Der erfolgreiche Kampf der Fischer

  12.12.2019 Rheinfelden

Die Rheinfelder Neujahrsblätter 2020 sind erschienen

Die neuste Ausgabe der Stadtchronik berichtet vom zähen Kampf der Rheinfelder für ihr Maria Theresia-Fischereirecht. Zudem nimmt Soziologe Ueli Mäder die Leser mit auf einen Rundgang durch das Städtchen.

Valentin Zumsteg

Mit vielen geladenen Gästen ist am Dienstagabend in der Trinkhalle des Kurbrunnens die Vernissage der Rheinfelder Neujahrsblätter 2020 gefeiert worden. Es ist bereits der 76. Jahrgang – und er präsentiert sich mit seinen gut 200 Seiten so vielfältig wie immer. «Was macht eine Stadt aus? Es sind die Menschen, die hier leben. Es sind die Geschichten aus der Vergangenheit und die Geschichten von heute für die Menschen von morgen», sagte Ute W. Gottschall, Präsidentin der Neujahrsblattkommission, zur Begrüssung.

Der Kampf der Fischer
Die neue Ausgabe der Stadtchronik bietet viele Geschichten – von gestern und heute: Ein grosses Kapitel ist in diesem Jahr der Fischerei – genauer gesagt, den Fischböcken oder Galgenbähren – gewidmet. Kaiserin Maria Theresia geniesst heute noch einen guten Ruf in Rheinfelden. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass sie den Rheinfeldern 1767 das Recht erteilt hat, gebührenfrei im Rhein zu fischen. «Dass dieser Mayenbrief nicht für ewige Zeiten in Stein gemeisselt wurde, mussten die Fischer von Rheinfelden im Oktober 1973 schmerzlich erfahren», schreibt Marcel Hauri, selbst ein passionierter Hobbyfischer, in seinem Artikel. Der Kanton Aargau wollte damals dieses Recht einschränken und Gebühren erheben. Doch da hatte er die Rechnung ohne die Rheinfelder gemacht. Die Fischer wehrten sich dagegen und reichten eine Beschwerde beim Regierungsrat ein. Dabei wurden sie vom Stadtrat unterstützt, der sich ebenfalls auf das von Maria Theresia erteilte Recht berief.

Der Widerstand war von Erfolg gekrönt. 1975 konnte der «Rheinfelder Fischereikrieg», wie eine Zeitung damals schrieb, feierlich beigelegt werden. Damit dürfen die Rheinfelder auch heute noch gebührenfrei im Rhein fischen – und die Fischböcke mit ihren Schutzhütten prägen weiterhin das Bild des Flussufers.

Ein soziologischer Blick auf Rheinfelden
«Das Geld drängt immer offensiver dorthin, wo es sich maximal verwerten lässt. Es prägt auch unseren Alltag. Dabei geht viel Menschliches verloren.» So wird der emeritierte Soziologie-Professor Ueli Mäder, der mit seiner Frau seit 2013 in Rheinfelden wohnt, im Artikel von Christoph Heid zitiert. Mäder beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der sozialen Ungleichheit. Das wird auch in seinem eigenen Artikel deutlich, in dem er die Leserinnen und Leser auf einen Rundgang durch Rheinfelden mitnimmt: «Der Bahnhof ist ein beliebter Ort. Für Nicole ist es die Unterführung. Hier bittet sie Vorbeieilende um ein paar Münzen. Die 23-jährige Slowakin fand nach ihrer Ausbildung keine Anstellung. Sie lebt in einer Unterkunft der deutschen Caritas. Ihr Tagesverdienst liegt zwischen zwanzig und dreissig Franken.»

Ein Bericht von Dorothee Meng bietet einen Blick hinter die Kulissen des Musicals «Seussical», das im Februar 2019 von der Musikschule Rheinfelden/Kaiseraugst im Bahnhofsaal aufgeführt wurde. Eine Kostprobe daraus bildete das musikalische Rahmenprogramm der diesjährigen Neujahrsblatt-Vernissage. So spiegeln die Neujahrsblätter die Vielfalt der Gesellschaft, Geschichte und Kultur von Rheinfelden.


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