«Die Arbeit war sehr interessant, aber auch herausfordernd»

  15.12.2024 Persönlich, Mettau, Mettauertal

Bruno Tütsch blickt auf einen interessanten Berufsweg zurück

16 Jahre – bis zu seiner Pensionierung – war Bruno Tütsch aus dem Mettauertal stellvertretender Dienstchef Personal bei der KAPO Aargau. Obwohl der ursprünglich gelernte Bäcker-Konditor ein beachtliches Palmares hat, drängte er sich nie ins Scheinwerferlicht. Er wirkt lieber im Hintergrund.

Bernadette Zaniolo

«Es gibt interessantere Menschen als mich», so die erste Reaktion von Bruno Tütsch, als ihn die Redaktorin für ein Porträt anfragt. Schliesslich stimmt er zu. Seine Bescheidenheit und Sozialkompetenz werden am Treffen noch augenfälliger. Ihm ist das Gegenüber wichtiger als seine Person. So sagt er im Gespräch: «Du könntest ja deine Geschichte schreiben.» Bruno Tütsch weiss jedoch, dass es heute um ihn geht. Aufgewachsen ist er zusammen mit vier Geschwistern in Leibstadt. Dort – bei der ehemaligen Bäckerei Kramer – hat er seine Lehre als Bäcker-Konditor gemacht; «ein sehr guter Lehrbetrieb». Sein Vater arbeitete als Chauffeur bei der Knecht Mühle von Alt-Ständerat Hansjörg Knecht.

Im Jahr 1979 war Bruno Tütsch mit zwei Kollegen für drei Monate in einem Kibbuz in Israel. «Dies war ein prägendes Erlebnis», erzählt der heute 65-Jährige. «In einen Kibbuz zu gehen, war damals ein Hype. Wir merkten aber schon bald, dass Gratisarbeit nicht unserer Ideologie entsprach», gesteht Tütsch. Doch etwas Schönes ist geblieben, nebst den vielen Erlebnissen: Die Freundschaft mit seinen zwei Kollegen besteht heute noch. «Wir treffen uns regelmässig», sagt er darauf angesprochen.

Berufliche Neuausrichtung
Aufgrund gesundheitlicher Probleme – Spätfolgen eines Schulunfalls – musste sich Bruno Tütsch beruflich neu ausrichten. Mit Unterstützung der IV absolvierte er eine Lehre zum Detailhandelsangestellten im Bereich Sport. Später erfolgte die Ausbildung zum Eidgenössisch diplomierten Kaufmann des Detailhandels HFP. Während vier Jahren war der Vater von inzwischen zwei erwachsenen Söhnen und einer Tochter Geschäftsführer in einem Wohlener Sportgeschäft, bevor er seine Stelle als Verantwortlicher Verkauf Innendienst bei der Inotech AG (Handel mit Laborgeräten usw.) antrat. Über 17 Jahre war er Leiter Personaldienst der Jura-Cement-Fabriken Wildegg und über mehrere Jahre auch gleichzeitig noch für die Juracime S.A. im neuenburgischen Cornaux verantwortlich. In der Zeit bei den Zementfabriken machte Bruno Tütsch die Weiterbildung zum diplomierten HR-Leiter (HR Swiss).

Teil des Kleeblattes
«Ich wurde von einer ehemaligen Arbeitskollegin auf die ausgeschriebene Stelle bei der KAPO Aargau aufmerksam gemacht. Ich wollte nach 17 Jahren bei den Jura-Cement-Fabriken und vor Alter 50 nochmals eine neue Herausforderung annehmen», erklärt der Familienvater mit einem Schmunzeln. Im Gegensatz zu den Polizisten, die üblicherweise nach erfolgreichem A bschluss der Polizeischule ins Polizeikorps übertreten, würden die Stellen der Zivilangestellten der KAPO ausgeschrieben. Als stellvertretender Dienstchef Personal war er unter anderem für das Case-Management zuständig. «Ich war Teil des Kleeblattes, sprich Bindeglied zwischen den verschiedenen Akteuren zur erfolgreichen Rückführung der Mitarbeitenden mit gesundheitlichen Problemen an den Arbeitsplatz.» Schon bevor eine allfällige Frage seitens der Schreibenden überhaupt erst gestellt wird, betont Bruno Tütsch, dass er hier keine detaillierten Aussagen machen kann oder will.

Er sagt nur: «Die Arbeit war sehr interessant, aber auch herausfordernd. Wenn ich über den Berg (Bürersteig) kam, konnte ich jeweils abschalten», schildert er das Distanznehmen (den längeren Arbeitsweg) beziehungsweise die Trennung zwischen Arbeitswelt und Privatleben. Er habe mit seiner Frau Hanni Tütsch, geborene Zumsteg aus Wil AG, nie über seine Arbeit, beziehungsweise Vertrauliches gesprochen. Das blieb «ennet dem Berg».

Familie und Freundeskreis
Dies entsprach auch einem Bedürfnis der beiden. Denn Bruno Tütsch engagiert sich seit Jahren auch anderweitig. So unterstützt er seinen Bruder und seinen Göttibueb (er ist seit drei Jahren Vollwaise) im administrativen Bereich und wo gerade Unterstützung angesagt ist.

Die Pflege der Familie und des Freundeskreises sind Bruno Tütsch sehr wichtig. Zu seinen Freizeitaktivitäten gehören lesen, Politik, wandern, Golf spielen beziehungsweise Sport und Reisen allgemein. Er hat nicht nur beruflich eine ausgeprägte Sozialkompetenz. Nach dem Motto, «wo man sich nützlich machen kann», setzt er sich ein, übernimmt Verantwortung und manchmal ist er einfach «nur» ein wichtiges Teil im Puzzle von Menschen, von Institutionen wie der Spitex, der politischen Gemeinde sowie der Kirchgemeinde.

Der Männerturnverein und das Gartenfest
«Die Arbeit vermisse ich nicht zwingend, aber die Leute», hält Bruno Tütsch fest, der seit diesem Sommer pensioniert ist. Ein fester Bestandteil in seinem Leben ist der Männerturnverein Wil, bei dem er jede Woche das Volleyball-Training besucht und ab und zu auch Vereinsreisen organisiert. Seine Frau Hanni hat er am Gartenfest in Leibstadt kennengelernt. Speziell: beide wohnten und arbeiteten (er in einem Sportund sie in einem Musikgeschäft) zu dieser Zeit im Freiamt. 1990 zogen sie nach Wil und seit drei Jahren wohnt das Paar im Ortsteil Mettau der Gemeinde Mettauertal.


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