wird. «Wir wollen junge Eltern unterstützen, empathisch und nicht belehrend», sagt Nadine Herzig, die vor zwei Jahren die Leitung neu übernommen hat. Genau wie Sandra Jenelten bestätigt auch sie, wie junge Eltern mit zunehmend komplexen Themen die Beratungsstelle aufsuchen. Es geht dabei um Fragen bezüglich Familienkonstellationen, um Vaterschaftsanerkennung, aber genauso um Paarprobleme, die eine Elternschaft mit sich bringen kann und die plötzlich im Beratungszimmer zur Sprache kommen. «Es gibt so viele Fragen und genauso viel Verunsicherung», sagt Sandra Jenelten.

Was es aber auch gibt, sind Antworten. Ganz konkrete Antworten. Hier in Rheinfelden, genauso in den Anlaufstellen in Kaiseraugst, Möhlin und Stein. Und für vieles hält das aus vier Beraterinnen bestehende Team zudem einen guten Rat bereit, einen kleinen Tipp mit manchmal grosser Wirkung. Auch die Mütter- und Väterberatung könne nicht alle Probleme lösen, halten die Beraterinnen fest; aber oft wisse man ausserdem, wohin sich Hilfesuchende mit ihren weiteren Fragen wenden können. Längst ist die Mütter- und Väterberatung innerhalb des Verbands mit seinen Fachbereichen zu einer Drehscheibe geworden – und oft erste Anlaufstelle. Eine Anlaufstelle von grossem Wert. Heute sind viele Familien Einzelkämpfer. Dieser Satz jedenfalls hallt nach.

www.gsbr.ch


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