«Gesetzesentwurf gefährdet Versorgung in den Regionen»

  27.12.2018 Rheinfelden

Die GZF-Verantwortlichen lehnen den Entwurf zum neuen Spitalgesetz ab

Katharina Hirt, Verwaltungsratspräsidentin beim Gesundheitszentrum Fricktal (GZF), äussert sich zu den Veränderungen in der Spitallandschaft.

Susanne Hörth

NFZ: Frau Hirt, wenn Sie das nun bald zu Ende gehende Jahr mit einem Satz beschreiben müssten, wie würde dieser lauten?
Katharina Hirt:
Das Jahr 2018 wird als sehr intensives und dynamisches Jahr in die Annalen gehen.

Schon früh in diesem Jahr wusste man beim GZF, dass es am Standort Laufenburg eine Veränderung geben wird. Seit Juni wird dort nun nicht mehr operiert. Wie hat sich diese Massnahme bisher auf das Spital in Laufenburg ausgewirkt?
Diese zeitgemässe, richtungsweisende Lösung – entsprechend dem gesundheitspolitischen Zeitgeist im Sinne der Politik – wurde in Laufenburg sehr rasch und reibungslos verinnerlicht. Da ausschliesslich die operative Chirurgie in Rheinfelden konzentriert wurde, sind sowohl Patienten als auch die ansässigen Ärzte im oberen Fricktal sehr zufrieden. Die Rückmeldungen sind positiv.

Somit sind die Hausärzte bei der Überweisung der Patienten ins Spital Laufenburg nicht zurückhaltender geworden?
Keineswegs, die Zuweisungen sind vorwiegend stabil geblieben, was auch die Zahlen in Laufenburg bestätigen. Dennoch möchte ich betonen, dass wir weiterhin auf die Unterstützung und das Vertrauen sowohl der Bevölkerung als auch der zuweisenden Ärzte im oberen Fricktal angewiesen sind.

Das Rad dreht weiter. Das Aargauer Spitalgesetz wird revidiert und die Vision Spitallandschaft 2035 ist auf dem Radar. Man redet einerseits immer davon, wie wichtig eine gute, regionale Gesundheitsversorgung ist. Andererseits hängen kantonale Vorgaben wie ein Damoklesschwert über den Regionalspitälern. Alle wissen, wie wichtig eine gute und möglichst schnell erreichbare Gesundheitsversorgung ist, trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass gerade kleinere Regionalspitäler einen ständigen Kampf ums Überleben führen müssen. Stimmt diese äussere Wahrnehmung?
Alle Leistungserbringer – von den Regionalspitäler bis zu den Kantonsspitälern und Privatkliniken – sind von einem gesundheitspolitischen Diskurs betroffen, der primär anhand der Gesundheitskosten geführt wird. Zentralisierung wird dabei pauschal mit Sparen gleichgesetzt. Diese einseitige und undifferenzierte Debatte ist nicht zielführend.

Was sonst?
Primär sollten die Versorgungsqualität und die Versorgungssicherheit – gerade in den Regionen – im Vordergrund stehen. Dabei soll die Versorgung dort erbracht werden, wo sie qualitativ hochwertig und wirtschaftlich effizient möglich ist – unabhängig von der Art des Spitals. Nur so kann weiterhin eine gute, flächendeckende Gesundheitsversorgung gewährleistet werden. So eine weitreichende Vision muss zwingend breit abgestimmt sein, deshalb lehnen wir den Gesetzesentwurf in seiner jetzigen Form klar ab. Bei einer Annahme des Gesetzes würden die Regionalspitäler in ambulante Tageskliniken umfunktioniert und die Patienten müssten für stationäre Aufenthalte nach Aarau, Baden, Liestal oder Basel reisen. Kurz: die Versorgung in den Regionen wäre gefährdet!


«Wandel und Herausforderungen gab es immer»

Interview mit GZF-Verwaltungsratspräsidentin Katharina Hirt

Schon seit mehr als drei Jahrzehnten engagiert sich Katharina Hirt für das Gesundheitszentrum Fricktal (GZF). Energie auftanken kann die GZF-Verwaltungsratspräsidentin in ihrem Rebberg. «Die Arbeit in den Reben hat etwas Meditatives», sagt sie.

Susanne Hörth

NFZ: Frau Hirt, Sie begleiten das Gesundheitszentrum Fricktal mit seinen beiden Spitälern in Rheinfelden und Laufenburg schon seit vielen Jahren. Was verbindet Sie damit?

Katharina Hirt: Ich habe 32 Jahre lang diverse Funktionen am GZF innegehabt, zuletzt als Leiterin Pflegedienst und Stellvertretende CEO sowie Verantwortliche für die Bauprojekte. Seit Mai 2017 bin ich Verwaltungsratspräsidentin.

Also ein prall gefüllter Erfahrungsrucksack.
Ja. In den unterschiedlichen Rollen konnte ich meine Erfahrungen sowie eine Prise Ruhe und Besonnenheit einbringen. Nebst einer ausgesprochenen Freude an den zahlreichen Aufgaben und Herausforderungen hatte ich immer auch eine grosse Leidenschaft für unser Haus und insbesondere für die Menschen. Geteilte, beständige Werte verbinden mich auch nach über 30 Jahren sehr stark mit dem GZF.

Sie haben erwähnt, dass das Jahr 2018 ein sehr intensives Jahr war. War es auch ein besonders schwieriges für das GZF, oder gab es auch zuvor schon viele Hürden zu meistern?
Wandel und Herausforderungen gab es immer – das wird sich auch in Zukunft kaum ändern.

Was hat sich verändert?
Deutlich zugenommen haben das Tempo und die Kurzfristigkeit der Veränderungen sowie die Komplexität der Zusammenhänge. Insbesondere die gesundheitspolitischen Diskussionen haben sich stark verdichtet. Das Jahr 2018 kann man als Paradebeispiel hierfür nennen.

Eine Veränderung hat es ja auch beim GZF-Standort Laufenburg gegeben. Hier wird seit Juli nicht mehr operiert. Wie erleben Sie seither die Reaktionen aus der Bevölkerung?
Überraschend gut. Was wir aber feststellen, ist, dass viele Leute noch immer nicht genau wissen, was sich genau verändert hat. Auch nicht, dass ausser den Operationen in Laufenburg alles wie bisher angeboten wird. Wir wollen hier mit gezielten Informationen die Bevölkerung noch besser erreichen.

Wie soll diese Information aussehen?
Wir planen im nächsten Jahr eine Informationskampagne in Print- und Online-Medien, um die Bevölkerung über das umfassende Angebot im Spital Laufenburg zu orientieren.

Haben Sie je das Gefühl gehabt, gegen Windmühlen zu kämpfen oder sind Sie nach wie vor über- zeugt, dass sich der grosse Einsatz für das GZF auf jeden Fall lohnt?
Der Einsatz und das Engagement des gesamten Managements und des Verwaltungsrates des GZF erfolgt zum Wohle der Patienten und unserer wachsenden Region Fricktal. Das lohnt sich zweifelsohne in jedem Fall. Wachsende Patientenzahlen und eine breite Unterstützung in unserer Region sind wichtige Signale und spornen enorm an, auch mal Hürden mit Elan und Zuversicht anzugehen!

Das GZF ist eine Unternehmung mit fast 1000 Mitarbeitern verteilt auf die zwei Spitäler, integrierten Pflegeheimen, Hausarztpraxen und Fachärztehaus. Die Verantwortung, diese Unternehmung in die richtige Richtung zu steuern ist gross. Gross ist auch die Erwartung der Öffentlichkeit, wenn es um Informationen und Transparenz in Bezug auf «ihre» Spitäler geht. Wie begegnen Sie dieser Erwartungshaltung?
Transparenz gehört zu unseren sechs Grundwerten. Diese in unserem Alltag vorzuleben, ist für uns von grosser Bedeutung. So informieren wir stets zeitnah über wichtige Neuerungen am GZF, wenn diese von Interesse für unsere Patienten, die ansässigen Hausärzte und die Fricktaler Bevölkerung sind. Es ist allerdings hinzuzufügen, dass wirtschaftlich unabhängige Unternehmungen ihre Kommunikation selbstbestimmt gestalten. Transparenz hat also auch Grenzen und ist nicht mit bedingungslosem Informationszwang gleichzusetzen.

Was glauben Sie, wie sieht die Spitallandschaft im Jahr 2030 aus?
In Anbetracht des schnellen Wandels scheint mir eine Prognose über 12 Jahre im Voraus nicht sehr zielführend. Wichtig ist, dass jetzt die richtigen Weichen für eine gute Gesundheitsversorgung gestellt werden – gerade in den Regionen.

In der vom GZF herausgegebenen Revue «Hey, Alter» schreibt CEO Anneliese Seiler, das GZF sei als heutiges Konstrukt gerade einmal 19 Jahre jung. Die Geschichte der beiden Spitäler – quasi das Gerippe der Unternehmung GZF – schon über 100 Jahre alt. Sie greifen diese Aussage auf und betonen, dass das junge GZF trotz der alten Knochen fit und agil sei, sich im Wachstum befindet. Wie darf man sich dieses Wachstum vorstellen?
Wie Frau Seiler in der Revue sehr treffend formuliert, hat sich das GZF in den vergangenen Jahren sehr stark entwickelt und hat sich zu einem modernen Gesundheitsdienstleister mit einem Jahresumsatz von rund 115 Millionen Franken, 970 Mitarbeitenden und sieben Standorten in der Region entwickelt – daran ist das andauernde Wachstum der letzten Jahre besonders schön zu erkennen.

Käthi Hirt kennt man auch als eine versierte Weinkennerin. Kommen Sie neben der Aufgabe als VR-Präsidentin beim GZF noch dazu, Ihre Reben zu pflegen, Ihre Leidenschaft für den Wein zu pflegen?
Ja, dafür nehme ich mir regelmässig bewusst Zeit. Die Arbeit in den Reben hat etwas Meditatives. Dort kann ich entspannen und gleichzeitig Energie auftanken.

GZF am Gemeindeseminar Fricktal
Anneliese Seiler, CEO und Katharina Hirt, Präsidentin des Verwaltungsrats werden am zweiten Tag des Fricktaler Gemeindeseminars, am 24. Januar 2019, in Frick über die Gesundheitsversorgung in den Regionen, insbesondere im Fricktal, referieren. Zu den weiteren Referenten zum Thema Gesundheitsversorgung gehört auch Regierungsrätin Franziska Roth.

Wie haben Sie das Weinjahr 2018 erlebt?
Das regnerische Frühjahr sorgte für genügend Wasser während diesem extrem heissen Sommer.

Es gab keinen Frost und keine Kirschessigfliegen. Das Ergebnis: keine Fäulnis! Jede Traube war wunderbar schön – ein Traum! Das Jahr 2018 kann somit als grossartiges Jahr bezeichnet werden. Eins, das auch Hobbywinzer nicht kalt lässt!

Wie wird der Jahrgang 2018?
Die Winzer werden die Erfahrungen der Referenzjahre 2003 und 2009 einbringen und somit eine bessere Kelterung erzielen. Das Verhältnis zwischen Frucht und Säure wird sehr gut zur Geltung kommen. Es wird somit ein wunderbares Jahr – wir freuen uns schon darauf, mit einem edlen Tropfen dieses Jahrgangs anzustossen!

Was sind für Sie wichtige Werte im Leben?
Mir sind Loyalität, Ehrlichkeit, Demut, Begeisterung und Ästhetik besonders wichtig.

Welche Ziele haben Sie sich für das kommende Jahr gesetzt?
Das GZF soll weiterhin gut auf Kurs bleiben und sich wie bis anhin positiv weiterentwickeln. Wir wollen an dem weiterarbeiten, was wir jahrelang aufgebaut haben.

Privat habe ich mir vorgenommen, meine Freundschaften weiterhin gut zu pflegen und mir bewusst Zeit dafür zu nehmen.

Welche Wünsche haben Sie fürs 2019?
Das wichtigste ist doch, gesund und zufrieden zu sein! Das wünsche ich mir – für mich selber und für alle anderen natürlich auch!


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