«Hobelhans’» Gang zum Schafott

  08.08.2019 Fricktal

Die letzte öffentliche Hinrichtung in Laufenburg

Vor 170 Jahren enthauptete der Rheinfelder Scharfrichter Josef Mengis den 35-jährigen Kaister Sebastian Rebmann auf der Laufenburger Burgmatt. Der Mann mit dem Übernamen «Hobelhans» hatte im Hardwald eine Frau überfallen, sie vergewaltigt und dann umgebracht.

Susanne Hörth

Es war ein grausiges Schauspiel, welches am Samstag, dem 12. Mai 1849, auf der Laufenburger Burgmatt geboten wurde. Vielleicht war es gerade dieses Abstossende, das die Menschen aus dem ganzen Fricktal wie auch aus dem benachbarten Deutschland in Scharen nach Laufenburg strömen liess. Sie alle wollten teilhaben an einem Akt, der an jenem Tag vor 170 Jahren zum letzten Mal in der Region durchgeführt wurde: eine öffentliche Hinrichtung. Für Ruhe und Ordnung sorgten über 100 Soldaten und Landjäger. Die grosse Menge verfolgte dann gespannt, wie der Rheinfelder Scharfrichter Josef Mengis mit einem sicheren Schwerthieb den 35-jährigen Kaister Sebastian Rebmann enthauptete.

Für welches Verbrechen musste der Kaister Zimmermann mit seinem Kopf bezahlen? In der Chronik «Kaisten – unser Dorf» ist zu lesen, dass Sebastian Rebmann schon im Alter von 20 Jahren durch verschiedene kleinere Straftaten, vorwiegend Diebstähle, auffiel. Der Mann mit dem Übernamen «Hobelhans» verbrachte später auch einige Jahre im Gefängnis. Zu den Diebstählen gesellten sich im Laufe der Zeit auch Gewaltverbrechen. Im Winter 1849 hatte Rebmann mehrere Frauen im Hardwald überfallen, ihnen ihr Geld entwendet und versucht, sie zu vergewaltigen. Eine der Frauen war aus Mettau. Sie zeigte «Hobelhans» an. Dieser entzog sich aber der Einvernahme und flüchtete. Schon bald darauf, am 1. März 1849, verübte Rebmann seine schlimmste Tat. Er stiess im Hardwald auf Elisabeth Freudemann. Die 37-Jährige sammelte Tannzapfen. «Sofort fasste er den Entschluss, sie zu notzüchtigen und, da sie ihn kannte, zu töten», hält dazu die Kaister Dorfchronik fest.

Die Leiche versteckte der Täter im Dickicht und sich selbst auf dem Heustock seines Nachbarn. Später holte er den toten Körper wieder hervor. Er wollte ihn im Rhein versenken. Das misslang. Der im Geäst hängengebliebene Leichnam wurde entdeckt. Rebmanns anschliessende Flucht dauerte nur kurz. Bereits am 11. März konnte er in einer Allschwiler Wirtschaft verhaftet werden. Er war geständig und sass im Laufenburger Gefängnis ein. Wegen Raubes, Notzucht und gemeinen Mordes wurde er zum Tode verurteilt. Eine daraufhin von seinem Verteidiger geforderte lebenslängliche Zuchthausstrafe lehnte der Grosse Rat ab.

Gang durch die Altstadt
Und so endete das Leben von Sebastian Rebmann am 12. Mai 1849. Zuvor war ihm auf einer auf dem Marktplatz aufgestellten Tribüne der Vollzug des Urteils mitgeteilt worden. Geistlichen Beistand erhielt er von Pfarrherren aus Kaisten, Laufenburg und Gansingen. Der letzte Gang des Verurteilten, begleitet von viel schaulustigem Volk, führte vom Marktplatz hinauf zur Burgmatt. Dort wartete bereits Scharfrichter Mengis. Der enthauptete Straftäter Rebmann wurde in einer Grube auf dem alten Friedhof in Laufenburg versenkt. «Der Amtsweibel überwachte die Beerdigung und die anschliessende Verebnung des Platzes durch Rasenstücke», hält «Kaisten – unser Dorf» zu letzten öffentlichen Hinrichtung in der Region abschliessend fest


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