Industrie-Heisswasser wird sinnvoll genutzt

  11.08.2024 Rheinfelden

Statt überschüssiges Kühlwasser heiss in den Rhein laufen zu lassen, nutzt das deutsche Unternehmen Evonik die Wärme sinnvoll und hat zusammen mit Partnern ein Nahwärmenetz realisiert. Zudem wird aus überschüssiger Abwärme elektrischer Strom produziert.

Im Jahr 2003 wurde mit dem Neubau des Wasserkraftwerkes Rheinfelden begonnen. Dabei wurde das rechte Ufer des Rheins zur Restwasserstrecke und der Flusslauf wurde renaturiert. Das heisse Kühlwasser der Firma Evonik in Badisch-Rheinfelden (D) konnte daher nicht mehr dort eingeleitet werden und f liesst nun seither in den Auslauf der Turbinen auf der Schweizer Seite des Rheins. So wird eine optimale Vermischung mit dem Flusswasser erreicht. Für dieses neue Vorgehen wurde eine Bewilligung des Kantons Aargau notwendig und es wurden Massnahmen zur Reduktion der Temperatur des eingeleiteten Kühlwassers vereinbart. Seit 2010 ist diese angepasste Einleitung nun in Betrieb. Um die Temperaturreduktion des Kühlwassers zu gewährleisten, wurden zusammen mit dem lokalen Energieanbieter Naturenergie Hochrhein AG (früher Energiedienst AG) verschiedene Umsetzungsmassnahmen realisiert.

Industrielle Abwärme heizt Wohnquartiere
Bei der Herstellung der Evonik-Produkte fällt viel Abwärme an. Diese führt Evonik zum Teil wieder dem Produktionskreislauf zu oder heizt damit die eigenen Gebäude. Ein grosser Teil wurde jedoch via Kühlwasser in den Rhein abgeleitet. Neben anderen Faktoren führte die neue Einleitbewilligung des Kantons Aargau dazu, dass ab 2010 die Wärmenutzung im Werk optimiert und die Kühlwassertemperatur vor Einleiten in den Rhein etappenweise gesenkt wurde. Um die eingeleitete Wärmemenge weiter reduzieren zu können, wurde vereinbart, dass Naturenergie rund 42 Millionen Kilowattstunden pro Jahr der überschüssigen Wärmeenergie dauerhaft von Evonik bezieht. Über eine 900 Meter lange Rohrleitung fliesst heute 95 Grad heisses Wasser, das direkt dem Kühlkreislauf entnommen wird, zur Energiezentrale der Naturenergie Hochrhein AG. Anfang des Jahres 2023 legten die Stadtwerke Rheinfelden (D) und Naturenergie ihre Nahwärmenetze zusammen. So wird ein Teil der Wärme als Nahwärme in Rheinfelden (D) verwendet, mit einem weiteren Teil wird in einer Anlage Strom produziert. Die restliche ungenutzte Wärmeenergie gelangt dann über das Kühlwasser, das eine Temperatur unter den erlaubten 30 Grad aufweist, in den Rhein. Die Stadtwerke Rheinfelden (D) nutzen noch eine zweite industrielle Wärmequelle und können so insgesamt rund 10 000 Tonnen CO2 -Ausstoss jährlich einsparen. Durch das gesamte Nahwärmenetz werden über 12 Millionen Kilowattstunden an die Abnehmerinnen und Abnehmer geliefert.

Die bei Evonik gewonnene Wärme wird also in Wohnhäusern der benachbarten Stadtquartiere als Nahwärme zum Heizen genutzt. Im Sommer, wenn der Bedarf an Wärme geringer ist, wird aus der überschüssigen Wärme mit einem besonderen Verfahren Strom gewonnen. Dies verhindert eine zu starke Erwärmung des Rheins durch das eingeleitete Kühlwasser.

Positives Beispiel für nachhaltige Wärmeerzeugung
Die Deutsche Energie-Agentur verlieh dem gemeinsamen Projekt von Naturenergie Hochrhein AG und Evonik Industries AG den Energy Efficiency Award. Solche Gemeinschaftsprojekte zur A bwärmeauskopplung sind innovative Wege in Richtung Klimaneutralität. Eine Umsetzung wäre in vielen Gemeinden mit Nahwärmenetz und produzierenden Unternehmen möglich. (WH)


Was macht Evonik?

Evonik Industries stellt Spezialchemie und Hochleistungsmaterialien her. Mit einem Umsatz von rund 19 Milliarden Euro und weltweit rund 34 000 Mitarbeitenden ist Evonik das drittgrösste deutsche Chemieunternehmen. Das Werk der Evonik in Rheinfelden (D) stellt unter anderem pyrogene Kieselsäure her, die bei der Herstellung von Dämmmaterialien oder in Fahrzeugreifen verwendet wird. Ein weiteres Produkt ist Wasserstoffperoxid als Desinfektionsmittel für die Lebensmittelindustrie. (nfz)

Quelle: Beitrag aus «Umwelt Aargau» von Peter Rauch


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