Die Grünliberalen wollen Natur und Technik zusammenbringen

  23.08.2020 Fricktal

Bei den Aargauer Grossratswahlen vor vier Jahren stagnierten die Grünliberalen im Fricktal. Diesmal wollen sie deutlich zulegen.

Valentin Zumsteg

Die Verantwortlichen der Grünliberalen Partei Fricktal gehen zuversichtlich in die kommenden Grossratswahlen: «Wir konnten in den vergangenen Monaten viele neue Mitglieder gewinnen und einige Ortsparteien gründen. Wir sehen uns im Kanton als 10-Prozent-Partei. Ich bin optimistisch», erklärt Béa Bieber, Präsidentin der GLP Fricktal und der GLP Stadt Rheinfelden. Ähnlich tönt es von Bernhard Stöckli, Vertreter des oberen Fricktals in der GLP: «Erstmals seit der Gründung der Partei können wir im Bezirk Laufenburg eine volle Liste mit sieben guten Kandidatinnen und Kandidaten präsentieren.»

10 Prozent in Griffweite?
Bei den Parlamentswahlen vor vier Jahren stagnierte die Partei sowohl im Fricktal als auch im Aargau: Kantonal kam sie damals auf 5,26 Prozent (-0,24%), im Bezirk Laufenburg waren es 3,74 Prozent (-0,1) und im Bezirk Rheinfelden 8,64 Prozent (-0,01). Besser sah es im vergangenen Herbst bei den Nationalratswahlen aus, dort legte die Partei deutlich zu und kam im Bezirk Laufenburg auf einen Wähleranteil von 6,7 Prozent und im Bezirk Rheinfelden sogar auf 9,5 Prozent. Damit scheinen die angestrebten zehn Prozent zumindest im unteren Fricktal in Reichweite.

Im Bezirk Rheinfelden verfügt die GLP aktuell über einen Sitz im Grossen Rat. Im Juni ist Béa Bieber für Roland Agustoni nachgerutscht, der seinen Rücktritt gab. Nun gilt es für die Partei, diesen Sitz zu verteidigen. Im Bezirk Laufenburg stellt die GLP noch keinen Vertreter im Grossen Rat. Stöckli rechnet auch nicht damit, dass diesmal ein Sitz erobert werden kann. «Mit nur sieben Sitzen für den Bezirk Laufenburg ist es für eine kleinere Partei schwierig, einen Sitz zu gewinnen. Aber jedes Prozent, das wir zulegen, hilft der Partei. Wenn wir im Bezirk auf fünf Prozent kommen, wäre das super.» In diesem Zusammenhang ist Stöckli gespannt, wie sich die CVP entwickelt, die früher die grösste Partei im Bezirk war.

«Realistische Politik»
Punkten will die GLP mit einer «realistischen Politik», wie Bieber und Stöckli sagen. Es gehe nicht um extreme Forderungen, sondern um intelligente Lösungen. Der Wirtschafts- und Innovationsstandort Aargau solle gestärkt werden. «Es braucht gute Rahmenbedingungen für Start-up-Unternehmen», betont Bieber. Gerade junge Firmen seien darauf angewiesen, dass sie in der Anfangsphase günstigen Mietraum finden. Stöckli sieht hier Möglichkeiten im Fricktal: «Vielleicht könnte man das Swissgrid-Gebäude in Laufenburg oder den alten kantonalen Werkhof in Frick künftig so nutzen.» Beim Umwelt- und Klimaschutz sowie bei den sauberen Technologien solle der Kanton eine Vorreiterrolle spielen, wünschen sich die beiden. In vielen Bereichen ermögliche die heutige Technik einen sparsameren Umgang mit den Ressourcen, ohne dass der Mensch auf Lebensqualität verzichten muss.

Ein anderes wichtiges Anliegen ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dazu brauche es eine hochwertige und bezahlbare Kinderbetreuung, die kantonsweite Einführung von Tagesschulen sowie Anreize für die Berufstätigkeit beider Elternteile.

Die GLP setzt in ihrer Parteiarbeit stark auf Partizipation; die Leute sollen mitmachen und Ideen einbringen können. Als Beispiel nennt Béa Bieber die Bevölkerungsbefragung, welche die Partei in Rheinfelden durchgeführt hat. «Das war ein grosser Erfolg», sagt Bieber.

Bei den Nationalratswahlen im vergangenen Herbst war der Klimawandel eines der dominierenden Themen, davon haben die Grünen und die Grünliberalen profitiert. Mittlerweile hat die Corona-Krise diese Diskussion etwas in den Hintergrund gerückt. Bieber und Stöckli sind aber überzeugt, dass die Pandemie auch ein Umdenken zur Folge hat: «Die Corona-Krise hat gezeigt, dass neue Wege möglich und nötig sind.»

Wegwarte und Laptop
Zum Treffen mit der NFZ haben Béa Bieber und Bernhard Stöckli eine «Wegwarte»-Pflanze und einen Laptop mitgebracht. «Das zeigt die Vielfalt unserer Partei. Die Wegwarte ist ein Beispiel, das Hoffnung macht. Während vieler Jahre hat man sie kaum mehr gesehen. Sie wurde vergiftet. Mittlerweile ist die Bewirtschaftung angepasst worden und man sieht sie wieder entlang von vielen Strassen.» Mit dem Laptop will Béa Bieber symbolisieren, dass die GLP sehr digital-affin ist. «Wir möchten die Möglichkeiten der Technik nutzen, um nachhaltige Lösungen umzusetzen.» So sieht sich die Partei gerüstet für die kommenden Wahlen.


Stich-Worte

Die Meinung der GLP zu vier Themen

• Klimawandel
«Der Klimawandel ist in den kommenden Jahren die grösste Herausforderung für die Menschheit. Wir müssen der Natur Sorge tragen.»
• Europa
«Europa ist der grösste Handelspartner der Schweiz. Es braucht deswegen gute Verträge mit der Europäischen Union. Für eine Grenzregion wie das Fricktal ist das doppelt wichtig.»
• Windräder im Fricktal
«Wir müssen auf erneuerbare Energie setzen. Die Anlagen sollen dort realisieren werden, wo es möglich und sinnvoll ist.»
• Littering
«Das ist ein sehr grosses Problem. Wir organisieren am 29. August einen Abfallsammel-Tag, um auf die Problematik aufmerksam zu machen.»


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