«Mut zu etwas Unordnung»
18.11.2024 Frick, FricktalBiodiversität: Die NFZ war mit Fachpersonen am FiBL unterwegs
Thomas Amsler, Leiter Facility Management und Betriebssicherheit am Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL in Frick, zeigte vor Ort, wie dank Biodiversitätsförderung Einsparungen im Unterhalts- und Pflegeaufwand möglich sind. Mit auf dem Rundgang war auch der Agrarökologe Lukas Pfiffner.
Bernadette Zaniolo
Den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten beziehungsweise Wege zu finden, wie die Biodiversität gefördert werden kann, ist auch nach der Ablehnung der Initiative von grosser Bedeutung. Thomas Amsler aus Schupfart, Leiter Facility Management und Betriebssicherheit, war massgeblich an der Planung der beiden neuen Gebäude am FiBL beteiligt. Auf einem Rundgang, zusammen mit dem Agrarökologen Lukas Pfiffner aus Gelterkinden, zeigten sie auf, wie die Artenvielfalt in privaten Gärten und öffentlichen Anlagen gefördert werden könnte. «Es braucht noch mehr Aufklärung», sagt Thomas Amsler, auf dem Weg hinauf auf das Flachdach des FiBL-Campus. Mit einem Lächeln fügt Lukas Pfiffner an: «Und es braucht auch Mut zu etwas Unordnung, sprich die Natur machen lassen». Für den Agrarökologen ist klar, dass es höchste Zeit für ein Umdenken und Handeln ist. Mit besorgtem Blick sagt er denn auch: «Die Natur wird massiv zurückschlagen.» Er erinnert an die jüngsten Ereignisse in der Schweiz mit Murgängen und entsprechenden Schäden.
Mensch und Natur in Einklang
Unterwegs vom Restaurant bis zum Flachdach erklärt Thomas Amsler, wie hier durch das Einbringen von Wandkies nur selten gemäht werden muss. Oben auf dem Dach ist die Besucherin erst mal überwältigt vom schönen Ausblick.
Eine Oase zum Verweilen, ein Wohlfühlort. Und es scheint, dass dies auch Fuchs, Hase, Dachs und Marder wissen, denn gemäss dem Leiter Facility Management wurden sie auch schon hier gesichtet. Wobei sich der Marder auch unliebsam bemerkbar machen kann.
Wilder und ungepflegter
Amsler sagt, er hätte hier auf dem Dach noch gerne den einen oder anderen Baum mehr, darauf musste jedoch aus Gründen der Tragbarkeit für das Dach verzichtet werden. Mit Substrat, einheimischen Wildblumen, Stauden und Sträuchern, wie etwa Ginster, Steininseln und weiterem wurden laut Amsler Bereiche geschaffen, «die wilder und ungepflegter sein können». Zugleich fügt er an: «Die Meinungen in Sachen mehr Biodiversität sind auch intern unterschiedlich». Damit meint er, dass es den einen zu weit und den anderen zu wenig weit gehe.
Diese Frage stellt sich auch beim Brunnen am Eingang vor dem Hauptgebäude. Dort ist ein Baum von Rüblikraut und anderen wildwachsenden Gräsern «eingekesselt». Lukas Pfiffner erwähnt, dass dies ein guter Ort für die Raupen des Schwalbenschwanzes sei. «Ja, klar, wir schneiden das von Zeit zu Zeit auch zurück, beziehungsweise mähen», so Thomas Amsler auf entsprechende Frage.
Doch wann ist der richtige Zeitpunkt? Der Schnitt der Wiesen erfolgt zweimal im Jahr, kombiniert mit dem Landwirtschaftshof des FiBL. Damit sich nicht Schädlinge wie Mäuse einnisten, sei einer der beiden Schnitte vor dem Winter gut, sagt Amsler.
Sträucher und Bäume sollten erst zurückgeschnitten werden, wenn das Laub vom Baum ist. Damit kann man also getrost bis im Januar oder Februar warten. Stauden sollten gemäss Pfiffner und Amsler erst im Frühling beziehungsweise zirka im April abgeschnitten werden. Der Unterhalt und die Pflege sollten möglichst naturnah und gezielt erfolgen; auch in privaten Gärten oder im öffentlichen Raum, wie etwa bei Schulanlagen oder in Städten.
Kurz vor Ende des Rundgangs zeigt sich Pfiffner sehr erfreut, über die Schotter-Rasenmischung auf einem der Parkplätze sowie bei den Steinen. Mit dem wilden Fenchel gedeiht hier ein weiterer guter Flecken für Insekten, Eidechsen und andere Lebewesen. Amsler und Pfiffner raten, bei der Bepflanzung auch Spätblüher (September/Oktober) wie etwa Sedum in Betracht zu ziehen. Bei der Aufzählung von geeigneten Pflanzen kommt der Agrarökologe Pfiffner so richtig ins Schwärmen. Er berichtet von der Pastinake (einem Wintergemüse), von verschiedenen Königskerzenarten oder etwa dem Mohn. Besonders erwähnt er den Natternkopf oder Johanniskraut, das sich nicht nur ideal für Natursteingärten eignet, sondern auch in der Heilkunde eingesetzt wird.