In Magden trifft man sich in der Badi

  29.06.2024 Magden

In Magden trifft man sich in der Badi

Ein Begegnungsort für alle Generationen

Wenn die Fahne am Mast weht, dann hat die Badi in Magden geöffnet. Seit 1976 gibt es das kleine Schwimmbad im Schibelacher. Es ist beliebt bei Jung und Alt. Die NFZ ist eingetaucht in das idyllische Paradies.

Valentin Zumsteg

Elisabeth Meier ist im Sommer bei schönem Wetter fast täglich in der Badi – und das schon seit vielen Jahren. «Das bedeutet mir sehr viel. Ich schwimme in der Regel eine Stunde über den Mittag, dann hat es wenig Leute», erzählt die 86-Jährige. Sie zieht ihre Bahnen, crawlt und schwimmt auf dem Rücken. «Abwechslung ist wichtig. Dank des Schwimmens habe ich nie Rückenschmerzen und muss nicht in die Physiotherapie. Ich schätze es sehr, dass wir diese Badi im Dorf haben», sagt sie mit einem Lachen. Das Schwimmen hat die ehemalige Englischlehrerin ein Leben lang begleitet. Auch den Eintrittspreis findet sie unschlagbar: Für die Einheimischen kostet das Saisonabo 15 Franken, Kinder zahlen sogar nur fünf Franken. «Das ist sehr günstig. Wo gibt es so etwas sonst noch?»

«Unser zweites Zuhause»
Susanne Kaufmann ist mit ihren drei Kindern ebenfalls häufig in der Badi anzutreffen. Der fünfjährige Felix, die dreijährige Maja und die einjährige Juna lieben das Wasser. «Die Badi ist in den Sommermonaten unser zweites Zuhause. Morgens gehen die Kinder auf unseren Balkon und schauen, ob in der Badi die Fahne weht. Dann ist sie nämlich geöffnet», erzählt Kaufmann, die mit ihrem Mann und den Kindern seit 2020 in Magden wohnt. Zuvor lebten sie in Basel.

In der Badi finden die Kinder immer Gspänli zum Spielen, es ist der perfekte Treffpunkt. «Bevor wir uns für Magden als Wohnort entschieden haben, informierten wir uns darüber, wie kinderfreundlich die Gemeinde ist. Da war die Badi ein Pluspunkt.» Während Juna auf ihrem Schoss sitzt, sind die beiden älteren Kinder im Wasser am Spielen. «Hier ist alles sehr übersichtlich und familiär. Die Kinder lernen, selbständig zu werden. Sie können hier am Kiosk allein eine Glace kaufen.» Während sie dies erzählt, kommt gerade eine Schulklasse mit vielen Kindern, die eine Abkühlung brauchen. Die Schülerinnen und Schüler tummeln sich schon bald vergnügt im Schwimmbecken. War es vorher eher ruhig, herrscht jetzt ein fröhliches Treiben in der Badi.

Was viele Eltern ebenfalls schätzen: Gleich unterhalb der Badi ist der Spielplatz, der auch neugestaltet wurde. «Wenn die Kinder genug vom Wasser haben, gehen sie häufig noch auf den Spielplatz», sagt Susanne Kaufmann. Aber auch Jugendliche und Erwachsene werden neben der Badi fündig, wenn sie Sport treiben und Spass haben wollen: Ein Beachvolleyball-Feld sowie ein Streetwork-Park, auf dem man seine Muskeln stählen kann, laden zur aktiven Freizeitgestaltung ein.

«Unbezahlbarer Mehrwert»
Ein Dorf, das ein eigenes Schwimmbad besitzt – so etwas ist nicht selbstverständlich. 1976 liess Magden die Badi bauen. Auf die Saison 2022 erfolgte eine grosse Sanierung, die rund zwei Millionen Franken kostete. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger hatten 2021 einen entsprechenden Kredit genehmigt. Vor der damaligen Gemeindeversammlung zeigten die Magdener Kinder mit Plakaten und Spruchbändern ihre Verbundenheit mit dem Bad: «Unsere Badi söll blibe», «Ja zum Badikredit», «Mir wänd eusi Badi phalte», stand darauf. In der ersten Saison nach der Neugestaltung, die auch Warmwasser-Duschen brachte, schnellten die Besucherzahlen steil empor. Statt 6000 konnten 2022 rund 12 000 Eintritte verbucht werden.

Im laufenden Jahr sieht es bisher – wegen des Wetters – deutlich weniger gut aus. «Wirtschaftlich gesehen lohnt sich ein Schwimmbad fast nie. Den Mehrwert, den die Badi für Magden darstellt, erachte ich jedoch als unbezahlbar. Es ist ein Begegnungsort für alle Generationen», sagt die zuständige Frau Vizeammann Carole Binder-Meury. Sie hat – wie viele andere Magdenerinnen und Magdener – hier schwimmen gelernt. Unzählige Kindheitserinnerungen sind mit der Badi verbunden. «Immer wieder höre ich auch, dass Neuzuzügerinnen hier am einfachsten neue Kontakte knüpfen können. Für die Kinder ist die Badi ein Anziehungspunkt. Es gibt aber auch viele Erwachsene, die zum Teil täglich ihre Längen schwimmen.» Die Schule nutzt die Badi – wenn die Temperaturen am Morgen hoch genug sind – für den Schwimmunterricht. In den Sommerferien organisiert jeweils die Elternvereinigung einen Schwimmkurs für Kinder.

«Ich bleibe positiv»
In diesem Jahr hat Magden erstmals einen Bademeister und zwei weitere Badeaufsichten angestellt. Bis anhin war Barbara Holer, die beim Hausdienst der Gemeinde arbeitet, im Sommer vorwiegend als Bademeisterin tätig. Tonino Ambrosano hat das Amt als Bademeister übernommen. Der gebürtige Italiener, der an der Amalfi-Küste aufgewachsen ist, lebt seit sieben Jahren in Magden. «Ich bin mit unserer Tochter auch sonst fast jeden Tag in die Badi gekommen», erzählt er. Die Gemeinde habe ihn angefragt, ob er das Amt übernehmen wolle. «Da habe ich gerne zugesagt. Ich möchte dem Dorf etwas zurückgeben.» In Italien hat er früher schon als Bademeister am Meer gearbeitet, er ist sich also gewohnt, auch im Trubel den Überblick zu bewahren. «Hier dürfte noch etwas mehr laufen. Doch bis jetzt hat das Wetter nicht mitgespielt. Ich bleibe aber positiv.»
Ambrosano ist auch für den kleinen Kiosk zuständig, den er etwas aufgepeppt hat. Hier gibt es nicht nur Glace und kleine Schleckereien, sondern neuerdings auch Drinks und Pizza. «Manche Leute kommen nur für eine Pizza oder einen Kaffee vorbei.»

Am 15. September ist die Badesaison in Magden, die offiziell am 18. Mai begonnen hat, wieder vorbei. Bis dann lassen sich noch unzählige gemütliche und entspannte Stunden in einer der kleinsten Badis im Fricktal verbringen.

Die Badi Schibelacher in Magden ist wie folgt geöffnet: Montag bis Freitag von 10 bis 20 Uhr. Samstag und Sonntag von 10 bis 19 Uhr.

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote