PETER SCHMIDS FRICKTALER CHECK

  12.08.2022 Fricktal

Es war einmal eine Bibliothek

Wie gut kennen Sie sich in unserer Region aus? Geografisch? Historisch? Allgemein? Machen Sie den Check!

Peter Schmid*

Heute fragen wir uns, wo wir unseren Lesestoff finden. Digital? Oder im Bücherregal? Wie anno dazumal?

Eine Tante von mir besass mehrere Kochbücher. Zu viele, wie sie fand. Sie hätte bei Verwandtenbesuchen jedoch gerne eine richtige Hausbibliothek vorgezeigt. Also wurde sie erfinderisch. Sie band einige ihrer Kochbücher in Packpapier ein, notierte sorgfältig die Namen genehmer Autoren auf die Buchrücken (Schiller, Goethe, Gotthelf) und stellte sie ins Regal. Et voilà: Nach einigem Aufwand gehörte auch sie fortan zum Bildungsbürgertum.

Heute hätte sie es einfacher. Bildungsnähe könne nämlich auf Bibliotheken verzichten. So jedenfalls sieht es ausgerechnet der Direktor der ETH-Bibliothek. Rafael Ball vertritt tatsächlich die Meinung, dass in zahlreichen Bibliotheken unglaublich viel gut verzichtbarer Mist herumstehe. Folgt daraus: Auch Gemeindebibliotheken seien eigentlich Schnee von gestern. Alles, was zwischen den Buchdeckeln erfasst wurde, könne man sich – wenige Ausnahmen bestätigen die Regel – problemlos im Internet digital zu Gemüte führen.

Etwas anders sieht es unser Bildungsdirektor Alex Hürzeler: «In unserem stark regional geprägten Kanton gehören die Bibliotheken zu den relevanten Bildungs- und Kulturinstitutionen der Gemeinden.» Offenbar wird seine Meinung manchenorts im Fricktal geteilt und man leistet sich weiterhin den Luxus (?) einer öffentlichen Bibliothek. Dort bereichern zahlreiche Lesungen, Wettbewerbe und kreative Aktivitäten das Angebot.

Das Horten verstaubter Bücher ist passé. Auch in manch privatem Haushalt. Eine kleine Wohnung stopft man nicht unbedingt mit den gesammelten Werken der Weltliteratur voll. Andererseits liegt der schöne Gegenstand zum Anfassen im Trend, etwa ein in Leder eingebundener, prächtig gestalteter Bildband. Und – Hand aufs Herz: Wollen wir denn nach einem anstrengenden Arbeitstag am PC den geliebten Krimi schon wieder auf dem Bildschirm lesen? Eben nicht. Und darum erstaunt es auch wenig, dass Bücher und Zeitungen in Papierform nach wie vor recht beliebt sind. Und zwar nicht nur bei Oma und Opa.

Dennoch wird der digitale Konsum wohl nicht aufzuhalten sein: die E-Zeitung, das E-Buch, die E-Musik. Werden der Buchladen und die Dorfbibliothek bald ganz verschwinden? Und was bedeutet dies für das lokale Kulturangebot? Zum Glück wollen viele noch nicht darauf verzichten: auf die Mundart-Lesung von Pedro Lenz, die schrägen Lieder von Franz Hohler, den Auftritt von lokalen Slam-Poetry-Talenten. Auch die in Zeihen aufgewachsene Patti Basler hat ihre ersten Texte im kleinen Rahmen vorgetragen. Heute kann man ihre Show zuhause am Bildschirm mitverfolgen und sich den Weg in die Eventhalle sparen. Genau wie den Gang zur Bibliothek. Ist Elektronik in Zukunft alles? Auch in der Bildung? Dann hätte der Aargauer Grosse Rat bei der Wahl des Mittelschulstandortes zukunftsgerichtet entschieden: Eine Gemeindebibliothek gibt es in Stein nämlich nicht. Internet hingegen schon.

Noch einmal zurück zum obersten ETH-Bibliothekar. Auf die Frage, ob es denn in einer modernen Bibliothek überhaupt noch Bücher brauche, meint er: Ja, das erwarte man. Als kleine Orientierungshilfe, gleich beim Eingang – man wolle ja schliesslich wissen, wo man sich befinde. Vor dem Zugang zur digitalen Welt täten es aber auch Buch-Attrappen. Ich denke mir: vielleicht auch Kochbücher. So gesehen, war meine Tante topmodern.


Wissen Sie die Lösung?

Zu den heutigen Check-Fragen: Welche Gemeinde-Mediathek stellt in diesem Sommer gleich an drei Standorten Bücherkisten im Freien auf? (Eine ist hier abgebildet). Kennen Sie weitere Orte im Fricktal, in denen sich (noch!) eine öffentliche Bibliothek befindet? Nennen Sie zwei davon.

Schreiben/ mailen Sie uns.

Unter den richtigen Antworten, welche auf der Redaktion bis am nächsten Mittwoch eintreffen, verlosen wir einen Einkaufsgutschein im Wert von 50 Franken. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird in der NFZ vom nächsten Freitag publiziert.

redaktion@nfz.ch

NEUE FRICKTALER ZEITUNG
Baslerstrasse 10
4310 Rheinfelden


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