Rhein vom Gefühl her

  02.07.2023 Fricktal

Was uns ans Wasser zieht und uns dort hält

Der grösste Fricktaler Naherholungsort erstreckt sich von Schwaderloch bis Kaiseraugst. Eine Liebeserklärung ohne Beifang.

Ronny Wittenwiler

«Schön unberechenbar, unberechenbar schön» schrieb die NFZ in einem längeren Artikel am 7. Mai 2015, als sich die Ereignisse beziehungsweise die Pegelstände wieder mal überschlugen. Wassermassen entstiegen dem Flussbett, der Gemeinde Wallbach – wieder mal – kamen sie bedrohlich nahe und weiter oben, in Mumpf, hatten sie längst schon den Vorplatz bei den Pontonieren geschluckt, gleich einem hungrigen Ungetüm.

Und dann wieder lieblich
Im Moment aber, da Sie diese Zeilen lesen, ist diese Geschichte von anno 2015 längst eine verflossene und der Rhein liegt einfach da, manchen zu Füssen, am Rheinfelder Sandstrand zum Beispiel, anderen reicht er vielleicht zum Knöchel. Gezähmt, lieblich gar, präsentiert er sich. Meinetwegen: Ein Hoch auf die auserwählte Grillstelle am Waldrand, wie schön, dass es dich gibt, lieber Sonnenberg mit Aussichtsturm! Doch nichts ändert sich in Gestalt derart vielfältig im Laufe der Zeit wie ein fliessendes Gewässer, und kein Gewässer im Fricktal tut es in derart eindrücklicher Weise wie dieser Strom auf seinem abenteuerlichen Weg in die Nordsee.

Der Rhein als Fricktaler Lebensader?
Vielleicht ist das zu behaupten gewagt aus heutiger Sicht, aus kommerziell-existenzieller sowieso. Flösserei? Heute ist alles anders und doch haben gerade die einstigen Notwendigkeiten einem Bedürfnis nach Freizeit und Freiheit Platz gemacht, das Menschen nach wie vor ans Wasser ziehen lässt. Statt der Flösserei nachzugehen, lässt man sich einfach so mal treiben auf dem Rhein: Zu Boot, zu Schiff, auf der Luftmatratze.

Fischerei? «Das täglich’ Brot ihrer Vorgänger wurde für sie zur Leidenschaft», lässt sich aus den Rheinfelder Neujahrsblättern zitieren anlässlich einer Reportage zu einhundert Jahre Fischereiverein Bezirk Rheinfelden. So offensichtlich heute im Fricktal niemand mehr in existenzieller Hinsicht auf die Fischerei angewiesen ist, so bemerkenswert ist die Tatsache, dass heute zahlreiche Personen dem Angeln als Hobby nachgehen. Und hier hat «unser» Rhein eine besondere Anziehungskraft, die sich mit Zahlen auch belegen lässt: Der 1921 gegründete Fischereiverein Bezirk Rheinfelden zum Beispiel gehört mit über 500 Mitgliedern zu den grössten Kartengebern im Kanton. Und jetzt kommts: So populär die Hobbyfischerei auch ist, so überschaubar sind auch die Fänge. Gerade bei so genannten Edel- und damit kulinarisch begehrten Speisefischen wie Forelle oder Äsche tendieren diese Fänge gegen null. Womit wir bei der Millionenfrage wären: Was um alles in der Welt – wenn nicht den grossen Fang – zieht Jahr für Jahr Angler an den Rhein zwischen Schwaderloch und Kaiseraugst und hält sie dort? Die Antwort ist für sie vielleicht dieselbe wie für diejenigen mit einer Luftmatratze unterm Arm: Weil sie sich hier einfach mal treiben lassen können. Dieser Fluss ist etwas vom Grossar tigsten und Grössten, das unsere Natur im Fricktal zu bieten hat. Sie werden erstaunt sein, welche Vielfalt Sie erwartet. Lebensader fürs Glück.


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