«Ich bin einfach ein Gefühlsmensch»
03.11.2024 Persönlich, Oeschgen, FrickDie Oeschger Kunstmalerin gibt der Spontanität viel Raum
Franziska Gloor erzählt in ihren Bildern ohne Worte, dafür mit umso mehr Farben, von Gefühlen und Emotionen. Spürbar sein wird an der Ausstellung in der Fricker Galerie Artune auch die tiefe Verbundenheit mit ihrem verstorbenen Partner, dem Keramiker Mathies Schwarze. Auch Werke von ihm werden gezeigt.
Susanne Hörth
Eintauchen in die Tiefen des Ozeans, auch wenn gar kein Wasser in der Nähe ist. Möglich machen es die Bilder von Franziska Gloor. Viele ihrer Werke sind in verschiedenen Blau-Nuancen gehalten. «Ich komme einfach nicht von dieser Farbe weg. Für mich steht Blau für sich trauen, hineintauchen in die Tiefen. Und das, obwohl ich doch gar kein Wassermensch bin.» Franziska Gloor muss an dieser Stelle lachen. Denn, gewollt oder ungewollt, lassen zahlreiche Acrylgemälde der Oeschger Kunstmalerin Wasser erahnen, das Licht, das sich darin spiegelt, die Tiefen, die man auf sich wirken lassen kann. Neben dieser Tiefenwirkung strahlen die vielfach grossflächigen Bilder auch eine grosse innere Ruhe aus, um beim nächsten Hinschauen aber auch gleichzeitig von bewegten Geschichten zu erzählen. Gefühle und Emotionen sind spürbar.
Franziska Gloor malt nicht gegenständlich und wenn zwischendurch doch etwas Figürliches entsteht, «dann ist es während dem Arbeitsprozess einfach so entstanden». Dazu führt die Künstlerin aus: «Wenn ich zu malen beginne, habe ich, im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern, keine konkrete Vorstellung, was es werden soll. Es entsteht einfach.» Am Ende dieses Entstehungsprozesses gibt das auf die Leinwand Gebrachte ebenfalls das Meditative, teils auch Sinnliche wider, welches die Künstlerin beim Auftragen der Farbe empfindet. Gleichzeitig zeugen die Bilder von der Spontanität, der teils sogar sehr impulsiven Art ihrer Erschafferin. «Ich bin schon immer so gewesen. Nicht nur beim Malen. Ich bin ein Gefühlsmensch.» Sie habe sich immer wieder vorgenommen, auf der Leinwand Neues auszuprobieren. «Der Kopf wollte das, das Gefühl entschied sich dagegen.» Letzteres gewann und Franziska Gloor ist sich in der Farbenwahl und ebenso ihrer Spontanität treu geblieben.
Franziska Gloor ist 1944 in Biberstein geboren und aufgewachsen. Wenn auch das Zeichnen und Malen sie von klein auf in den Bann gezogen hat, sie gerne den beruflichen Weg Richtung Kunst eingeschlagen hätte, absolvierte sie aus Gründen der Vernunft das Lehrerseminar. Später, mittlerweile verheiratet und Mutter von drei Kindern, nahm der Wunsch nach Malen wieder zu. Sie begann, sich in Kursen und Schulen – unter anderem bei der Assenza Malschule – sowie Studienreisen Wissen über die Kunst im Allgemeinen, die Techniken und die Farben im Besonderen, anzueignen. Ihr eigener Stil entwickelte sich mehr und mehr. Ausstellungen an verschiedenen Orten folgten. Längst sind ihre meist in Blau- und Rottönen gehaltenen Gemälde zu ihrem Markenzeichen geworden.
Mit dem Keramikkünstler Mathies Schwarze trat 1996 ein neuer Mann in das Leben von Franziska Gloor. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehreren Jahrzehnten Witwe. Neben dem gemeinsamen Haus in Oeschgen richtete sich das Paar ebenfalls in Oeschgen ein lichtdurchf lutetes Atelier ein, in welchem er mit dem Ton arbeitete, Kurse gab und sie im Obergeschoss malte. Als Mathies Schwarze krank wurde, verkaufte das Paar das Atelier.
Grosse Veränderungen
In den letzten fünfeinhalb Jahren hat die vor zwei Wochen 80 Jahre alt gewordene Franziska Gloor nur selten zu Leinwand, Pinsel und Farbe gegriffen. Der Tod ihres Lebenspartners Mathies Schwarze im März 2019 hat vieles aus dem Gleichgewicht gebracht. «Er fehlt mir so sehr.»
Dass aktuell wieder starke Erinnerungen an die vielen gemeinsamen und ganz intensiv von Kunst geprägten Jahre aufkommen, hat mit der Ausstellung zu tun, welche vom 9. bis 23. November in der Galerie Artune in Frick stattfindet. An dieser werden neben den Werken von Franziska Gloor, Keramikobjekte von Mathies Schwarze zu sehen sein. «Diese gemeinsame Ausstellung war eigentlich im Juni 2019 geplant gewesen. Doch dann ist Mathies gestorben», sagt Franziska Gloor leise. Nach mehrfachen Nachfragen von Artune-Austellungsbetreuerin Irene Wiestner fand die Oeschgerin Gefallen am Gedanken, die angedachte gemeinsame Ausstellung nun doch noch zum Abschluss zu bringen. «Nein, es ist keine Gedenkausstellung», betont sie. Vielmehr soll es ein Ort zum Erleben und Spüren ihrer beider Werke werden.
Mathies Schwarze
Der Keramiker, Franziska Gloor redet oft auch vom Töpfer, hat sich durch eine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit dem Werkmaterial Ton und der Zusammensetzung sowie dem Verlauf der Glasuren ein grosses handwerkliches wie auch künstlerischen Können angeeignet. Seine auf der Scheibe gearbeiteten hauchdünnen Vasen und Schalen zeugen davon. «Ja, er war ein Perfektionist», nickt Franziska Gloor. Mathies Schwarze hat sich in der Kunstwelt mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland einen Namen gemacht.
So unterschiedlich die Werke von Franziska Gloor und Mathies Schwarze sind, so sehr gehen sie beim Betrachten auch immer wieder eine Symbiose ein. Das zu erleben und um einzutauchen in die Tiefen von Farben und Formen, dazu lädt die Ausstellung in der Galerie Artune vom 9. bis 23. November ein. An der Vernissage wird der Oeschger Regierungsrat Alex Hürzeler eine Grussbotschaft überbringen.