«Es ist eine Gottesgabe»

  18.11.2023 Persönlich, Böztal

«sGorge Bethly» durfte bei guter Gesundheit den 100. Geburtstag feiern

«Es het alles so müesse cho», sagt Bethly Brack, die einst wegen der Liebe vom Bözberg nach Bözen zog und mit ihrem Mann einen kleinen Bauernhof führte. Seit er verstorben ist, wohnt sie alleine in ihrem Haus im «Gorgen», unterstützt von ihrer Familie.

Karin Pfister

«Wunderschön» sei die Feier im Bözer Restaurant Post gewesen, schwärmt Bethly Brack noch eine Woche nach ihrem runden Geburtstag. «Fast alle sind dabei gewesen», erzählt sie und meint damit ihre drei Söhne Walter, Ernst und Hans-Ruedi mit Familie. Die sechs Enkelinnen und Enkel konnten leider nicht ganz vollzählig dabei sein, aber die drei Urenkelkinder und auch der «Gottibueb» waren da, so die 100-Jährige. Die Musikgesellschaft Hornussen habe ein Ständchen gebracht. Darüber habe sie sich sehr gefreut und auch über die Grüsse und den Blumenstrauss der Kantonsregierung, welcher Vizeammann Andreas Thommen überreichte.

Auf einer Tanzveranstaltung kennengelernt
Geboren wurde Bethly Brack in Ursprung auf dem Bözberg. «Im Taufschein stand Bethli, aber im Laufe des Lebens ist aus dem i ein y geworden.» Die Eltern bewirtschafteten in Ursprung ein kleines Höf li. Einen Beruf durfte Bethly Brack, deren zwei Geschwister schon vor längerem verstorben sind, nicht lernen. «Wir mussten beim Bauern mithelfen; das war alles Handarbeit.»

Am 17. Mai 1947 hat sie Jakob Brack aus Bözen geheiratet und ist ins Dorf gezogen. «Hier hat es mir gefallen. Damals waren wir noch fast alleine hier oben», erinnert sie sich. Inzwischen sind die landwirtschaftlichen Felder rund ums Haus längst Überbauungen gewichen. «Anfangs hatten wir zwei Kühe und haben alle Feldarbeit mit ihnen erledigt.» 1967 hat ihr Mann den Hof aufgegeben, und hat bei der Ciba in Stein angefangen zu arbeiten.

«I ha’s guet breicht», sagt sie über ihre fast 70 Jahre lange Ehe mit Jakob Brack, der vor einigen Jahren kurz vor dem 98. Geburtstag verstorben ist. Kennengelernt hatte sie ihn einst bei einer Bözberger Tanzveranstaltung am Neujahr 1945. Eine vorherige Bekanntschaft mit einem jungen Mann aus Wil hatte Bethly Brack abgebrochen. «Er war katholisch und ich reformiert. Das wäre nicht gut gegangen. Später erhielt ich einen Brief von einem jungen Mann aus der nahen Umgebung, der mich kennen lernen wollte und mich zum Neujahrstanz einlud. Mein Bruder mit Freundin war auch dabei und stellte mir einen seiner Dienstkollegen vor. Dieser gefiel mir noch besser», erinnert sie sich schmunzelnd. «Den ganzen Abend habe ich abwechselnd mit beiden Herren getanzt.» Nur wenige Tage später erhielt sie dann vom Dienstkameraden Jakob Brack einen Brief, in dem er um einen Spaziergang am nächsten Sonntag bat. «Wir liefen durch den kalten Januartag und bei seinem nächsten Besuch auf dem Bözberg war dann alles klar und wir zusammen.»

Erinnerungen an früher
Bethly Brack erzählt lebhaft und erinnert sich an viele Details aus ihrem langen Leben. Nur der Körper mache nicht mehr so gut mit; seit einigen Jahren sei sie fast blind und sehe nur noch schemenhaft. «Hier im Haus geht es gut; ich kenne jede Schwelle», sagt sie. «Ich bin meiner Familie sehr dankbar, dass sie mich im Alltag unterstützen.» Ohne sie und der Hilfe von Spitex und Pro Senectute würde das Alleineleben nicht mehr gehen. «Meine Mutter ist eine liebe, zufriedene und dankbare Frau», sagt Ernst Brack. Bis vor Corona sei sie noch regelmässig mit dem Rollator draussen gewesen und habe kleine Spaziergänge gemacht. «Das geht nun nicht mehr. Ich habe Mühe mit dem Atmen. Nach draussen gehe ich nur noch, wenn ich einen Termin auswärts habe.» Mit den beiden Spaziergang-Kolleginnen – «Eich Grittli» und «Orsi-Lotti» – telefoniere sie noch regelmässig. «Sie und auch andere Seniorinnen kommen mich besuchen.»

Wegen ihren schlechten Augen könne sie tagsüber nicht mehr viel machen, erzählt Bethly Brack. Sie verbringe viel Zeit im Sessel und höre dem Fernseher zu. Gerne erinnert sie sich an früher, zum Beispiel an die Ausflüge, die sie mit ihrem Köbi unternommen hat. Ernst Brack: «Mein Vater hat seinen Söhnen ein Auto gekauft und wollte dann, als das Auto hier war, auch fahren lernen.» Schon bald seien Bethly und Köbi Brack in der ganzen Schweiz herumgefahren. Als «Rösseler» habe der Vater gerne immer den Jura angesteuert oder sie seien zur Verwandtschaft ins Bernbiet gegangen. «Mir haben die Fahrten gefallen», ergänzt die 100-Jährige und über ihren Mann: «I ha en guete Maa gha. Es het mi nie groue.» Dass alles so gut gekommen sei, empfinde sie als Gottesgabe.


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