«Wie verändert Corona Weihnachten für Sie?»

  24.12.2020 Fricktal

«Keine Küsse, kein Kuscheln»

Leokadia Fasler, 37, Mutter von vier Kindern, Kaisten
Durch Corona wird leider an Weihnachten mit Besuchern weniger geküsst und gekuschelt. Unsere Kinder bekommen wie immer Geschenke, das geht bei kleinen Kindern nicht anders, doch Merci sagen wie sonst geht dann halt nicht. Ohne Umarmungen ist es halt weniger herzlich. Normalerweise sitzen unsere Kinder gerne auf dem Schoss ihrer Oma oder vom Götti, aber momentan möchten wir natürlich niemanden anstecken. Ich habe sogar Kindermasken gekauft. Zum Glück haben wir ein grosses Haus, so können wir drei separate Tische aufstellen und uns etwas trennen. Das wirkt dann wie im Restaurant.


«Kein Wegspringen»

Anette Patera, 57, Hausfrau, Frick
Durch Corona wird bei uns aufgeteilt gefeiert. An Heiligabend sind wir im kleineren Kreis statt mit der Grossfamilie zusammen. Mein Sohn kommt dann am nächsten Tag mit seiner Familie zu Besuch, aber alle anderen, wie die italienische Familie meines Mannes, treffen wir aus Vernunft natürlich nicht.

Normalerweise singe ich auch an der Mitternachtsmesse im Chor und muss dafür um halb zehn an Heiligabend von der Familie wegspringen. Dieses Jahr ist das Singen verboten und so kann ich mal bei den anderen in Ruhe zu Hause bleiben. Das ist auch mal schön, obwohl dann sicher etwas Weihnachtliches fehlt.


«Unsichere Planung»

Silvia Winter, 73, Rentnerin, Rheinfelden
Ich weiss noch nicht genau, wie Corona unser Weihnachten beeinflusst, denn das ändert sich ja gerade nochmals. Vielleicht feiern wir auf zwei Tage verteilt, auf jeden Fall aber nicht so miteinander wie sonst. Meine Tochter werde ich besuchen, mit meinem Sohn habe ich noch nichts abgemacht. Mal abwarten, was die nächsten Tage noch bringen. Eigentlich geht es mir an Weihnachten um das Zusammensein. Dieses Jahr eben auf etwas andere Weise.


«Etappenweise feiern»

Annemarie Vogel, 57, Logistik-Aushilfe, Obermumpf
Wir feiern nicht anders, nur wahrscheinlich in Etappen über drei Tage verteilt. Der Rest ist gleich, selbst die Geschenke für meine Töchter sind jedes Weihnachten die Gleichen, nämlich Parfüm. In die Kirche werde ich dieses Jahr sicher nicht gehen. Das bin ich bisher auch nicht regelmässig, aber momentan liegt es daran, dass ich einfach Menschenansammlungen meide. Da noch immer nicht ganz sicher ist, mit wem genau wir Weihnachten feiern oder feiern dürfen, haben mein Mann und ich etwas weniger Gutzle an den letzten Sonntagen gebacken. Auch diese Tradition haben wir trotz Corona beibehalten.


«Familientreffen auf Ostern verschoben»

Michael Sailer, 44, Wirtschaftsingenieur/Projektmanager, Rheinfelden
Normalerweise fahren wir am 26. Dezember zu meiner Familie in Bayern. Dieses Jahr fällt das zwangsläufig wegen der Quarantäne-Regelung aus. Schade, aber die Gesundheit geht vor. Uns war jedoch wichtig, gleich einen anderen Termin für unser Familientreffen abzumachen. Realistischerweise wird so vielleicht Ostern zu Weihnachten, da man die Pandemie im Frühling hoffentlich besser im Griff haben wird. Diese Weihnachtstage feiern wir nun eventuell mit der Familie meiner Frau. Etwas Genaues planen wir aber erst ganz kurzfristig, so dass wir nicht in letzter Sekunde wegen geänderter Vorgaben wieder absagen und alle enttäuschen müssen.


«Live-Musik statt Singen»

Ursula Schnepp, 54, Geigenlehrerin, Rheinfelden
Dieses Jahr werden wir an Heiligabend nur mit den Eltern feiern und am nächsten Tag dann erst mit unseren Kindern. Mit den Eltern allein zu feiern wird sicher etwas wehmütig, da ihnen ihre Enkel fehlen werden. Zudem hat meine Mutter immer gerne Lieder gesungen, aber darauf müssen wir leider halt auch verzichten. Stattdessen mache ich mit meiner Geige Live-Musik. Ähnlich wie sonst ist, dass ich an Heiligabend mit meiner Familie zusammen als Musiker-Trio im Gottesdienst spielen soll. Da freue ich mich sehr darauf, weil ja alle anderen Konzerte gestrichen sind.


«Ohne Freundinnen und Kollegen»

Selina Müller, 36, Hebamme, Wittnau
Wir haben drei jüngere Kinder und werden hauptsächlich bei uns daheim feiern. Bei den Geschenken bleibt alles beim Alten, damit für die Kinder etwas unter dem Baum liegt. Insgesamt wird das Fest aber nichts Spezielles dieses Jahr, da keine Verwandten kommen. Vielleicht treffen wir sie ja später noch, eventuell draussen an einem Feuer beim Bräteln. Auf jeden Fall aber treffe ich keine Kollegen und Freundinnen wie sonst.


«Schutz der Grosseltern»

Urs Engler, 46, Projektleiter Marketing, Möhlin
Wir werden so gut wie nur möglich Abstand zu den Grosseltern halten. Wie genau wir ihren Schutz umsetzen – mit Masken oder dem neuen Schnelltest – wissen wir noch nicht. Es ist schwierig, da einen Konsens zu finden. Wir wollten, dass die Grosseltern entscheiden, was für sie passt, aber das fällt ihnen sehr schwer. Auch bei der übrigen Umsetzung sind wir uns noch nicht sicher. Auf Singen verzichten wir wohl und beim Essen gibt es kein Fondue Chinoise. Wir wollten nicht zu früh etwas festlegen, da es ja vielleicht kurzfristig noch anders kommt. Es ist so ein Schwebezustand momentan. Nur bei den Geschenken haben wir uns entschieden, uns Erwachsenen keine zu machen, da uns dies irgendwie unpassend und unangemessen erscheint.


«BAG-konform»

Thomas Dürr, 54, Leiter Qualitätssicherung, Möhlin
Weihnachten bleibt für uns ein Familienfest, das wir gemütlich zu Hause verbringen. Die Deko und Geschenke sind alle wie sonst auch, aber wir werden schon schauen, dass wir in Gruppen auf verschiedene Tage verteilt feiern, dass wir uns nicht umarmen und Abstand halten. Wir decken den Tisch anders und es wird Tellergerichte statt Raclette oder Fondue geben. Halt gemäss BAG-Vorgaben. Ansonsten haben wir dieses Jahr etwas mehr gespendet, weil man natürlich weiss, dass viele Menschen momentan weniger als sonst haben.


«Kritische Drei-Länder-Vereinigung»

Melanie Sailer, 40, Vermittlerin von Tageskindern, Zeiningen
Wir werden uns an Weihnachten an die maximale Personenzahl halten, allerdings wohnt meine Mutter in Frankreich und meine Schwiegermutter im badischen Grenzach. Das macht es etwas verzwickt, weil so drei Länder bei uns vereinigt wären, obwohl die Personenzahl stimmt. Wir sehen das schon kritisch, haben aber unseren Eltern, die sehr strikt auf sich achten, die Entscheidung überlassen. Die Patentante aus Deutschland kann jedenfalls wegen der Quarantäne-Regeln nicht kommen und ob Frankreich den Besuch meiner Mutter an Weihnachten tatsächlich erlaubt, werden wir erst dann wirklich wissen.

Umfrage und Fotos: Birke Luu


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