«Bereits in der Oberstufe ein Fach ‹Politik›»

  30.09.2020 Politik

Wie stehen die Fricktalerinnen und Fricktaler dem Stimmrechtsalter 16 gegenüber?

«Es kann nicht sein, dass jene Generation, welche am längsten mit den Entscheidungen der Politik leben muss, keinerlei Einfluss auf diese hat »

Melanie Holle, 19,  Studentin Pädagogik, Zeiningen
«Ich bin für das Stimm- und Wahlrechtsalter 16, da ich aufgrund meiner Erfahrungen in der Jugendpartei überzeugt bin, dass politisches Interesse und die Entscheidungsfähigkeit über politische Angelegenheiten nicht von einem Alter abhängig sind. Dem Argument der Gegner entsprechend, nämlich die Jugendlichen seien noch zu ungebildet und müssten zuerst ausführlicher über die Thematiken informiert werden, bin ich der Meinung, dass man die Art und Weise, wie man die Gesellschaft informiert, ausbauen und vereinfachen sollte. Ich bin weiter der Meinung, dass die fehlende Bildung nicht zwingend auf die Jugendlichen zu reduzieren ist. Wenn man so argumentiert sollten auch über 70-Jährige nicht mehr wahlberechtigt sein, denn diese Altersgruppe ist schon lange von aufklärenden Programmen wie der Schule oder der Arbeitswelt entfernt. Zudem fehlt ihnen oft auch der Anreiz einer zukunftsorientierten Wahl, denn schliesslich ist deren Zukunft weitaus weniger von den gegenwärtigen politischen Entscheiden abhängig. Dementsprechend kann es nicht sein, dass jene Generation, welche am längsten mit den Entscheidungen der Politik leben muss, keinerlei Einfluss auf diese hat. Die Klimabewegung zeigt, dass Jugendliche sehr wohl Verantwortung übernehmen können und sich derer auch bewusst sind. Mit dem Erhalten des Stimm- und Wahlrechts, erhalten die Jugendlichen die Möglichkeit, die politische Welt mitzugestalten und lernen so, weiter Verantwortung zu übernehmen. Da die Jugendlichen zeitgemässere Ideen und Vorschläge auf den Tisch bringen, kann auch unsere, momentan sehr alt aussehende Politik, in vielerlei Hinsicht wachsen und frischer und aktueller werden. Gleichzeitig gestehen wir den Jugendlichen auch das Recht auf die Mitbestimmung ihrer eigenen Zukunft ein. All dies kommt dem Ausbau unserer Demokratie gleich.»


«16-Jährige Interessierte würden sich nicht weniger informieren als der Rest der Stimmbevölkerung»

Karen Gisler, 23, Jurastudentin, Rheinfelden
«Ich werde die Abstimmung sicherlich annehmen. Ich vermute nämlich, dass die Teenager sich dann eher mit der Thematik auseinandersetzen würden und so ein Grundinteresse für die Politik entwickeln könnten. Meiner Meinung nach ist das Alter keine Voraussetzung für das Interesse an einem Thema. 16-jährige Interessierte würden sich nicht weniger informieren als der Rest der Stimmbevölkerung. Zudem finde ich das Gegenargument, dass 16-Jährige noch nicht in der Lage wären Abstimmungsfragen umfassend zu beurteilen sehr verwerflich, wenn man bedenkt, wie schlecht sich die allgemeine Bevölkerung teils vor Abstimmungen mit den Vorlagen auseinandersetzt.»


«Auch heute machen junge Erwachsene von ihrem Recht zum Abstimmen weniger Gebrauch»

Besiana Xheladini, 20, Kauffrau, Rheinfelden
«Ich denke nicht, dass sich vieles verändern würde, wenn man mit 16 Jahren schon abstimmen dürfte. Auch heute machen junge Erwachsene eher wenig Gebrauch von ihrem Recht zum Abstimmen. Viel wichtiger ist es, dass sich Jugendliche und Erwachsene gleichwertig beteiligen. Nur so kann etwas beurteilt und verglichen werden. Vor allem bei langfristigen Entscheidungen ist es ein Unterschied in welchem Alter man abstimmt. Schlussendlich finde ich, sollte man dafür stimmen und denen die wirklich mitmachen wollen, eine Chance geben.»


«Stärkung des Schulfachs ‹Politische Bildung›»

Livio Berther, 20, Student, Wallbach
«Das Stimmrecht für 16-Jährige finde ich generell eine gute Idee. Es sollte aber mit einer gleichzeitigen Stärkung des Schulfachs ‹Politische Bildung› in der Sekundarstufe einhergehen. Wenn Schüler und Schülerinnen sich schon früh intensiv mit der Politik beschäftigen, sind sie auch im Alter von 16 Jahren bereit an der Urne mitzubestimmen.»


«Bereits in der Oberstufe ein Fach ‹Politik›»

Dany Theiler, 23, Versicherungs-/Vorsorgeberater Helvetia, Rheinfelden
«Warum 16-Jährige auch abstimmen sollen? Jede Abstimmung wird lanciert um Änderungen und Verbesserungen für die Zukunft vorzunehmen. Dies betrifft also auch unsere Jugend. Aus diesem Grund bin ich dafür, dass Jugendliche, welche sich schon in jungen Jahren für die Politik interessieren, ebenfalls über ihre zukünftigen Regeln und Änderungen abstimmen dürfen sollen. Diejenigen, die es interessiert, werden den Weg zur Wahlurne auch auf sich nehmen und die Andern, wie in allen Altersklassen, werden diesen Weg auslassen. Aufgrund unseres guten Gesundheitssystems und vielen weiteren Faktoren, wird es immer mehr ältere Personen geben, welche ebenfalls abstimmen können. Um ein Gleichgewicht bei den Wählern in Bezug auf das Alter zu erhalten, würde es aus meiner Sicht Sinn ergeben, die Stimmberechtigung bereits ab dem Alter 16 zuzulassen. Ebenfalls würde ich es als wichtig erachten, bereits in der Oberstufe ein Fach ‹Politik› anzubieten, um dies den Jugendlichen näher zu bringen.»


«Es gibt bereits im jungen Alter vielfältige Möglichkeiten an der gesellschaftlichen Meinungsbildung teilzunehmen»

Christoph Schlienger, 24, Student, Hellikon
«Ich bin gegen das Stimmrechtsalter 16, da damit eine Ungleichheit gegenüber der zivilen Mündigkeit geschaffen würde, die mit 18 Jahren erreicht ist. Diese ist Grundlage für die Ausübung und Begründung von Rechten und Pflichten, wie das Recht zu heiraten oder auch die Militärdienstpflicht für mündige Schweizer. Dadurch werden die Jugendlichen geschützt, da nach Ende des 18. Lebensjahres erwartet wird, dass die eigenen Entscheidungen vertreten werden und man dafür verantwortlich wird. Eine Ausnahme von dieser Regel beim Stimmrecht – eines der wichtigsten Rechte unserer Verfassung – würde somit auch die Schutzwirkung schwächen. Daneben gibt es vielfältige Möglichkeiten, bereits im jungen Alter an der gesellschaftlichen Meinungsbildung teilzunehmen, etwa in Jugendräten oder Jungparteien.»


«Die Heterogenität ist riesig»

Anja Renold, 52, Schulleiterin, Rheinfelden
«Es fällt mir nicht leicht, eine Antwort zu finden. Ich habe viel Erfahrung mit Jugendlichen in diesem Alter. Die Heterogenität ist riesig und es gibt keine allgemeine Aussage. Ich glaube, dass viele Jugendliche überfordert sind mit den komplexen Fragen und Abstimmungen. Eventuell würde es Sinn machen, nur ausgewählte Abstimmungen aufzumachen oder auch ein Jugendparlament mit Vertretern aus allen Kantonen einzusetzen, die dann stellvertretend für die Jungen abstimmen. Ich kann keine konkrete Antwort geben, weil ich es eine sehr schwierige Frage finde.»

Umfrage: Sina Horvath


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