Brücken bauen zu anderen Menschen

  20.02.2025 Rheinfelden

Diskussionsreihe «Kultur und Gesellschaft»

Mit Roger de Weck begann in Rheinfelden die neue Reihe zu «Kultur und Gesellschaft». Der Publizist sprach über «Demokratie und Medien». Im Februar ist nun die Archäologin und Sängerin Claudia Adrario de Roche zum Thema «Brücken bauen» zu Gast. Soziologe Ueli Mäder moderiert die monatlichen Gespräche.

Claudia Adrario de Roche sang früher Opern und stand auf grossen Bühnen. Ab und zu tritt sie noch mit Brecht- und andern Songs in Kleintheatern auf, leitet aber vor allem «Soup&Chill», eine «Wärmestube für sozial Benachteiligte» hinter dem Basler Bahnhof. Hier führt de Roche auch das «Restaurant du coeur», das Bedürftigen für ein symbolisches Entgelt täglich ein «Menu surprise» anbietet. Selbstverständlich mit Espresso zum «Wieder-munter-Werden». Nach Salat, Hauptspeise und kleinem Dessert. Die Küche ist italienisch, türkisch, orientalisch, auch mal jamaikanisch, tibetisch oder indisch. Asylbewerbende arbeiten mit. «Wir haben immer auch einen vegetarischen Teller bereit», erklärt die Initiantin. Auch wer vegan lebe, eine Lactose-Intoleranz oder Gluten- Problem habe, bekomme «immer etwas Passendes und Verträgliches». De Roche wuchs schon mit zwei Kulturen auf. Ihr Vater war Italiener, ihre Mutter Österreicherin. Italienisch und Deutsch sind der «Wirtin» von Geburt an vertraut. «So viele Sprachen du sprichst, sooft bist Du Mensch», sei der Lieblingssatz ihres früh verstorbenen Vaters gewesen. Und eine sensible Sprache habe sich für sie tatsächlich als Brücke im Leben erwiesen. Die wichtigste Brücke sei aber, um andere besser zu verstehen, selbst Mensch zu sein. Und dazu gehörten eben «das Wahrnehmen des Gegenübers, die Liebe zu Menschen und der Respekt». Hinderlich sei zu meinen, alles zu wissen und stets Recht zu haben. «Ich lernte als Sängerin irgendwann», führt de Roche weiter aus, «dass meine Stimme mehr kann, als schöne Töne produzieren: sie kann erklären, vermitteln und sie kann für diejenigen sprechen, die keine Stimme haben, oder eine, die man nicht hört.» So kam die Sängerin zum sozialen Engagement und dazu, zwischen verschiedenen Schichten und Kulturen zu vermitteln. Sie setzt dabei auf die Kunst und Gastronomie. Diese Brückenpfeiler könnten Menschen zusammenbringen, die im Zentrum oder am Rand lebten. «Menschen, die weniger privilegiert sind und solche, die Glück hatten und Sicherheit sowie Zugang zu Bildung haben.»

Im Schützen will Claudia Adrario de Roche auch veranschaulichen, wie Musik verbinden kann. Houry Dora Apartian und Oliver Friedli (Piano) begleiten sie. Houry Dora Apartian stammt aus Armenien und ist in Aleppo aufgewachsen. Sie trägt laut de Roche «die Kultur, die Schönheit, die Trauer und Musik des Orients in sich» und lernte den Schweizer Jazzer Oliver Friedli auf der Bühne kennen.

Inzwischen sind die beiden ein Paar. Im Schützen geben sie zwei, drei Kostproben aus ihrem Programm «When the west calls the east», in dem der Orient und Okzident näher zusammen rücken.

Claudia Adrario de Roche liest im Schützen auch eine kurze Passage aus ihrem Kinderbuch «Karibu Katoto» vor, in dem sie erzählt, wie ein kleines Gnu durch die grosse Serengeti reist und einen Freund sucht. Vermutlich kommt ihr Buch «Schritte, Eindrücke und Wege» ebenfalls zur Sprache, das vor bald zehn Jahren im Basler Schwabe-Verlag über «soziale Brennpunkte» erschienen ist. «Wir alle fragen uns derzeit wohl mehr denn je», erläutert sie, «was sind das für Menschen, die viel Macht ausüben, welche Gefühle, Werte und Ziele haben sie»? Wer nur sein Spiegelbild liebe, verliere das Gefühl für Mitmenschen. Sensibilität ermögliche indes Brücken zur Nächstenliebe und sozialen Stabilität. (mgt)

Brücken bauen: am Mittwoch, 26. Februar (19.30), im Hotel Schützen. Eintritt frei, mit Anmeldung. Tickets an der Rezeption, über Vorverkaufsstellen und online: www.schuetzenhotels.ch/de/entdecken


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