Heisse Diskussion um Wärmepumpe
21.08.2020 KaiseraugstDer Kaiseraugster Gemeinderat ist mit seinem Antrag für die Installation von Wärmepumpen bei der Schulanlage Liebrüti gescheitert. Die Mehrheit der Stimmbürger will weiterhin auf Fernwärme setzen.
Valentin Zumsteg
Es war eine besondere Gemeindeversammlung am Mittwochabend in Kaiseraugst: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten Masken als Schutz vor einer Corona-Ansteckung tragen. «Es ist schön, sie alle zu sehen», sagte Gemeindepräsidentin Françoise Moser. Insgesamt 136 der 3222 Stimmbürger nahmen an der Versammlung in der Turnhalle Dorf teil. «Das sind mehr als erwartet», freute sich Moser.
«Bitte keine Experimente»
Die Maskenpflicht war unangenehm, sie wirkte sich aber nicht auf die Diskussionsfreudigkeit aus. Allerdings gab nur ein Traktandum richtig zu reden: die geplante neue Heizung für das Schulhaus und die Turnhalle Liebrüti. Diese Gebäude werden gegenwärtig mit Fernwärme beheizt, welche von der Roche AG stammt. Gemäss Gemeinderat wird die Wärmelieferung aber in absehbarer Zeit eingestellt. Ursprünglich beabsichtigte die Gemeinde, auf diesen Zeitpunkt auf den Wärmeverbund der AEW Energie AG umzusteigen. Die neue Wärmezentrale der AEW wird mit Altholz, Holzschnitzel und bei Spitzenlast mit Heizöl betrieben. Dieser letzte Punkt hat beim Gemeinderat zu einem Umdenken geführt. «Da die AEW teilweise auf Heizöl zurückgreift, wurden diverse Abklärungen betreffend Energieversorgung aus erneuerbaren Energien, welche CO2neutral sind, durchgeführt», erklärte Gemeinderat Jean Frey. Aus Sicht der Gemeinde ist eine Versorgung mit zwei Luft-/Wasser-Wärmepumpen die bessere Lösung. Diese würden in der Anschaffung rund 750000 Franken kosten. Im Gegensatz dazu ist beim Fernwärmeverbund keine Investition seitens der Gemeinde nötig, es fallen nur die jährlichen Heizkosten an. «Auf 20 Jahre gerechnet entsprechen die Kosten für die Wärmepumpen in etwa jenen der Fernwärme. Danach sind die Kosten für die Wärmepumpen tiefer», so Frey. Er betonte: «Aus Sicht des Gemeinderates sind die Wärmepumpen die umweltfreundlichere Wahl und längerfristig kostengünstiger.»
Das sah alt Gemeinderat Meinrad Schmid anders. «Wir haben 45 Jahre lang problemlos Fernwärme von Roche bezogen. Das wird auch die nächsten Jahrzehnte mit der AEW klappen.» Mit den 750 000 Franken könne man sinnvollere Energiemassnahmen ergreifen. «Das ist Geld von uns allen, also bitte keine Experimente. Ich bin nicht optimistisch, dass die Wärmepumpen viel länger als 20 Jahre halten.» Deswegen sprach er sich gegen das Projekt und den Kredit aus. Andere Votanten äusserten sich ebenfalls kritisch: «Der Fernwärmeverbund der AEW ist ein tolles Projekt. Beim Abschluss des Konzessionsvertrags hat der Gemeinderat der AEW seine Unterstützung zugesagt. Es geht nicht, dass sich die Gemeinde jetzt nicht mehr an ihr Wort hält», erklärte Fabian Mombelli, Geschäftsführer der Rewag AG, welche das Holz für die AEW-Wärmezentrale liefern wird. Andere wiesen darauf hin, dass sich die Technik schnell entwickelt und die heutigen Wärmepumpen in 20 Jahren veraltet sein werden.
Antrag des Gemeinderates versenkt
In der Abstimmung war die Sache klar: Der vom Gemeinderat beantragte Kredit von 750 000 Franken für Wärmepumpen in der Liebrüti wurde mit grossem Mehr abgelehnt. Der Gemeinderat muss also wieder auf den Wärmeverbund der AEW setzen und entsprechende Gespräche aufnehmen. Deutliche Zustimmung erhielt ein Überweisungsantrag von Meinrad Schmid. Damit wird der Gemeinderat beauftragt, ein Programm aufzugleisen, um in Einfamilienhaus-Quartieren Wärmepumpen in Verbindung mit Photovoltaik-Anlagen zu fördern. Weiter soll der Gemeinderat Wege finden, wie der AEW-Wärmeverbund in sämtlichen Quartieren der Gemeinde gezielt gefördert werden kann.
Die übrigen Geschäfte gingen diskussionslos über die Bühne: Die Versammlung genehmigte die erfreuliche Jahresrechnung 2019, die Sanierung des Gemeindehauses für 980 000 Franken sowie den Bau des neuen Kindergartens Wurmisweg-West. Entgegen der Tradition gab es im Anschluss an die Versammlung keinen Apéro – dieser fiel, wie so vieles, dem Virus zum Opfer.