Morgenmuffel auf der Staffelegg? (auf dem Grenzweg – Etappe 4)

Wie gut kennen Sie sich in unserer Region aus? Geografisch? Historisch? Allgemein? Machen Sie den Check!

Wer zeitig aufsteht, dem beschert das Fricktal besondere Eindrücke. Recht unterschiedliche.

Peter Schmid*

Gehören Sie zu den Beneidenswerten, die bei Tagesanbruch schwungvoll die Bettdecke zurückschlagen und unter der Dusche vergnügt und laut für den nächsten Eurovisionscontest üben? Müesligestärkt und gut gelaunt begeben Sie sich wohl darauf Richtung Arbeitsort, wo Sie Tatendrang und Aufbruchstimmung verbreiten. Vielleicht jedoch sind Sie eher ein Trübsal blasender Morgenmuffel. Dann wünschen Sie besagte Frühtauwonnepfropfen, die Ihnen «es schöns Tägli» wünschen, ins Pfefferland. Wie auch immer: Ich frage mich, wovon es abhängt, wie man den Tag beginnt. Und welche Rolle dabei der Wohnort spielt.

Um dies herauszufinden, beginne ich die vierte Etappe meiner Fricktal-Grenztour noch vor Tagesanbruch in der Gegend des Linnerberges. Ich nehme das überraschend freundliche Wetter als gutes Omen. Und wirklich: Das himmlische Farbenspiel bei der Linner Linde wird zum wahren Genuss. Das zeitige Aufstehen hat sich gelohnt. Der Anblick des sagenumwobenen, von den ersten Sonnenstrahlen beleuchteten Baumes lässt sich schwer in Worte fassen. Vorsicht: Kitschgefahr! Daher nur so viel: Es ist so herrlich, dass man die Linner für diese frühmorgendlichen Glücksmomente beneiden möchte. Und garantiert geniessen sie auch den Umstand, dass ihr Schlaf hier oben weder von Lastwagen noch von Güterzügen, die den Berg weit unter ihnen in ihren Tunnelröhren durchqueren, gestört wird. Der einstige politische Kampf zur Erhaltung der Natur am Bözberg und im Sagimülitäli war erfolgreich.

Weiter geht meine Radlerei nach Westen in dichtem Wald in der Nähe der Sisslerbachquelle. Den Homberg umrundend erblicke ich im schräg einfallenden Licht die Häuser von Oberzeihen und fahre zügig weiter Richtung Staffeleggtal.

Leider ist es hier rasch vorbei mit dem Morgenidyllengenuss. Sie ahnen den Grund: das Gedröhne der 40-Tönner. Zwischen dem Fricktal und Aarau haben sie wohl manche Bewohner in Ueken, Herznach, Densbüren und Asp früher als nötig und weniger sanft als gewünscht wachgerüttelt. Dies dürfte bis auf Weiteres so bleiben, denn der Regierungsrat hat der Forderung nach einer Einschränkung der Verkehrsbelastung eine Abfuhr erteilt. Und so werden auch in Zukunft über 10 000 Motorfahrzeuge täglich die nördliche Staffeleggroute befahren. Darunter etliche schwere Brummis. Und manche fahren auch nachts.

An dieser Stelle frage ich mich grundsätzlich: Wie steht es eigentlich um das Einvernehmen zwischen den Fricktalern und der aargauischen Obrigkeit südlich des Juras? Sitzt man da wirklich in einem Boot? Meine Grossmutter sagte interessanterweise: Ich fahr i d’Schwiz, wenn sie in Gipf-Oberfrick das Postauto nach Aarau bestieg. Das ist zwar eine Weile her, aber das Gefühl nördlich des Juras in einer anderen Welt zu leben, wirkt ja da und dort nach. Ist wirklich etwas dran an der häufig erhobenen Klage, das Fricktal bilde politisch eine quantité négligeable?

Die freie Fahrt der Güter auf der Strasse gewichtet der Grosse Rat tatsächlich stärker als das Ruhe- und Sicherheitsbedürfnis von Bewohnern des Staffeleggtals. Auch wenn es um die Förderung des öffentlichen Verkehrs geht, winkt man ab und verweist auf die hohen Kosten. Das Nein zum Halbstundentakt zwischen Stein und Laufenburg lässt grüssen. Dass hingegen hier (in Eiken) ein teurer Kreisel neu gebaut und dort (in Rheinfelden) einer gleichzeitig zurückgebaut wird: Die politisch Verantwortlichen lassen die Steuergelder fliessen und zucken die Schultern, wenn der gewünschte Optimierungseffekt (Stau bleibt Stau) ausbleibt.

Aber vielleicht holt der noch immer recht frisch gebackene Fricktaler Nationalrat in Bern die ÖV-Kastanien für uns aus dem Feuer. Gerade hat er einen Vorstoss eingereicht, der das Bahn-Angebot für hiesige Umweltabo-Besitzer verbessern soll. Brisant dabei: Es geht um das süddeutsche Bahnnetz. Da hat ein Vertreter einer sehr schweizerischen Partei weit über die (regionalen, kantonalen und sogar nationalen) Grenzen hinaus gedacht. Im vom Verkehrslärm weitgehend verschonten Zeihen kann er ungestört von nachhaltiger Verkehrspolitik träumen. Denn auch wir Fricktaler wollen ruhig schlafen und jeden neuen Tag mit Elan und Zuversicht angehen. Womit endet übrigens die heutige Etappe im Staffeleggtal? Mit freundlichen Morgengrüssen! Muffelfreie Zone! Trotz allem.

Zu den Wettbewerbsfragen:
1. Wie heisst der in Zeihen wohnhafte Nationalrat?
a) Christoph Riner
b) Christoph Blocher
c) Christoph Mörgeli

2. Mitte Juni ist der früheste Zeitpunkt des Sonnenaufganges auf dem Bözberg. Wann ist das?
a) 5.09 Uhr
b) 5.29 Uhr
c) 5.59 Uhr

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PE TER SCHMIDS FRICKTALER CHECK

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