FC Rheinfelden steht vor dem Abstieg

  10.04.2018 Rheinfelden

Die Fricktaler verlieren mit 4:1 gegen Sissach

Trotz des neuen Trainerduos Alberto Pezzoli/Marco Bertoli hat der FC Rheinfelden das wegweisende Spiel in Sissach verloren und steht deshalb mit einem Bein in der 3. Liga. Die Suche nach einer langfristigen Lösung für das Amt des Cheftrainers ist in vollem Gange.

Daniel Hofstetter

«Wir waren vor der Winterpause überzeugt, dass die Mannschaft mit Andreas Gellert eine positive Entwicklung wird nehmen können», blickt Dominik Tanner, Vizepräsident des FC Rheinfelden, zurück. Es kam anders. In den ersten zwei Spielen der Rückrunde setzte es zwei klare Niederlagen ab. Schwerwiegender als die Resultate war die Tatsache, dass sich die Mannschaft jeweils ohne Gegenwehr ihrem Schicksal ergab.

Die Verantwortlichen sahen sich zu einer Reaktion gezwungen. «Wir mussten einen Trainerwechsel vornehmen, wenn wir noch eine Chance auf den Klassenerhalt haben wollten», so Tanner. Der finale Entscheid fiel während einer Vorstandssitzung nach dem Pratteln-Spiel. Eine Interimslösung hatte Präsident Remo Jotti da bereits in der Hinterhand: Mit Alberto Pezzoli und Marco Bertoli sollte ein Duo die Mannschaft führen, das im Verein hohes Ansehen geniesst (die NFZ berichtete).

Sowohl Pezzoli als auch Bertoli haben viele Jahre aktiv für die 1. Mannschaft in der 2. Liga gespielt. Nicht selten musste Rheinfelden auch damals um den Klassenerhalt bangen. Abstiegskampf ist für beide somit kein Fremdwort. Pezzoli amtete darüber hinaus bereits als Cheftrainer für das Fanionteam. Er übernahm im Sommer 2004, nach dem letzten Abstieg aus der 2. Liga. Pezzoli baute eine neue Mannschaft auf, die er an die Spitze der 3. Liga führte und mit der sein Nachfolger Björn Ulli die Rückkehr in die höchste regionale Spielklasse schaffte.

Nun steht Pezzoli zusammen mit Bertoli wieder an der Seitenlinie. Der Vorstand um Jotti und Tanner wollte mit dem Trainerwechsel einen «Input von aussen» einbringen. Er erhofft sich mit der Massnahme, dass ein Ruck durch die Mannschaft geht.

Niederlage trotz guter Ansätze
Tatsächlich waren in Sissach erste positive Ansätze erkennbar. Während der ersten Halbzeit kam Rheinfelden gleich zu mehreren vielversprechenden Möglichkeiten. Die beste vergab Marko Mihalj in der 35. Minute. Umberto Di Stefano spielte den langen Pass auf die rechte Seite zu Onur Gültekin. Dieser brachte den Ball auf Höhe des Strafraums ins Zentrum. Unmittelbar vor Mihalj sprang das Leder jedoch unglücklich auf. Der Angreifer schoss deshalb aus kürzester Distanz über das Ziel hinweg.

Es gibt allerdings noch die andere Seite: Weiterhin vorhanden sind die defensiven Schwächen. So kam Torwart Andreas Bolinger in der 20. Minute zu spät, als Aaron Schaffner einen hohen Ball in den Strafraum schlug. Severin Isler leitete die Hereingabe auf Alban Zeqiri weiter, der per Kopf reüssierte. Sechs Minuten später hebelte Schaffner mit einem einzigen Pass die gesamte Rheinfelder Hintermannschaft aus. Frank Duttweiler lief alleine auf Bolinger los und stellte das Skore auf 2:0. Doch im Gegensatz zu den vergangenen Auftritten bewies Rheinfelden Charakter. In der 55. Minute wurden die Fricktaler schlussendlich belohnt. Mihalj verwertete einen Abpraller, nachdem Sissach-Schlussmann Cyril Saladin einen Abschluss von Gültekin nicht entscheidend zu klären vermochte. Bloss eine Minute später kam die Chance zum Ausgleich. Mihalj drang in den Strafraum ein, wo er von Alex Da Silva regelwidrig zu Fall gebracht wurde. Schiedsrichter Mehmet Gecici verlegte das Vergehen aber auf ausserhalb des Strafraums. Statt Penalty gab es bloss Freistoss. Statt 2:2 stand es bald einmal 3:1 aus Rheinfelder Sicht. Denn in der 75. Minute fehlte wieder einmal die Ordnung. Isler legte für den frei stehenden Simon Coletta auf, der die Partie mit einem Flachschuss entschied.

Kurz vor Schluss markierte Isler sogar den vierten Sissacher Treffer. Das Resultat fiel dadurch etwas zu hoch aus. Aber es ändert nichts am Ergebnis: Aufgrund der Niederlage besitzt Rheinfelden bloss noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt.

«Eine kommunikative Person»
Pezzoli und Bertoli haben durchaus Schwung in die Mannschaft gebracht. Aber sie haben keine Zauberkräfte. Die Verfehlungen der letzten Monate lassen sich nicht in wenigen Tagen rückgängig machen. Die Konsequenz wird wohl der Abstieg sein. Doch unabhängig von der Ligazugehörigkeit erhält die Mannschaft einen neuen Cheftrainer. Das aktuelle Duo gibt die Verantwortung in jedem Fall weiter. Die Frage ist bloss, wer in Zukunft die Geschicke der 1. Mannschaft leiten wird.

«Es soll eine kommunikative Person sein. Sie muss ihr Handwerk verstehen, klare taktische Vorgaben einbringen und auf junge Spieler setzen. Darüber hinaus soll sie die Zusammenarbeit mit den anderen Teams im Verein wieder intensivieren», fasst der designierte Sportchef Andreas Bolinger das Anforderungsprofil in wenigen Worten zusammen.

Ob es sich dabei um eine externe oder vereinsinterne Lösung handelt, lässt Bolinger bewusst offen. Argumente gibt es für beide Varianten. Viel wichtiger ist für Tanner und Bolinger, dass der neue Cheftrainer über ein gutes Netzwerk verfügt, das gleiche Verständnis für das Vereinsleben mitbringt und entsprechend die Vereinsphilosophie, auf eigene junge Spieler zu setzen, mitträgt.

Eine Liste mit Namen wurde erstellt. Mit dem bevorzugten Kandidaten, der «Lösung 1a», wie es Bolinger nennt, wurden bereits erste konstruktive Gespräche geführt. Einen finalen Entscheid gibt es hingegen noch nicht. Wer auch immer neuer Cheftrainer werden wird. Die Person ist sich bewusst, dass sie eine Mannschaft übernimmt, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in der kommenden Saison in der 3. Liga spielen wird.


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