Die Kandidaten stellen sich den Fragen

  26.05.2021 Fricktal

Kurzinterviews zu den Rheinfelder Stadtratswahlen vom 13. Juni (Teil 2)

Acht Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich um die fünf Sitze im Rheinfelder Stadtrat. Hier beantworten sie aktuelle Fragen. (vzu)

Frage 1: Soll die Stadt auf das kommende Jahr den Steuerfuss senken?

Frage 2: Was ist das dringlichste Problem, das der Stadtrat in den kommenden vier Jahren anpacken muss?

Frage 3: Was muss Rheinfelden künftig besser machen?

Frage 4: Welches ist Ihr Lieblingsort in Rheinfelden?


Franco Mazzi (FDP, bisher) 62, Stadtammann, Betriebsökonom HWV

Ja, sofern die Budgetierung für 2022 und die folgenden Jahre zeigt, dass die pandemiebedingten Steuer-Ertragsausfälle und die Folgen der zwei anstehenden kantonalen Steuerreformen mit Konsequenzen auf die Gemeindefinanzen innert der nächsten vier bis fünf Jahre verkraftet und kompensiert werden können.

Dringlich ist nicht zwingend wichtig. Wichtig für Rheinfelden sind die neu zu überarbeitende Bauzonenordnung, die Transformation des Bahnhofareals zur modernen Mobilitätsplattform, die Beibehaltung der ausgezeichneten medizinischen Versorgung und der Weiterausbau der Nutzung von erneuerbarer Energie. Kurzfristig ist der Entscheid bezüglich des Standortes der Fricktaler Mittelschule von grosser Bedeutung.

Es braucht in der öffentlichen Diskussion wieder mehr Sachlichkeit. Und als Stadtverwaltung müssen wir vermehrt in die neuen Medien investieren, sonst erreichen wir zu viele Menschen nicht mehr, die ihre Information ausschliesslich aus diesen Kommunikationsformen beziehen.

Das ist unverändert das Inseli, mit dem wunderbaren Ausblick den Rhein hinab, der in Gedanken bis zum Meer gehen mag. Das Inseli aber auch als historische «raison d`être» von Rheinfelden, mit der grossen symbolischen Bedeutung für die grenzüberschreitenden Belange.


Dominik Burkhardt (GLP, bisher) 45, Unternehmensberater, Ökonom (lic.rer.pol. Uni Basel)

Ja, aber. Ich bin für Steuersenkungen, sofern sie nachhaltig sind. Allerdings kommen Mehrbelastungen auf die Gemeinden zu und die Corona-Situation birgt Unwägbarkeiten. Die Entwicklung im 2021 ist darum aufmerksam zu beobachten. Gerade in schwierigen Zeiten müssen wir Spielraum für wirkungsvolle Massnahmen bewahren, ohne unnötig Vermögen anzuhäufen.

Die Revision der Bau- & Nutzungsordnung ist dringende Aufgabe und Chance zugleich: Aspekte wie Klimaschutz/ Biodiversität, zukunftstaugliche Mobilität, bedarfsgerechter/bezahlbarer Wohnraum, Begegnungsorte, moderne Arbeitsformen, Attraktivität der Altstadt und Natur-/Grünflächen (inkl. Chleigrüt und Grossgrüt) können wesentlich vorangebracht werden.

Um Ressourcen zielgerichtet einsetzen zu können, sollten früh alle relevanten Disziplinen, Fach- und Anspruchsgruppen sowie die Bevölkerung wertschätzend und konstruktiv einbezogen werden. So entstehen breit getragene Lösungen mit guten Realisierungschancen. Ich wünsche mir, dass vermehrt alle am gleichen Strick ziehen – in dieselbe Richtung.

Wenn ich mich festlegen muss: Ein Highlight ist sicher das Städtli. Einerseits ist es hübsch anzusehen. Andererseits beherbergt es tolle Anlässe, ist Marktplatz und lebendiger Treffpunkt. Nebst Schönem mag ich Nützliches: Ich bin gerne in Sitzungs- und Veranstaltungsräumen. Dort kann ich zusammen mit anderen Menschen Ideen entwickeln und umsetzen.


Claudia Rohrer (SP, neu) 54, Rechtsanwältin, Grossrätin

Nein. Die Senkung von Steuern führt höchstens zu mehr Zuzügern. Vielen ist Rheinfelden zu schnell gewachsen. Wachstum können wir nicht aufhalten, nur gestalten. Rheinfelden braucht keine Anreize für mehr Wachstum. Steuergelder sollten in die Familien, die Gewerbetreibenden und die Natur investiert werden, für ein nachhaltiges Wachstum für alle.

Die Schaffung einer innovativen Bauund Zonenordnung. Es geht nicht nur um Ausnützungziffern von Parzellen, sondern um die Gestaltung unseres Lebensraumes, unserer Quartiere und deren Verbindungen. Rheinfelden kann sich kaum mehr ausdehnen. Mit der neuen Bauordnung gestalten wir somit direkt das Bild von Rheinfelden in den kommenden 30 Jahren.

Die Vernetzung der Menschen untereinander. Bevölkerungsumfragen zeigen, viele fühlen sich sehr wohl hier. Dennoch, in den neueren Quartieren im Westen aber auch in den alten Quartieren fühlen sich immer weniger Menschen verbunden mit Rheinfelden, sei es politisch oder menschlich. Hier gibt es viel Potential an Menschen, die Rheinfelden gestalten können.

Die Lindenstrasse: 1971 zogen meine Eltern hierher. Sie war mein Spielplatz der Kindheit, mein Schulweg, mein erstes Einkaufserlebnis im kleinen Coop. Ab 1991 war ich Mitglied der Feuerwehr, deren Magazin sich dort befand. Viele Wohnbaugenossenschaften sind an dieser Strasse, in einer lebe ich heute. Und: der Stadtpark und das Städtli sind so nah.


Michael Derrer (parteilos, neu) 54, Unternehmer, Dozent, Bezirksrichter

 

Rheinfeldens Kriegskasse muss nicht ständig so voll sein wie die letzten Jahre, daher befürworte ich eine Senkung des Steuerfusses. Angesichts der Pandemieschäden ist zuvor aber eine neutrale Einschätzung von Experten vonnöten, ob der Zeitpunkt wirklich geeignet ist. Sollte der Steuerfuss gesenkt werden, darf es kein Tabu sein, ihn bei Bedarf wieder zu heben.

Die Erweiterung der Vielfalt von Läden und Gewerbe in Rheinfelden, die Belebung der Innenstadt und die Förderung des Tourismus. Mit dem City Management ist zwar ein Anfang getan
– ich hoffe aber, dass diesem auch genügend Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, damit die Aufgabe strategisch, aber auch mit Kreativität angegangen werden kann.

Das Potential der Menschen stärker nutzen. Es leben so viele besondere Menschen in Rheinfelden, und man sollte ihnen noch häufiger die Gelegenheit geben, sich einzubringen. In den Gesprächen während den letzten Wochen konnte ich viele Ideen sammeln – kleine Stellschrauben, die das Leben hier reicher und bunter und das Arbeiten erfolgreicher machen.

Ich wohne gleich neben dem Storchennestturm und liebe den Anblick dieses trotzigen Bauwerks. Wenn ich mich zum Joggen aufmache, zieht es mich meistens durch den Wald Richtung Gross- und Chleigrüt, wo meine Grosseltern als Bauern Land bewirtschafteten.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote