Die Frau im Speakerhaus
27.02.2018 RheinfeldenHelena Polak Stäubli ist die Stimme des EHC Rheinfelden
Durch ihre Söhne Philipp Stäubli und Raffael Stäubli ist Helena Polak Stäubli zum Eishockeysport gekommen. Seit einigen Jahren schon wirkt sie als Speakerin beim ambitionierten Zweitligisten EHC Rheinfelden. Wir haben sie zu ihrem nicht ganz einfachen Hobby befragt.
Lukas Müller
Im Jahre 1993 hat alles begonnen. Damals begleitete Helena Polak Stäubli ihren älteren Sohn, den damals fünfjährigen Philipp, auf die Kunsteisbahn Rheinfelden zum Eishockeyspielen. Zwei Jahre später griff auch der jüngere Sohn Raffael ebenfalls mit fünf Jahren zum Eishockeystock. «Seit diesen Zeiten betreiben meine beiden Söhne den Eishockeysport mit grossem Engagement», berichtet Helena Polak Stäubli, und ein gewisser Stolz ist ihr anzumerken. Bis zu den Elite-Junioren, so die Eishockeymutter weiter, jagten ihre Sprösslinge in Basel dem Puck nach. Philipp spielte auch zwei Jahre mit dem EHC Basel in der Nationalliga B unter Trainer Kari Rauhanen und dann wieder in der ersten Liga als Mitglied der Zentralschweizer Gruppe. Raphael spielte in der der ersten Liga in Zunzgen/Sissach unter Heiri Moser. Doch jetzt sind Philipp Stäubli (bald 30) und Raffael Stäubli (27) beide wieder bei ihrem Stammverein tätig, beim momentan in der zweiten Liga erfolgreich tätigen EHC Rheinfelden.
Sorgfältiges Arbeiten ist wichtig
Rund um die Spiele herum hat die auch im Vorstand des Clubs tätige Helena Polak Stäubli viel zu tun. Sie wirkt als Speakerin und Matchblattführerin. Zwischendurch speakerte sie auch längere Zeit in Basel, aber Rheinfelden hatte für sie immer Priorität. Wer heutzutage in den höheren Ligen bei Eishockeyspielen am Mikrophon sitzen will, muss zuerst einmal einen Kurs besuchen und einige Grundregeln beachten. «Es gibt klare Richtlinien für Speaker», berichtet die sympathische Frau. «Man muss jederzeit fair und neutral sein, zudem sollte man pünktlich sein, und sich auf jeden Einsatz gut vorbereiten. Sorgfältiges Arbeiten ist wichtig, und man sollte auch über Eishockey-Regelkenntnisse verfügen. Auch wenn es hoch zu und hergeht auf dem Eis und wenn es Strafen hagelt muss man stets ruhig bleiben. Man muss den Schiedsrichter achten und sollte das Publikum nicht aufheizen.» Helena Polak Stäubli gelingen diese Dinge gut, sie findet grossen Gefallen an ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Gibt es im Dasein einer Speakerin auch heiklere Momente? «Ja die gibt es, wenn zum Beispiel einer meiner Söhne auf die Strafbank muss, dann ist das für mich schwieriger als wenn ein anderer eine Strafe bekommt. Ich übe mich in solchen Fällen vornehmer Zurückhaltung.»
Der zuverlässigen Speakerin ist in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass den Matchbesuchern oft überhaupt nicht bewusst ist, welch grosse Arbeit im Speakerhäuschen geleistet wird. «Ohne uns, den drei Frauen im Hüsli (Helena Polak Stäubli, Claudia Lenz, Stefanie Basler), gibt es kein Spiel. Das Zusammenspiel von uns mit dem Schiedsrichter-Duo (2. Liga) ist ganz entscheidend für die reibungslose Durchführung einer Eishockeypartie. Während dem ganzen Match muss das Team vom Speakerhäuschen voll bei der Sache sein. Fehlt eine meiner Kolleginnen, muss ich selber neben der Durchsage von Mannschaftsaufstellungen, Toren, Assists und Strafen auch das Matchblatt online führen. Die von mir eingegebenen Daten werden vom Eishockeyverband direkt publiziert. Man kann sie live und in Echtzeit auf dem Handy oder Computer abfragen. Bei jedem Bully und Spielunterbruch spiele ich zudem Pausenmusik ein. Das ist am Anfang ziemlich knifflig, aber mit der Zeit beherrscht man das sehr gut.» Zusätzlich zu ihrem Speaker-Job betreut Helena Polak Stäubli gemeinsam mit ihrer Kollegin Yvonne Boss auch noch die neu entstandene Fan-Bewegung. Stoff-Fähnli haben sie hergestellt, Banner haben sie herstellen lassen, auf eigene Kosten notabene, und sie planen auch die Beschaffung von Fan-Schals, die die EHC Rheinfelden-Anhänger dann bei den Spielen tragen können. In der jetzigen Saison ist Rheinfelden bekanntlich gross im Schuss.
Und niemand kann sie bremsen
Eishockey, 2. Liga-Playoff: EHC Rheinfelden steht im Finale
Die Rheinfelder sind auf dem kürzest möglichen Weg ins Finale gestürmt. Der sensationelle Gewinn des Meistertitels ist jetzt ganz nah.
Ronny Wittenwiler
Hitchcock führte Regie, den Oscar für ein an Spannung kaum zu überbietendes Drehbuch holten sich beide Teams ab. Der EHC Rheinfelden und der EHC Zunzgen-Sissach lieferten sich in zwei Playoff-Halbfinals einen veritablen Schlagabtausch – und beide Male siegten die Fricktaler. Kurzum: Die Rheinfelder Mannschaft um Spielertrainer Thomas Keller ist diese Saison einfach nicht zu bremsen. Der EHCR ist seit 24 Partien ungeschlagen.
Heimsieg in letzter Minute
Über 350 Zuschauer waren am Donnerstag auf die Kunsteisbahn gekommen, und sie wurden Zeuge, wie Rheinfelden das Spiel in extremis noch zu drehen vermochte. Erst eine Minute vor Schluss buchte Captain Ken Steiner den 5:4-Siegtreffer. Notabene, rund zweieinhalb Minuten vor Ende lag Rheinfelden noch mit 3:4 im Hintertreffen. Wieder einmal bewiesen die Fricktaler Moral, jenen Siegeswillen, der schliesslich dazu führte, dass bereits am Samstag nach der zweiten Partie, diesmal in Sissach, der Einzug ins Playoff-Finale Tatsache war.
So lief das Auswärtsspiel
Nach dem ersten Drittel lag der EHC Rheinfelden durch Tore von Maillard und Müller mit 2:1 in Front. Im zweiten Drittel gelang den Sissachern vor 420 Zuschauern schliesslich der Ausgleich und gleich zu Beginn des Schlussdrittels drohte die Partie zu kippen, Zunzgen-Sissach ging mit 3:2 in Führung. «Wir wussten, dass es kein Showlaufen werden würde», sagt Rheinfeldens Captain Ken Steiner zur NFZ, der für die Halbfinalserie gerade noch rechtzeitig fit geworden war. Aufgrund einer Knieverletzung konnte Steiner sechs Wochen nicht trainieren und doch hatte er wesentlichen Anteil am Rheinfelder Erfolg: Nachdem er zuerst im Heimspiel für den Siegtreffer in letzter Minute verantwortlich war, erzielte er in Sissach das 3:3, das schliesslich Rheinfelden in die Verlängerung brachte. «Eishockey verlernst du nicht», sagt Steiner, angesprochen auf seine formidable Rückkehr nach der Verletzung. «Es ergeben sich immer Chancen, wenn du schön freigespielt wirst.» Was er damit auch sagen möchte: Ohne Qualität dieser gesamten Mannschaft wäre ein solches Comeback schon gar nicht möglich gewesen. Die Overtime war dann eine kurze Angelegenheit: Nach 27 Sekunden war Spielertrainer Thomas Keller für den 4:3-Sieg besorgt.
Nächster Halt: Finale
«Es braucht immer auch ein wenig Glück», sagt Präsident und Sportchef Hansueli Tischhauser. «Doch unterm Strich waren wir in dieser Serie cleverer als der Gegner. Und wer 24 Spiele hintereinander gewinnt, kann nicht allein nur Glück beanspruchen. Diese Mannschaft hat ein grosses Selbstvertrauen, sie marschiert und jeder kämpft für den andern. Und sie glaubt eben auch nach einem Rückstand an den Sieg.»
Und so marschiert der EHC Rheinfelden unbeirrt weiter. Nächster Halt: Playoff-Finale. Die Fricktaler treffen entweder auf den Titelverteidiger SC Freimettigen oder auf den EHC Mirchel. Das entscheidende dritte Spiel zwischen den beiden Mannschaften fand gestern Montagabend (nach Redaktionsschluss) statt. Das Playoff-Finale wird in einer Serie Best-of-Five ausgetragen. Damit ist jetzt schon klar: Der EHC Rheinfelden wird erstmals in diesen Playoffs mehr als «nur» zwei Spiele für eine Entscheidung benötigen – unabhängig ob Sieg oder Niederlage. Ken Steiner blickt kurz zurück und spricht von einer «super Stimmung gegen Sissach, einem Derby, das immer fair war und einfach Spass machte.» Und dann richtet er den Fokus bereits auf die kommende Aufgabe. «Okay, wer bislang alle Saisonspiele gewonnen hat, geht wohl auf dem Papier als Favorit in diese Finalserie. Das spielt aber keine Rolle. Wir wissen nicht, was uns erwartet. Schliesslich ist es nicht einfach, die Stärke dieser anderen Gruppe einzuschätzen.» Es ist angerichtet. Der EHC greift nach der Krone. Auf dem Weg dorthin konnte ihn bislang niemand bremsen. Der Meistertitel ist ganz nah.
Das erste Playoff-Finalspiel findet übermorgen Donnerstag, 20.15 Uhr, auf der Kunsteisbahn Rheinfelden statt.