«Ein guter Mitarbeiter, der Einsatz zeigt»
20.07.2023 Fricktal, GewerbeWenn Gewerbebetriebe Geflüchteten eine Chance geben
Zahlreiche Schutzsuchende und Geflüchtete haben in den vergangenen Monaten im Fricktal einen Job gefunden. Zum Beispiel Vitalii Checheliuk: Der ukrainische Elektriker arbeitet jetzt in einem Elektrobetrieb in Rheinfelden.
Valentin Zumsteg
«Die Arbeit gefällt mir gut. In der Schweiz ist die Technik etwas komplizierter, aber besser», erklärt Vitalii Checheliuk mithilfe einer Übersetzungs-App. Der 48-jährige Ukrainer aus Mariupol ist im vergangenen Jahr mit seiner Frau, einer Tochter und der Grossmutter in die Schweiz geflüchtet. Seit Juli 2022 wohnen sie in der kantonalen Unterkunft im Rheinfelder Dianapark. Die zweite Tochter geriet in russische Gefangenschaft und wird immer noch festgehalten, die Familie ist deswegen in grosser Sorge (die NFZ berichtete).
«Beide Seiten profitieren»
Im April 2023 konnte Checheliuk, der in seiner Heimat während Jahrzehnten als Elektriker gearbeitet hatte, eine Praktikumsstelle bei der Ruther Elektro AG in Rheinfelden antreten. Vermittelt hat dies Markus Schröder, Geschäftsleiter beim städtischen Projekt «Engagement lokal». Mittlerweile ist aus dem Praktikum eine Festanstellung geworden, vorerst befristet bis Ende Jahr. «Vitalii Checheliuk ist ein fachlich guter Mitarbeiter, der Einsatz zeigt. Er ist sehr motiviert, pflichtbewusst und pünktlich. Das sind Eigenschaften, die ich sehr schätze», sagt Raymond Keller, Chef der Ruther AG. Wie viele andere Gewerbebetriebe sucht seine Firma händeringend nach Fachkräften. «Wir haben mit Vitalii einen guten Mitarbeiter gefunden und er hat die Möglichkeit bekommen, zu arbeiten und Geld zu verdienen. Das ist eine Win-Win-Situation», so Keller. Weil ein langjähriger Angestellter der Ruther AG Russisch spricht, fiel die Einarbeitung deutlich leichter. Ziel müsse es aber sein, dass Checheliuk Deutsch lerne und so noch selbständiger in der Firma eingesetzt werden könne, sagt Keller. Gelingt dies, soll die Anstellung Ende Jahr verlängert werden. «Ich bin daran, Deutsch zu lernen. Ich besuche einen Kurs in Basel», erklärt Checheliuk. Raymond Keller, der auch Präsident des Gewerbevereins Rheinfelden ist, ruft andere Betriebe dazu auf, ebenfalls Geflüchteten eine Chance zu geben: «Wenn es passt, können beide Seiten profitieren.»
Stellen und Lehrstellen gesucht
In den vergangenen Monaten ist es Markus Schröder gelungen, 25 Ukrainerinnen und Ukrainern sowie fünf Geflüchteten aus Afghanistan, Syrien und Irak an Firmen im Fricktal und der Region Basel zu vermitteln. Von weiteren knapp 50 Personen hat er die Dossiers, darunter sind verschiedene Handwerker, Lehrpersonen, medizinisches Personal, Juristen, aber auch Ungelernte. «Aufgrund des baldigen Starts des neuen Ausbildungsjahres haben wir momentan Zeitdruck, noch Lehrstellen zu finden. Unter anderem als Kaufmann EFZ für einen jungen Ukrainer, der neben Deutsch und Ukrainisch auch Englisch, Französisch und Portugiesisch spricht», schildert Markus Schröder.
Firmen, die eine Stelle oder Lehrstelle zu vergeben haben, können sich bei Markus Schröder melden: markus.schroeder@rheinfelden.ch