«Mich stört die tiefe Wahlbeteiligung»

  30.08.2019 Rheinfelden

NFZ-Wahlserie: Die Fricktaler Nationalratskandidaten im Interview

Eine CO2-Steuer könnte helfen, Innovationen zu fördern, findet Vincent Hohler. Der 27-jährige Projektleiter aus Magden kandidiert für «DU – Die Unabhängigen».

Valentin Zumsteg

NFZ: Herr Hohler, wieso kandidieren Sie für den Nationalrat?
Vincent Hohler:
Taten statt Worte. Mich stört die tiefe Wahlbeteiligung. Viele reden über Politik, wenige engagieren sich, es sind immer dieselben mit einige Ausnahmen. Ich war bisher auf Gemeinde-Ebene politisch aktiv, aber die Schweiz und der Aargau brauchen neue, frische Ideen. Die Menschen müssen wieder an ehrliche Politiker glauben können, so einer bin ich.

Wie wollen Sie sich für die Region einsetzen?
Das Fricktal wird stark durch unsere deutschen Nachbarn beeinflusst. Auf der einen Seite haben wir viele Grenzgänger, die hier arbeiten, auf der anderen Seite kaufen viele von uns regelmässig in Deutschland ein. Ein Dialog mit Deutschland ist also nicht nur auf nationaler Ebene wichtig, sondern eben auch für das Fricktal.

Was halten Sie vom Rahmenabkommen Schweiz-EU?
Fakt ist, dass wir Schweizer auch Europäer sind, das Herz von Europa im Prinzip. Ich bin gegen einen EU-Beitritt, aber ich bin auch gegen das gängige Bild, dass die Schweiz einfach die eigenen Brötchen backen kann. Das Rahmenabkommen unterstütze ich in der heutigen Form nicht, die Kommunikation sowohl national wie international war sehr schlecht.

Braucht die Schweiz neue Kampfjets?
Ja, wir müssen imstande sein, unser Luftgebiet eigenständig kontrollieren zu können. Bei der Anzahl sowie dem Geld muss man aber klar kommunizieren, wozu sie eingesetzt und überhaupt beschafft werden sollen, das ist vielen nach wie vor unklar. Transparenz bei jedem ausgegebenen Franken ist zentral.

Der menschengemachte Klimawandel ist ein viel diskutiertes Thema. Sollen das Autofahren und das Fliegen teurer werden?
Nein, nicht grundsätzlich. Es geht doch darum, dass CO2 einen Preis haben sollte, denn diese Kosten werden heute externalisiert, das geht auf lange Sicht nicht gut. Eine CO2-Steuer könnte helfen, Innovationen zu fördern, hier in der Schweiz, die dann das Portmonnaie eben nicht belasten, sondern entlasten.

Sind Sie für eine schrittweise Erhöhung des Rentenalters?
Ja. Allerdings spreche ich lieber von einer Flexibilisierung. Es darf erstens keine finanzielle Strafe sein, wenn man länger arbeitet. Zweitens ist es wichtig, den ausgeübten Beruf zu berücksichtigen, also ob er physisch belastend ist oder nicht. Und als allererstes muss das Problem der ü50-Arbeitslosigkeit angegangen werden.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
«Die 4-Stunden-Woche». Es gibt in solchen «Business-Büchern» immer wieder sehr wertvolle Tipps, die einem den Alltag einfacher machen. Effizient zu sein hilft, seinen Blick auf die wirklich wichtigen Dinge richten zu können.

Zum Schluss: Was wollten Sie den Fricktalern schon immer mal sagen?
Wir im Fricktal wissen, was offene Grenzen bedeuten, denn wir wohnen an einer und wir wissen auch, dass ein Fokus auf Lösungen zielführender ist als Ignoranz oder Abgrenzung. Wir gehören ebenfalls zu den Top-Pendlerregionen, was eine grosse Herausforderung ist. Deshalb wählt einen echten Fricktaler, der die Politik darauf aufmerksam machen kann.


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