Der Steuerfuss wird schon wieder zum Thema

  06.06.2024 Kaiseraugst

Die Gemeinde Kaiseraugst ist heute schon ein Steuerparadies. Der Steuerfuss konnte auf das Jahr 2024 von 65 auf 60 Prozent gesenkt werden – das ist der mit Abstand tiefste Wert im Fricktal. Doch bald könnte es noch tiefer gehen. 

Die Einwohnergemeinde Kaiseraugst kann eine erfreuliche Jahresrechnung 2023 vorweisen. Es resultiert ein Ertragsüberschuss von 3,1 Millionen Franken, deutlich mehr als budgetiert. Die Finanzkommission regt an, über eine erneute Steuersenkung nachzudenken.

Valentin Zumsteg

Davon können andere Fricktaler Gemeinden nur träumen: Kaiseraugst hat im vergangenen Jahr 24 Millionen Franken an Steuern eingenommen, davon allein 7,7 Millionen Franken an Gewinnund Kapitalsteuern von Firmen (1,2 Millionen mehr als budgetiert) sowie 7,5 Millionen Franken an Quellensteuern von Personen, die bei Unternehmen in Kaiseraugst arbeiten. Die Einkommens- und Vermögenssteuern von natürlichen Personen belaufen sich auf 9 Millionen Franken. Unter dem Strich resultiert ein Ertragsüberschuss von 3,1 Millionen Franken, budgetiert waren nur 1,4 Millionen Franken. Neben höheren Einnahmen haben tiefere Ausgaben zu diesem Resultat beigetragen.

72,5 Millionen an Bilanzüberschüssen
«Das ist ein sehr positives Er - gebnis, das uns selbstverständlich freut», sagte Gemeindepräsidentin Françoise Moser am Dienstagmorgen vor den Medien. Gemeinsam mit Gemeinderat Jean Frey und Gemeindeschreiber Rolf Dunkel präsentierte sie die Traktanden zur kommenden Einwohnergemeinde-Versammlung vom 19. Juni. Weil rund 60 Prozent der Steuereinnahmen direkt oder indirekt von Firmen (Gewinn- und Kapitalsteuern sowie Quellensteuern) stammen, sei die Budgetierung jeweils schwierig. «Wenn eine grosse Firma, die in Kaiseraugst Steuern zahlt, Probleme bekommt, dann spüren wir das auch», so Moser. Doch bislang läuft es für die Finanzen der Gemeinde gut. Das Eigenkapital von Kaiseraugst beträgt mittlerweile 119,9 Millionen Franken, darin enthalten sind 72,5 Millionen Franken an kumulierten Bilanzüberschüssen, wie Moser ausführte. Bei dieser Ausgangslage ist es nicht verwunderlich, dass das Thema Steuersenkung erneut aufs Tapet gebracht wird. Schon im vergangenen November konnte der Steuerfuss für 2024 von 65 auf 60 Prozent gesenkt werden. Damit hat Kaiseraugst den mit Abstand tiefsten Steuersatz im Fricktal, doch es könnte noch tiefer gehen. «Aufgrund der weiterhin finanziell sehr komfortablen Ausgangslage der Gemeinde darf unseres Erachtens durchaus über eine weitere Senkung des Steuer fusses nachgedacht respektive diskutiert werden», heisst es in einer Stellungnahme der Finanzkommission zum Rechnungsabschluss. An der Budget-Gemeindeversammlung Ende Jahr dürfte das Thema also wieder diskutiert werden. Der Gemeinderat habe sich aber noch nicht damit befasst, sagte Françoise Moser. Zum jetzigen Zeitpunkt sei sie weder dafür noch dagegen: «Es ist einfach noch zu früh.»

Einwohnergemeinde-Versammlung Kaiseraugst. Mittwoch, 19. Juni, 19 Uhr. Turnhalle Dorf.


40 Prozent brauchen Sprachförderung

Es ist eine erstaunliche Zahl: «In der Gemeinde Kaiseraugst besteht bei rund 40 Prozent aller Kinder in den Kindergärten ein grosser Bedarf an einer frühen sprachlichen Förderung», hält der Gemeinderat fest. Deshalb bietet die Gemeinde seit 2021 das vorschulische Förderprogramm «Deutschförderung vor dem Kindergarten» an. Dieses Pilotprojekt richtet sich an Kinder mit nicht-deutscher Familiensprache, die ein Jahr vor dem Kindergarten-Eintritt über keine oder nicht ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Sie werden während eines Jahres in einer Kita oder Spielgruppe sprachlich gefördert. Die Teilnahme am Programm ist freiwillig. Die Kosten werden von der Gemeinde übernommen. Dieses Pilotprojekt soll nach drei Jahren nun in ein Definitivum umgewandelt werden. «Das ist ein Herzensprojekt», betonte Gemeindepräsidentin Françoise Moser und ergänzte: «Die Kindergarten-Klassen in Kaiseraugst sind heute sehr divers. Das kann eine Bereicherung sein, aber wenn sich die Kinder nicht verständigen können, wird es schwierig.» Der Gemeinderat beantragt deswegen einen Verpflichtungskredit in der Höhe von total 420 000 Franken für das Angebot «Deutschförderung vor dem Kindergarten» über die kommenden sechs Jahre. Damit soll den fremdsprachigen Kindern der Start in den Kindergarten erleichtert werden. (vzu)


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