«Ich geniesse jede Minute»
02.11.2024 Rheinfelden, KulturFricktaler Bühne: Intendantin und Hauptdarstellerin Jeanne-Pascale Künzli
Die diesjährige Produktion der Fricktaler Bühne ist ein Erfolg. Schon deutlich über 2000 Personen haben die Operette «Gräfin Mariza» im Rheinfelder Bahnhofsaal erlebt. Hauptdarstellerin und Intendantin Jeanne-Pascale Künzli erzählt, was die Herausforderungen sind.
Valentin Zumsteg
NFZ: Jeanne-Pascale Künzli, bald ist die Hälfte der Auf führungen vorbei. Wie läuft es?
Jeanne-Pascale Künzli: Es läuft ganz hervorragend. Wir sind sehr zufrieden. Wir bekommen viel Applaus von den Zuschauerinnen und Zuschauern und die Stimmung im Ensemble ist ausgezeichnet.
Sie singen die weibliche Hauptrolle bei allen 17 Aufführungen. Wie anstrengend ist das?
Ich singe, tanze und spiele. Doch während den Aufführungen spüre ich nichts von der Anstrengung. Ich geniesse jede Minute. Erst nach den drei Aufführungen, die ich jeweils an einem Wochenende spiele, merke ich es und brauche etwas Ruhe.
Was tun Sie, um stimmlich und körperlich fit zu bleiben?
Ich gehe jeden Tag mindestens eine Stunde walken. Dann versuche ich, jeweils nicht zu spät ins Bett zu gehen und genügend Schlaf zu bekommen. Auf die Aufführungen hin bin ich sehr fokussiert und halte mich gezielt fit, auch in Sachen Ernährung. Natürlich braucht es weiterhin das tägliche Stimmtraining von bis zu drei Stunden. Das gehört immer dazu.
Sie haben die Gräfin Mariza bereits vor 30 Jahre in Rheinfelden gesungen. Was hat sich verändert?
Die Rolle ist immer noch gleich interessant wie vor 30 Jahren. Aber ich habe natürlich 30 Jahre mehr Lebenserfahrung in meinem Rucksack; das kann ich bei der Verkörperung dieser Rolle sehr bewusst einsetzen. Die Gräfin Mariza verfügt über viele Facetten. Sie hat viel erlebt und ist sehr verletzlich. Gleichzeitig hat sie Verpf lichtungen als Gräfin und muss elegant sowie selbstbewusst auftreten. Sie ist eine sehr spannende Person. Ich geniesse diese Rolle sehr.
Wie viele Emotionen stecken Sie hinein?
Ich kann die ganze emotionale Palette eines Menschen hineingeben. Von Himmel hoch jauchzend bis zu Tode betrübt, alles kommt vor. Die sich anbahnende Liebe zu Graf Tassilo sorgt für die unterschiedlichsten Gefühle.
Damit eine solche Produktion zustande kommt, braucht es viele Leute, die mitarbeiten. Wie ist die Zusammenarbeit im ganzen Team?
Ich habe schon in vielen Ensembles mitgespielt und ich darf sagen, dieses Team ist ein Geschenk. Ich empfinde dies als ausserordentlich toll und angenehm, alle sind mit Eifer dabei. Die Arbeit macht in jeder Beziehung grosse Freude.
Sie sind nicht nur Hauptdarstellerin, sondern auch Intendantin der diesjährigen Produktion. Wie sieht es mit dem Besucherzuspruch aus?
Wir sind sehr zufrieden. Es ist eine Leistung, diesen Saal 17 Mal zu füllen. Es gibt aber noch für jede Aufführung freie Plätze. Es ist zu empfehlen, sich rechtzeitig die Eintritte zu sichern. Wir brauchen jede Unterstützung, um das Kulturgut Live- Operette zu erhalten. Wenn es so weitergeht, erreichen wir unser Ziel von insgesamt rund 5000 Besucherinnen und Besuchern.
Die diesjährige Aufführung dürfte die letzte der Fricktaler Bühne im alten Bahnhofsaal sein. Freuen Sie sich auf den sanierten und modernisierten Bahnhofsaal, der in ein paar Jahren zur Verfügung stehen sollte?
Ja, ausserordentlich. Der Saal hat viel Atmosphäre und ist ein Bijou. Er bleibt zum Glück erhalten. Die technische und räumliche Situation im Bahnhofsaal ist aber fast nicht mehr zumutbar. Wir träumen von einem Orchestergraben, von schönen Garderoben und einer funktionierenden Bühnentechnik. Wir freuen uns sehr auf die Zukunft. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer bietet sich jetzt nochmals die Gelegenheit, den alten Saal zu erleben.