Natur und Wirtschaftswachstum als grosse Chance
17.11.2024 Fricktal, WirtschaftStudie zeigt Stärken und Schwächen des Fricktals
Im Auftrag des Kantons Aargau untersuchte das Forschungsinstitut gfs.bern die Wahrnehmung des Fricktals als Arbeits- und Wohnort. Das Fricktal zeichnet sich durch seine intakte Natur und ländliche Idylle aus, aber auch durch gute Wachstums-Chancen der Wirtschaft und somit attraktive neue Arbeitsplätze.
Im Zeitraum zwischen Juli 2023 und April 2024 wurden rund 1600 Personen zu ihrer Meinung und ihrem Bezug zum Fricktal befragt. Im Fokus standen dabei einerseits Personen, die im Fricktal selber leben oder arbeiten und andererseits Menschen, die im Einzugsgebiet rund um das Fricktal zu Hause sind. Das Ziel der Studie war, herauszufinden, welche Elemente die Attraktivität des Fricktals als Arbeits- und Wohnort ausmachen. Dabei standen zwei Fragestellungen im Zentrum: Wer wohnt und wer arbeitet im Fricktal, und wie erleben diese Personen die Region? Was sind die wichtigen Faktoren für das Arbeiten und Wohnen im Fricktal?
Vieles ist sehr positiv
Die spontanen Assoziationen zum Fricktal sind überwiegend positiv, wobei die Natur der grösste Trumpf der Region ist. Die Befragten betonen die schöne Landschaft, die ländliche Idylle und die vielen Naherholungsgebiete. Zudem werden die geographische Lage mit der Nähe zu Basel und Deutschland sowie die Zentrumsfunktion von Rheinfelden und Frick als vorteilhaft wahrgenommen. Trotz der positiven Assoziationen gibt es auch kritische Stimmen, die insbesondere die unzureichenden ÖV-Anbindungen bemängeln. Dies wirkt sich negativ auf die Erschliessung der Region aus. Die Lage zwischen Basel und Zürich, günstige Landpreise und die Nähe zum Rhein werden als bedeutende Standortvorteile genannt. Eine grosse Chance sieht man in der Entwicklung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen, insbesondere im Sisslerfeld, im Bereich Biotech, Life-Science und der Industrie.
Mensch und Natur im Einklang
Während in vielen Teilen des Landes das Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur oft problematisch diskutiert wird, gibt es im Fricktal kaum aktuellen Problemdruck in dieser Hinsicht. Es besteht jedoch ein breites Bewusstsein dafür, dass es wichtig ist, dieses Gut zu bewahren.
Das erwartete Wachstum des Fricktals wird allgemein als Chance gesehen, wobei die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze im Mittelpunkt steht. Sowohl die Fricktaler als auch die Bewohner der angrenzenden Gemeinden erkennen das Potenzial für mehr Dynamik und Entwicklung, was sich positiv auf die Infrastruktur, die Sichtbarkeit der Region und eine gewisse Hoffnung auf mehr Urbanisierung auswirkt. Trotz dieser positiven Perspektive gibt es ernsthafte Bedenken hinsichtlich der nachhaltigen Gestaltung dieses Wachstums, insbesondere bezüglich der Infrastruktur und des erschwinglichen Wohnraums.
Verkehrsinfrastruktur in der Kritik – Bildungsangebot verbessern
Ein zentraler Kritikpunkt ist die unzureichende Verkehrsinfrastruktur. Während das Autofahren dominiert, wird auch der öffentliche Verkehr als Priorität angesehen. Darüber hinaus wird deutlich, dass die allgemeine Infrastruktur, insbesondere Bildungsund Kinderbetreuungseinrichtungen, verbessert werden muss. Auch die Infrastruktur des täglichen Bedarfs und Lebens (wie Läden, Freizeitangebote, medizinische Versorgung und Angebote für das Leben im Alter) wird als verbesserungswürdig eingeschätzt. Obwohl das Fricktal von seinen Bewohnern und den Einwohnern der umliegenden Gebiete für seine hohe Lebensqualität gelobt wird, bleibt seine Ausstrahlungskraft weitgehend lokal begrenzt. Die idyllische Landschaft könnte jedoch als wesentliches Merkmal für die Vermarktung der Region nach aussen genutzt werden. Um überregional als attraktiver Wohn- und Arbeitsort wahrgenommen zu werden, bedarf es klar erkennbarer Identitätsmerkmale oder Ankerpunkte. Besonders im Bereich der Infrastruktur und der Gebietsentwicklung, wie etwa im Sisslerfeld, besteht Potenzial für markante Leuchtturmprojekte, die die Attraktivität des Fricktals erhöhen könnten. Der Rhein bietet als Lebensader und Identitätsfaktor ebenfalls viele Möglichkeiten.
Fricktal beliebt als Lebensraum
Wer im Fricktal lebt, möchte in der Regel langfristig dort bleiben. Dies liegt nicht nur an der hohen wahrgenommenen Lebensqualität, sondern auch an der starken Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner mit der Region. Bezahlbarer Wohnraum ist angesichts der allgemeinen Entwicklungen der Wohnkosten eine klare Priorität. Im nationalen Vergleich ist die Wohneigentumsquote im Fricktal mit 59 Prozent sehr hoch. In der Schweiz beträgt sie 36 Prozent.
Die richtigen Dinge tun
Diese interessante Studie bestätigt die gute Ausgangslage, aber auch den dringenden Handlungsbedarf für das Fricktal: Zum einen gilt es, die schöne Landschaft, die ländliche Idylle und die Naherholungsgebiete zu erhalten, zum anderen die Mängel bei der Verkehrsinfrastruktur dringend zu beheben. Zudem soll das Potenzial für neue hochqualifizierte Arbeitsplätze als grosse Chance genutzt werden. Wichtig ist zudem vielen, dass dabei auch die Wohnkosten und die Steuerbelastung in einem erschwinglichen Rahmen bleiben und zugleich die Infrastruktur für das Leben im Alter, im Bildungsbereich und bei der Kinderbetreuung ausgebaut wird.
Wohnen und Arbeiten im Fricktal
Die Studie des Forschungsinstitut GFS in Bern wurde vom Kanton Aargau in Auftrag gegeben. Sie knüpfte an die bisherigen Analysearbeiten und Erkenntnisse rund um die Gebietsplanung im Fricktal, aber auch an bestehende Wanderungsbefragungen an, und ergänzte diese insbesondere mit der Sicht von direkt Betroffenen. Die erste Phase hat im Sommer 2023 gestartet, die letzte Erhebung erfolgte im Frühjahr 2024. Dabei wurde auch eine Bevölkerungsbefragung der Fricktaler Einwohnerinnen und Einwohner durchgeführt. Dafür wurde eine repräsentative Zufallsstichprobe der Fricktaler Einwohnerschaft per Brief zur Teilnahme an der Onlinebefragung eingeladen.. (nfz)