Wo Geschichte lebendig wird

  20.10.2020 Fricktal, Wallbach/Mumpf

Wo Geschichte lebendig wird

 

Die neue Jahresschrift «Vom Jura zum Schwarzwald» ist fertig

Seit 1925 leistet die Fricktalisch-Badische Vereinigung für Heimatkunde mit ihrer Schrift «Vom Jura zum Schwarzwald» einen grenzüberschreitenden Beitrag zur Geschichte und Kultur in der Region. In illustrierten Berichten mit wissenschaftlichem Anspruch werden darin die geschichtlichen und heimatkundlichen Forschungen vorgestellt. Soeben ist die 93. Ausgabe erschienen.

Hildegard Siebold

In einer kleinen, der Corona-Pandemie geschuldeten Vernissage, stellten die Verantwortlichen die aktuelle Ausgabe am Freitag im Saal der Mehrzweckanlage Burgmatt in Mumpf vor. Sechs Autoren haben ihre Gedanken zu Papier gebracht, ihnen galt der besondere Dank von Präsident David Wälchli. Und dem Historiker Linus Hüsser, der die Jahresschrift koordiniert. «So ein Heft ist immer eine kleine Sammelgeburt», erklärte Wälchli. Und da leiste Linus Hüsser tolle Arbeit. Herausgekommen ist ein Werk mit vier geschichtlichen Beiträgen, dessen Titelbild vom Gasthaus «Anker» in Mumpf mit der Mumpfer Fluh im Hintergrund Bezug nimmt auf den Hauptartikel. Darin fassen die Autoren Peter Andrew Schwarz von der Uni Basel und Valentin Häseli die bisherigen und neuen Erkenntnisse zum «römischen Mumpf» zusammen. Der Ortsname, so erklärte Wälchli, soll römischen Ursprungs sein, abgeleitet aus dem lateinischen «ad montem firmum», was so viel bedeutet wie «beim starken Berg». Gemeint ist die Mumpfer Fluh. Und schon lange seien die Spuren eines befestigten römischen Magazins beim Gasthaus Anker bekannt: Die Mauern des Gebäudes stehen teilweise direkt auf den Resten des einzigartigen Bauwerks aus der Spätantike. In ihrer Schrift «Altes und Neues zur spätantiken Magazinstation Mumpf-Burg» nehmen die beiden Autoren die Geschichte der Entdeckung und Erforschung genauer unter die Lupe.

Geschichten jenseits des Rheins
«Die Nachbarschaft am Hochrhein im Zeichen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71» beleuchtet der Historiker Andreas Weiss aus Tuttlingen. Er begann im Juli 1870 mit einer Kriegserklärung des französischen Kaisers Louis Napoleon III.
– notabene ein Schweizer Bürger – an Preussen und endete mit einer Niederlage Frankreichs. In seinem Beitrag erzählt Weiss vom tiefen Einschnitt, den der Krieg zwischen den beiden Hochrheinufern bewirkte.

Bereits mehrfach bereicherte die Bad Säckinger Historikerin Adelheid Land die Jahresschrift mit ihren Geschichten. In der jüngsten Ausgabe erzählt sie von einem Ausflug der Säckinger Stiftsfrauen in die Sommerfrische: Die Badenfahrt führte die Damen 1853 ins neu entdeckte Luthern Bad im Luzerner Napfgebiet. Anhand von detaillierten Abrechnungen der Badenfahrt aus dem Säckinger Stiftsarchiv hat Adelheid Lang einen informativen Beitrag verfasst. Von der Rettung eins historischen Bauernhauses erzählt der abschliessende Part von Georg Kirschbaum und Florian Rauch. Sie schildern, wie das «Zechenwihler Hotzenhaus» im badischen Niederhof in einem Jahrzehnt intensiver Planung und Arbeit zum Kulturzentrum umgebaut wird. Galten die Anstrengungen des Fördervereins Zechenwihler Hotzenhaus anfänglich vor allem dem geglückten Erhalt des Kulturdenkmals, soll das Haus nach der voraussichtlich im Herbst abgeschlossenen Sanierung zu neuem Leben erwachen und zugleich historisch erlebbar bleiben. Neben den Artikeln birgt die Schrift Jahresberichte unter anderem von der Fricktalisch-Badischen Vereinigung sowie interessante Buchbesprechungen und eine Ortschronik vom badischen Karsau zum 750-jährigen Ortsjubiläum.

Die Jahresschrift kann bei der Fricktalisch-Badischen Vereinigung Hochrhein unter www.fbvh.org bestellt werden.


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