Keine Dragoner mehr – dafür Scharen von Frauen

  30.08.2019 Fricktal

Der Unterfricktalische Kavallerieverein feiert seinen 100. Geburtstag

Am 31. August feiert der Unterfricktalische Kavallerieverein (UFKV) in Möhlin sein 100-Jahr-Jubiläum. Wie der Name schon andeutet, hat der Verein seinen Ursprung im Militärischen: die damaligen Dragoner waren verpflichtet, auch ausserhalb der Dienstzeit mit ihren Pferden regelmässig zu üben. Später wurde die Kavallerie abgeschafft und seither ist der UFKV ein reiner Sportverein für Pferdeliebhaber und vor allem Pferdeliebhaberinnen.

Edi Strub

Auch heutzutage wird im UFKV jeden Tag ernsthaft geübt und trainiert. Man geht nicht einfach etwas reiten. «Selbst bei einem Ausritt in den Wald oder über die Felder ist es wichtig, mit dem Pferd zu arbeiten», wie sich UFKV-Präsident Jakob Lanz ausdrückt. Erst recht natürlich in den Ausbildungs-, Spring- und Dressurkursen. Ziel sei immer, Pferd und Reiter in Harmonie zu vereinen. Das Pferd müsse «durchlässig» gemacht werden, es müsse die Sprache des Reiters zu verstehen lernen. Und umgekehrt: Der Reiter müsse die Signale des Pferdes richtig interpretieren können. Nur so könne er ein guter Reiter werden.

Mit Pferd und Reiter in den Krieg
Früher, als die Mitglieder des Kavallerievereins fast alle Dragoner waren, die ihrer Pflicht als Soldaten und Offiziere nachkamen, ging es vor allem darum, Pferd und Reiter kriegstauglich zu machen. Die Kavallerie war eine gefürchtete Angriffswaffe. Im Galopp übersprang sie die Schützengräben und stiftete mit den blitzenden Säbeln Verwirrung hinter den Linien des Feindes. 1972 jedoch wurden die berittenen Truppen auch in der Schweiz abgeschafft, obschon 430 000 Bürger gefordert hatten, diese Truppengattung beizubehalten. Doch in einer modernen Armee, mit Panzern und schweren Waffen, hatten Pferde keinen Platz mehr. Die Kavallerie wurde abgeschafft. Die Schweizer Armee war die letzte in Europa, die sich vom Pferd verabschiedete.

Immer mehr Frauen
Von nun an war der Kavallerieverein ein Sportverein. Und statt nur Männer stiegen immer häufiger Frauen auf die Pferde. Etwa achtzig Prozent der Vereinsmitglieder und Aktiven seien heute Frauen, sagt Präsident Jakob Lanz. Die meisten, die im Verein reiten, hätten ein eigenes Pferd und ritten aus diesem Grund fast jeden Tag. Das sei für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes unabdingbar – vor allem, wenn es keinen freien Auslauf habe. Die Pferde müssten auch jeden Tag gepflegt, gestriegelt und gefüttert werden. Das sei alles sehr aufwendig, zeitlich und finanziell.

Die grosse Leidenschaft
«Wie ich, verzichten viele auf Ferien in anderen Ländern. Wir fahren stattdessen mit unseren Pferden in den Jura und machen dort stundenlange Ausritte.» Das Pferd ist für die meisten Reiter und Reiterinnen nicht irgendein Hobby, sondern die grosse Leidenschaft. Die emotionale Bindung an das Pferd sei sehr gross. «Wenn das Springen an einem Concours missglückt, suche ich den Fehler nicht einfach beim Pferd, sondern auch bei mir. Wir sind ein Team. Was habe ich falsch gemacht, warum haben wir uns in den entscheidenden Sekunden vor dem Hindernis nicht richtig verstanden? Umso schöner, wenn das Springen geglückt ist, die Harmonie stimmte, das Pferd ‹durchlässig› war.»

Pferde sind teuer
Auch wenn für viele die rund tausend Franken, die ein Pferd im Monat kostet, sehr viel seien und sie sich diese Leidenschaft vom Mund absparen müssten, blieben die meisten dabei, wenn sie einmal vom Virus Pferd befallen seien, sagt Jakob Lanz. Der UFKV hat etwa 190 Mitglieder – rund vierzig von ihnen sind aktive Reiterinnen und Reiter. Der Verein hat im Burstel in Möhlin eine Reithalle und eine Aussenanlage.


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