Mit Zange und Gitarre

  17.11.2024 Rheinfelden

Selbständiger Sanitärmonteur und Musiker

René Rothacher ist ein leidenschaftlicher Handwerker und ein Vollblutmusiker. Seit sechs Jahren führt er seine eigene Sanitär-Firma – und steht immer wieder auf der Bühne.

Valentin Zumsteg

Der Berufsweg von René Rothacher ist ungewöhnlich. «Eigentlich wollte ich nach der Schule Musik studieren. Doch das hätte mein Vater nicht akzeptiert», erzählt der 45-Jährige, der auf einem Bauernhof auf dem Zuzger Looberg aufgewachsen ist. Schon als kleiner Bub spielte er Trompete in der Familienband und stand als Solist auf der Bühne. Später wechselte er zur E-Gitarre. «Mein Vater hatte früher auf dem Hof eine kleine Autowerkstatt mit Carrosserie-Spenglerei. Ich habe viel mitgeholfen. Das Handwerkliche lag mir also.» Er entschied sich, dem Familienfrieden zuliebe, für eine Berufslehre als Sanitärmonteur – und hat diesen Entscheid nie bereut. «Ich hatte einen sehr guten Lehrmeister.»

Mit Natacha und Trauffer auf der Bühne
Doch die Liebe zur Musik blieb: Nach der Lehre jobbte er zwei Jahre lang, in dieser Zeit bereitete er sich auf die Prüfung für einen Studienplatz an der Jazz-Abteilung der Musikhochschule Basel vor. Die Prüfung bestand er und so studierte er anschliessend vier Jahre lang Musik. Bereits im letzten Studienjahr schloss er sich der von Roman Roth gegründeten «R-tist Music School» als Gitarrenlehrer an. Als Roth nach London ging, um bei der Popband «Simply Red» als Schlagzeuger zu spielen, übernahm er die Schule. Gleichzeitig arbeitete er als Gitarrenlehrer bei der Musikschule Unteres Fricktal.

René Rothacher stand auch viel auf der Bühne, mit Natacha und Trauffer tourte er durch die Schweiz und spielte vor Tausenden von Leuten. Mit der eigenen Band «Deadwerner» gab er auch Konzerte im Ausland. 2016 veröffentlichte er schliesslich ein Solo-Album, für das er alle Instrumente selber einspielte. Der Videoclip zur Single «Lonely Man» schaffte es in die Playlist von Viva und MTV Schweiz.

«Die Balance finden»
«Als ich den Musikweg eingeschlagen habe, wollte ich eigentlich nicht Musiklehrer werden. Das hat sich so ergeben», erklärt René Rothacher. Irgendwann waren es allerdings so viele Schüler, dass ihm das Unterrichten zu einseitig wurde, er an der Musikschule kündigte und lediglich noch privat Schüler unterrichtete.

Beim Umbau seines Hauses, bei dem er viel selbst Hand anlegte, merkte er, wie viel Freude ihm das Handwerkliche immer noch macht. «Als Musiklehrer ist man vor allem mental gefordert. Ich brauche jedoch die Balance zwischen körperlicher und mentaler Arbeit. Das hat den Wunsch geweckt, wieder als Sanitärmonteur zu arbeiten.» 2018 gründete er dann seine eigene Firma und ging damit zurück zu seinen beruflichen Wurzeln.

Die ersten Kunden waren Bekannte und Freunde, doch schon bald kamen weitere hinzu. Die Mund-zu-Mund-Propaganda hat gewirkt. «Seit 2019 kann ich von meinem Geschäft leben», blickt Rothacher zurück. Der Wechsel kam zu einem guten Zeitpunkt: In der Corona-Zeit hatten es Musiker schwer, während viele Handwerker gefragt waren, da die Leute die Zeit nutzten, um ihre Häuser und Wohnungen umzubauen. Heute macht die Firma rund 90 Prozent seiner Arbeitszeit aus, zehn Prozent bleiben für Musik. «Ich habe immer noch eine Handvoll Schülerinnen und Schüler und spiele auch selber noch. Aktuell als Redfield mit einem spannenden Blues-Projekt.»

Der Weg zurück ins Handwerk war für ihn der richtige, die Arbeit in seiner Einmann-Firma bereitet ihm viel Freude. «Der Job ist extrem befriedigend. Man sieht am Abend, was man geleistet hat. Die Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern macht ebenfalls Spass.» Heute ist er froh, dass er ein solides Handwerk gelernt hat, mit dem er sein Brot verdienen kann.


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