Trauer, Wut und Angst
15.03.2022 FricktalWas löst der Krieg in der Ukraine bei den Fricktalerinnen und Fricktalern aus?
«Betroffenheit und Wut»
Thomas Rothenfluh (49), Zeiningen, Supply Chain Manager
«Zuerst einmal sicher eine grosse Betroffenheit. Dann auch eine gewisse Wut gegen diejenigen, die das ausgelöst haben. Und Unsicherheit und Unverständnis. Unverständnis im Sinne davon, dass im Jahr 2022 noch so ein konventioneller Krieg möglich ist, obwohl man dachte, das sei – gerade in Europa – unmöglich.»
«Einfach nur traurig»
Annelies Mosimann (66), Zeiningen, Rentnerin
«Es macht mich traurig und es ist einfach nur traurig. Ich finde es absolut unnötig. Ich verstehe davon nicht viel, aber ich sehe keinen Sinn dahinter. Den gibt es nicht.»
«Einfach verrückt»
Simon Intlekofer (56), Zeiningen, Fahrlehrer
«Hass. Auf eine Person. Und Unmut darüber, dass die armen Frauen und Kinder flüchten und die Männer im Krieg sein müssen. Wir jammern jetzt wegen den Benzinpreisen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau, wenn man sieht, was die Menschen dort unten für ein Leid erleben. Wenn man diese Bilder im Fernsehen sieht – das ist verrückt. Einfach verrückt.»
«Finde ich schrecklich»
Ruth Ammann (83), Laufenburg, Rentnerin
«Ich wurde vor dem Zweiten Weltkrieg geboren. Für mich ist das eine Katastrophe, es löst sehr viele Emotionen in mir aus. All die Menschen, die nichts dafür können. Man hilft ja, wenn man kann. Aber es gibt so viele, die den Krieg jetzt bereits erlebt haben, die teilweise Vater, Mutter oder Kind schon verloren haben. Das finde ich das Schreckliche. Der ganze Krieg ist so unnütz.»
«Nichts gelernt»
Mattia Brunner (17), Mumpf, Schüler
«Zuerst einmal ist es Krieg. Krieg ist logischerweise immer etwas Unschönes, das im Menschen negative Gedanken aufwirft. Aber das, was mich an diesem Krieg am meisten stört, ist, dass man aus den vorherigen zwei Weltkriegen nichts gelernt hat. Dass die Menschheit anscheinend auf dem gleichen Wissensstand ist und sich nicht weiterentwickelt hat. Dass immer noch so schnell auf das Mittel des Krieges zurückgegriffen wird, obwohl man genau weiss, welche verheerenden Folgen ein Krieg hat. Gerade, wenn man auf die vergangenen Kriege zurückschaut.»
«Hilflosigkeit»
Annina W. (18), Rheinfelden, Schülerin
«Frustration darüber, dass so etwas passieren kann, obwohl es den Anschein hat, dass man solche Dinge auf der Welt unter Kontrolle hat und fair miteinander umgeht. Man ist in dieser Situation auch hilflos. Dort passiert so etwas Schlimmes und hier kann man nicht wirklich viel machen. Ausser zu spenden, aber man kann nicht aktiv helfen. Und es löst auch ein bisschen Angst davor aus, dass plötzlich eine Atombombe oder Ähnliches gezündet wird. Etwas, das dann alle betrifft.»
«Ein schlechtes Gewissen»
Dennis Lützelschwab (17), Wallbach, Schüler
«Es löst ein bisschen ein schlechtes Gewissen in mir aus. Das, weil ich das Gefühl habe, wir leben hier sehr gut, für uns ist alles okay. Wir müssen uns eigentlich um nichts sorgen. Und für die Menschen dort geht die Welt unter.»
«Horrorgeschichten weiter erzählen?»
Marie Bartsch (24), Laufenburg, Medizinstudentin
«Für mich persönlich war das schon eine überraschende Nachricht, weil ich mich nicht so damit beschäftigt habe. Es löst auch eine gewisse Angst aus, Angst davor, was hier in der Nähe passiert. Da ich noch Familie in Deutschland habe, auch Angst davor, was dort passiert, die sind ja näher dran und mehr in die Gespräche mit Russland involviert. Allgemein finde ich es erstaunlich, dass die Horrorgeschichten, die man von Oma und Opa über den Krieg gehört hat, jetzt wieder so aktuell sind. Und dass das vielleicht die Geschichten sein könnten, die ich wiederum meinen Kindern erzählen müsste.»
«Mitleid, Angst und Betroffenheit»
Christine de Jong (49), Möhlin, Hausfrau
«Mitleid mit den Leuten, die das betrifft. Mit den Kindern, den Müttern, auch den Männern. Vor allem mit den Familien und den älteren Leuten. Ob die überhaupt noch flüchten können? Als ich es zum ersten Mal gehört habe, hat es schon eine gewisse Angst in mir ausgelöst, das ist ganz klar. Aber wenn man es nach einer bestimmten Zeit immer wieder hört, ist es fast schon ein bisschen Alltag, man weiss, das ist jetzt so. Und es löst auch eine Betroffenheit darüber aus, dass so etwas nochmal passieren kann.»
Text und Fotos: Lea Buser