Einer der letzten Holocaust-Überlebenden erzählt

  23.03.2025 Rheinfelden

Zeitzeuge im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern

Ivan Lefkovits hat die Hölle auf Erden erlebt. 1944 wurde der damals Siebenjährige mit seinem älteren Bruder und seiner Mutter ins KZ Ravensbrück deportiert. Am kommenden Mittwoch erzählt er auf Einladung der Rheinfelder Bez-Klasse 3b von seinem Schicksal. Der Anlass ist öffentlich.

Valentin Zumsteg

Er ist einer der letzten KZ-Überlebenden der Schweiz, die noch von ihrem Schicksal berichten können. Ivan Lefkovits wurde 1937 in der heutigen Slowakei in eine jüdische Familie geboren. 1944 deportierten die Nazis seine Mutter Elisabeth, seinen älteren Bruder Paul und ihn ins Konzentrationslager Ravensbrück. Paul wurde in Ravensbrück getötet, während Ivan und seine Mutter in das KZ Bergen-Belsen kamen. Was der kleine Junge dort erlebt hat, ist unvorstellbar. «Links und rechts neben dem Weg lagen massenhaft Leichen. Uns war klar, dass wir selbst nur einige Tage vom Tod entfernt waren», sagte er später gegenüber einer Illustrierten über seine Ankunft in Bergen-Belsen. Doch die beiden überlebten.

«Eine einmalige Gelegenheit»
1945 haben die Briten das Lager befreit, ein neues Leben begann. Ivan Lefkovits studierte von 1956 bis 1961 Chemie an der Universität in Prag. 1969 erhielt er von der Uni Basel das Angebot, das neue Institut für Immunologie aufzubauen. Bis zur Pensionierung arbeitete er über 30 Jahre dort. Er lebt in der Nordwestschweiz.

Am kommenden Mittwoch kommt er nun an die Kreisschule Unteres Fricktal in Rheinfelden, um auf Einladung der Bez-Klasse 3b über seine Erlebnisse und Erfahrungen zu berichten. Für Lehrer Tobias van Baarsen ist das Projekt eine Herzensangelegenheit, wie er gegenüber der NFZ festhält: «Schon mehrmals habe ich mit meinen Schülerinnen und Schülern der 9. Klassen eine Exkursion ins Konzentrationslager Natzweiler-Struthof unternommen. Immer begleiten mich interessierte Lehrerinnen und Lehrer. So auch in diesem Jahr. Einer dieser Lehrer kam Anfang Februar auf mich zu und erzählte mir, dass er soeben erfahren habe, dass in seiner Nachbarschaft einer der letzten Holocaust-Überlebenden lebe. Er gab mir seine Telefonnummer und Adresse. Mir war sofort klar, dass dies eine einmalige Gelegenheit war. Ich erzählte meiner Klasse davon und fragte, ob sie den Mut und die Kraft hätten, mit mir eine grössere Veranstaltung daraus zu machen.» Die Schülerinnen und Schüler liessen sich begeistern und willigten ein.

«Ein würdevoller Anlass»
Der Anlass ist öffentlich. In der Aula des Schulhauses Engerfeld haben rund 350 Personen Platz. Gut die Hälfte der Plätze sind schon vergeben. Vor dem eigentlichen Anlass (19 Uhr) werden ab 17.30 Uhr ein Apéro und ein Essen angeboten. «Es rührt mich, wie Herr Lefkovits trotz seines hohen Alters von 88 Jahren und den weltpolitisch schwierigen, immer wieder würdelosen Situationen offensichtlich die Hoffnung nicht aufgibt, reist und sich gegen das Vergessen und für Respekt und Würde einsetzt. Nach seinem Vorbild haben wir es uns zum Ziel gemacht, Herrn Lef kovits und den Zuhörerinnen und Zuhörern einen würdevollen Anlass zu bieten», schildert Tobias van Baarsen.

Holocaust-Zeitzeuge Ivan Lefkovits berichtet. Mittwoch, 26. März, Schulanlage Engerfeld Rheinfelden. Beginn um 17.30 mit Apéro; Essen ab 18 Uhr. Veranstaltung um 19 Uhr. Reservationen unter: https://kultur-im-engerfeld.jimdosite.com/

Für weitere Informationen:

www.last-swiss-holocaust-survivors.ch/de


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