Mit Feuereifer für ein altes Handwerk

  15.08.2024 Wil, Mettauertal

Vor 40 Jahren verkohlte erstmals Holz in einer Schauköhlerei in Wil. 40 Jahre und mehrere Köhlerfeste später wurde das Jubiläum am Dienstagabend mit einem weiteren Kohlenmeiler und den Männern der ersten Stunde gefeiert.

Ludwig Dünner

Die diesjährige Holzköhlerei Mettauertal steht im Zeichen des 40-Jahre-Jubiläums. Was mit einer gewagten Idee 1984 begann, wuchs mit jeder weiteren Köhlerei zu gut besuchten Anlässen heran. OK-Präsident Andre Schraner blickte am Dienstagabend beim Festakt auf die vergangenen 40 Jahre zurück.

Es war Konrad Naegeli, in den 1980er-Jahren Lehrer in Wil, der den aussergewöhnlichen Vorschlag machte: «Wir produzieren in Wil Kohle.» Der OK-Präsident durfte genau diesen Lehrer am Dienstagabend auf dem Mettauerberg begrüssen. Naegeli erzählte, wie er zu dieser Idee kam. «Meine Mutter war eine ledige Köhler. Ich wusste, dass dies auch der Name eines dreckigen Berufes ist. Auf der Schweizerkarte gibt es mehrere Flurnamen ‹Köhler›. Ich wusste ebenfalls, dass dies kein Kabis ist, sondern mit der Herstellung der Kohle zu tun hatte.» Davon fasziniert, reifte im ehemaligen Lehrer die Vision einer Kohle-Herstellung in Wil heran. «Da es dafür Holz braucht, war für mich wichtig, dass ich den damals jungen Förster Andre Schraner von meiner Idee überzeugen konnte», erklärte er weiter. Auch der damalige Schmid und Gemeindeammann Walter Winkler konnte schnell von dem Vorhaben des Lehrers überzeugt werden. So entstand 1984 in Wil der erste Kohlenmeiler.

Köhlerfamilie Wicki
Die begeisterten Initianten, der Platz und das Holz waren in Wil ab der ersten Stunde vorhanden. Einziges, dafür umso grösseres Problem war, dass keiner eine Ahnung hatte, wie man Kohle herstellte. Einen Köhler in der unmittelbaren Nachbarschaft gab es nicht. Im Entlebuch wurde man jedoch fündig und Martin Wicki reiste nach Wil, um das alte Handwerk vor Ort zu praktizieren. Da der Köhler seine Arbeit jedoch nicht allein machen konnte, brauchte es einen Hilfsköhler. So wurde dieses Amt im Jahre 1984 sehr schnell an Stefan Zumsteg übertragen, welcher ebenfalls bis heute dem OK treu geblieben ist. «Ich wusste nicht, was Hilfsköhler ist und konnte damals auch noch nicht bei Google nachschauen, was diese Aufgabe mit sich bringt», so Zumsteg. Er wurde von Martin Wicki ins Handwerk eingeführt. Beide können noch heute viele Episoden aus der gemeinsamen Köhlerei erzählen.

20 Jahre später
Der grosse Erfolg der ersten Köhlerei motivierte die Organisatoren, 20 Jahre später wieder einen Kohlemeiler in Wil zu errichten. Rund 300 Helfer stapelten damals über 100 Ster Holz zu einem grossen Meiler auf. Von jenem Zeitpunkt an unterstützt die Schwester von Martin Wicki, Doris Wicki, die Wiler Holzköhlerei. Das zweite Köhlerprojekt in Wil fand wiederum grossen Anklang. Über 20 000 Besucherinnen und Besucher kamen damals nach Wil, um den Meiler und die Herstellung der Kohle zu bestaunen.

Wil, Hottwil, Mettau, Etzgen und Oberhofen haben sich 2010 zur Gemeinde Mettauertal zusammengeschlossen. So entstand 2014 der nächste Meiler der Holzköhlerei im Mettauertal. Im Jahre 2016 wurde ein neuer Kohlplatz auf dem Mettauerberg hergerichtet. Doris Wicki setzte auf dem Platz bereits diverse kleine Köhlerprojekte um. Und nun betreut sie zum 40-Jahre-Jubiläum einen Meiler mit rund 12 Ster Holz. In diesem Jahr wird sie vom Hilfsköhler Reto Schneider und der Hilfsköhlerin Heidi Moy unterstützt.

Gestern Mittwoch wurde der Kohlenmeiler auf dem Mettauerberg angezündet. Er wird bis zum 25. August betrieben. In dieser Zeit wird auf dem Köhlerplatz täglich von 9 bis 23 Uhr eine Festwirtschaft betrieben.


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