«Durch ihre Kämpfernatur können Sportler mit Behinderung viel mehr leisten»
09.03.2018 SportFrancesca Brenni ist zum ersten Mal als Sportphysiotherapeutin für das Schweizer Ski-Team an den Paralympics
Die Mumpferin Francesca Brenni betreut das Schweizer Ski-Team im Pyeonchang, wo heute Freitag die Paralympics beginnen. Sie schätzt den engen Austausch mit den Athletinnen und Athleten.
Clara Rohr-Willers
Es gab eine Zeit, als die Physiotherapeutin Francesca Brenni ihren Beruf an den Nagel hängen wollte. «Als Sportphysiotherapeut kannst du nicht viel beeinflussen», erklärt sie. «Du gehst hin, massierst die Sportler nach dem Match und gehst nach Hause.» Als sie 2014 ihre Arbeit an der Rehaklinik Bellikon aufnahm, tauchte sie in die Welt des Behindertensports. «Ich verliebte mich in diese Welt», sagt Francesca Brenni am Telefon in Pyeonchang, wo sie bis zum 19. März das Schweizer Ski-Team für die Paralympics betreut.
«Auf der Piste zählt meine Anwesenheit»
In Pyeonchang sei sie für ein kleines Team mit sechs Athleten und einer Athletin verantwortlich. Drei sitzende und vier stehende Skifahrer. «Auf der Piste zählt meine Anwesenheit», sagt Francesca Brenni. Nach dem Frühstück begleite sie die Sportler zur Piste und bleibe am Start. Gerade an Wettkämpfen müsse sie jeder Zeit bereit sein. «Nach dem Ende fahren alle hinunter zum Hotel, wo ich mich um die Sportlerin und die Sportler kümmere», schildert die 40-jährige Sportphysiotherapeutin.
«Die Paralympics sind eine gute Möglichkeit, sich als Team zu zeigen»
«Am meisten schätze ich den Austausch mit den Athletinnen und Athleten», sagt Francesca Brenni. Sie erfahre viel Respekt und Wertschätzung von den Sportlerinnen und Sportlern. Auch könne sie wertvolle Tipps geben für ihr tägliches Leben. «Es kommt viel zurück», so die sympathische Fricktalerin. Mit Geld sei diese Dankbarkeit nicht zu messen.
Hohe Berge gebe es in Pyeonchang nicht. Eine Tatsache, welche Francesca Brenni befremdet. «Ich bin weit weg von meiner alpinen Heimat und die Gegend kommt mir komisch vor», schildert Francesca Brenni. Immerhin habe es dieses Jahr Schnee. Bei den Vorbereitungen im letzten Jahr fehlte auch dieser. Was aber die Organisation betreffe, gebe es nichts zu beklagen. «Alle sind super vorbereitet», sagt die Physiotherapeutin. Die Paralympics ermögliche dem Team, sich zu zeigen. Sponsoren hätten sie nicht besonders viele.
«Ich kümmere mich um die Welt»
Seit 2014 arbeitet Francesca Brenni für das Swiss Paralympic Ski-Team. «Da ich drei Landesprachen beherrsche, Sportphysiotherapeutin und Skilehrerin bin, habe ich gewisse Vorteile», sagt sie am Telefon. Doch um diesem Traum nachzugehen, musste sie eine Stelle finden, die ihr einen gewissen Freiraum ermöglicht. «In Basel arbeite ich seit 2017 als selbständige Sportphysiotherapeutin unter dem Namen «Agility Sportphysio», so die 40-jährige Mumpferin mit Tessiner Wurzeln. Ebenfalls sei sie seit August 2017 für ein Nachwuchsprojekt bei «Plussport», dem Behindertensport Schweiz, zuständig. «Ich unterstütze Menschen mit einer körperlichen Behinderung dabei, Sport wieder auf einem hohen Niveau zu betreiben», schildert Francesca Brenni.
«Sie sind wahre Kämpferinnen und Kämpfer: Das liebe ich!»
Sie kümmere sich um die Welt, sagt die Sportlerin und Therapeutin im Interview. Ihr Engagement für andere Menschen gründe in erster Linie in ihrer Erziehung. «Für meine Mutter sind Emotionen ernst zu nehmen. Mein Vater wiederum lehrte mich, grundsätzlich sachlich und fachkompetent zu reagieren», so Francesca Brenni. Sie selber sei eine Mischung aus beiden. Beim Behindertensport gilt das Motto: Alles ist möglich! «Behinderte können viel mehr leisten, als wir ihnen zutrauen», schildert Francesca Brenni. «Menschen, die früh lernen, für etwas zu kämpfen, sind ungeheuer stark!»